Menschen mit Diabetes haben oft gleichzeitig Probleme mit ihrer Haut. Hauttrockenheit beispielsweise kann Juckreiz und dadurch Ekzeme verursachen. Heidi Heinhold hat die wichtigsten Fakten zusammengefasst.
Die Haut ist und bleibt in allen Altersstufen das größte menschliche Organ mit vielfältigen aktiven und passiven Funktionen. Die grobe Gliederung unterscheidet:
1. Epidermis (Oberhaut): Gefäßreicher Anteil der Haut aus mehrschichtigem verhornendem Plattenepithel (Dicke 0,5–5 mm). Sie ist an mechanisch besonders beanspruchten Stellen wie Handflächen und Fußsohlen stärksten ausgebildet und ist ihrerseits gegliedert in Hornschicht (Stratum corneum), Glanzschicht (Stratum lucidum), Keimschicht (Stratum germinativum) mit den weiteren Schichten Körnerzellenschicht (Stratum granulosum), Stachelzellschicht (Stratum spinosum) und Basalzellschicht. In letzterer findet die Zellteilung statt und von dort aus schieben sich die Zellen zur Hautoberfläche. Im Laufe der Zellwanderung tritt die Reifung und somit vollständige Verhornung der Zellen ein. Dieser Prozess dauert je nach Körperregion 14 bis etwa 30 Tage.
2. Corium (= Dermis/Lederhaut): Bindegewebiger Anteil der Haut (Dicke: 0,3–2,4mm), unterteilt in Papillar-/Zapfenschicht (Stratum papillare) und Geflecht- oder Netzschicht (Stratum reticulare).
3. Subcutis (Unterhaut): Ein lockeres Bindegewebe, in das neben Blutgefäßen und Nerven vor allem traubenförmige Fettzellhaufen eingelagert sind. Sie verbindet sich in der Tiefe mit den Körperfaszien der Muskeln bzw. der Knochenhaut. Die passiven und aktiven Funktionen der Haut (Tab. 1) schützen den Körper z.B. vor Verletzungen, Wärme- und Wasserverlust, Druck und Infektionen. Diese Schutzfunktionen sind erst mit Abschluss der Pubertät vollständig ausgeprägt.

Altershaut – ein physiologischer Prozess
Der biologische Alterungsprozess beginnt – grob orientiert – in der Mitte des 4. Lebensjahrzehnts, also etwa ab dem 35. Lebensjahr. Hinsichtlich der Hautbeschaffenheit fällt zuerst ein Elastizitätsverlust auf, der sich in Form von sog. Krähenfüßen um die Augen und Lachfalten um die Mundwinkel bemerkbar macht.
Minderung der Epidermis, Verlust elastischer Fasern, nur noch geringer Anteil an Hyaluronsäure und Abnahme des subkutanen Fettgewebes machen sie verhältnismäßig weit, dünn, schlaff und leicht verletzlich (Abb. 1). Der Hautturgor nimmt ab. Die Faltenbildung wird durch die Degeneration kollagener Fasern (= Umbau in pathologisches, nichtfunktionelles Bindegewebe) begünstigt. Sie nimmt an Stellen zu, die dem Licht besonders ausgesetzt sind. Intrinsische – also vom Körper ausgehende – Faktoren der Hautalterung führen zu den in Tab. 2 aufgeführten Merkmalen des Hautzustands.
Normale Phänomene der Altershaut sind also:
- Der Lipidgehalt der Subkutis schwindet allmählich.
- Das Bindegewebe verliert seine normale Faserstruktur. Es wird durch minderwertiges, verhärtetes ersetzt, das seine Wasserbindungsfähigkeit verloren hat.
- Die Hautspannung (= der Hautturgor) nimmt ab.
- Schweiß- und Talgdrüsensekretion reduzieren sich.
- Wichtige Substanzen zum Aufbau des schützenden Hydrolipidfilms werden nicht mehr in ausreichender Menge gebildet; die Haut kann sich schlechter an die Umwelt anpassen. Ihre Fähigkeit, sich vor zu starker Wasserverdunstung zu schützen und Wasser zu binden, ist herabgesetzt. Die Haut trocknet aus, wird rau und spröde.
- Der pH-Wert des Säureschutzmantels liegt zwischen 5 – 6.
- Die altersentsprechende Veränderung der Barrierefunktion, der Lipidmenge und -zusammensetzung beeinflusst die Durchblutung der Haut sowie die Pene-tration und Resorption von lokal angewandten Wirkstoffen.
Das besondere Problem: Juckreiz
Juckreiz tritt auch bei Gesunden meist in Zusammenhang mit Hauttrockenheit (Xerose) auf. Typisches Symptom: Er nimmt abends und nach einem Bad zu. Verstärkend wirken häufiges Baden oder Duschen ohne Verwendung rückfettender Substanzen. Folgen des chronischen Juckreizes sind Kratzartefakte, Suffusionen (= Hautblutungen), Sekundärinfektionen und verschiedene Formen von Ekzemen. Ein spezielles Ekzem als Folge chronischen Kratzens ist der Lichen simplex chronicus: Hier besteht ein einzelner, stark juckender Herd. Er wird an den typischen Stellen Unterschenkel, Nacken und im Genitalbereich durch Kratzen aufrechterhalten.

Abb. 2: Folgen des chronischen Juckreizes sind Kratzartefakte, Suffusionen (= Hautblutungen), Sekundärinfektionen und verschiedene Formen von Ekzemen.
Juckreiz im Genitalbereich kann aber auch auf Pilzinfektionen oder Psoriasis beruhen. Häufig sind es jedoch intertriginose Ekzeme, ausgelöst durch mangelnde Körperpflege, Inkontinenz, Hamorrhoiden sowie Kontaktreaktionen. Ähnliche Phänomene finden sich auch in den Mundwinkeln. Schlaffe Gesichtshaut, Kieferrückbildung, Retention von Speichel und Speiseresten führen zu begünstigenden Faktoren wie Rhagaden, Ekzeme und Pilzerkrankungen.Eine Differentialdiagnose ist oft schwierig, weil sich die Patienten schämen, diese Beschwerden anzusprechen. Doch nur eine differenzierte Diagnose kann zur gezielten Behandlung und damit zur Stillung des Juckreizes führen.

Abb. 3: Nur eine differenzierte Diagnose kann zur gezielten Behandlung und damit zur Stillung des Juckreizes führen.
Sensibilitätsstörungen
Sie dürfen vor allem im Zusammenhang mit dem Diabetischen Fußsyndrom (DFS) nicht außer Acht geraten. Wer Druck nicht empfindet, weil keine Verbindung zwischen Hautnerven und dem zentralen Nervensystem besteht, kann Missempfindungen oder Schmerzen nicht mitteilen und dem Druck, ggf. verursacht durch zu enge Schuhe oder einen Stein im Schuh, nicht spontan ausweichen. Aus demselben Grund wird er Nässe nicht empfinden können. Störungen von Berührungs-, Lage-, Schmerz- und Vibrationsempfinden u. a. lassen sich ggf. auf die diabetische Polyneuropathie zurückführen.
Hautreinigung und -pflege
Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf die Pflege der noch intakten Haut. Zweck, Ziel und Funktion von Hautreinigung und Hautpflege sind- z. B. Entfernen von Schmutzpartikeln. Dazu gehören auch Blut, Körperausscheidungen und Erbrochenes (Zweck).
- Intakte Haut soll intakt bleiben (Ziel).
- z. B. Aufrechterhaltung/Wiederherstellung des Säureschutzmantels = der Hautbarriere, Förderung des Wohlbefindens, Fördern der Wahrnehmung der Pflegetätigkeiten und des eigenen Körpers (Funktionen).
a) Mittel zur Hautreinigung
Zur Hautreinigung werden verschiedene Produktgruppen angeboten:
- Seifen: Sie bestehen aus Natrium- und Kaliumsalzen sowie organischen Fettsäuren und sind alkalisch, der pH-Wert liegt bei 8 bis 11 (Abb. 5). Ihre Wirkungsweise: Durch Herabsetzung der Oberflächenspannung des Wassers steigern sie dessen Eigenschaft, die Haut anzufeuchten mit dem Ergebnis, dass Schmutzpartikel besser gelöst und entfernt werden können. Unerwünschter Nebeneffekt ist die Entfettung und damit Austrocknung der Haut, was zu Juckreiz führt. Zur Vermeidung dieses Effekts enthalten einige Seifen sog. Rückfetter, z. B. Lanolin oder Wollwachs. Diese Substanzen können den Fettverlust jedoch nicht vollständig ausgleichen. Auch sind sie nicht in der Lage, den natürlichen Säuregrad wiederherzustellen. Die Wiederherstellung dauert etwa zwei bis drei Stunden, in denen die Hautbarriere nicht ausreichend funktioniert. Es besteht das Risiko der Vermehrung solcher Mikroorganismen, die vom funktionierendem Säureschutz eliminiert würden. Sie haben die Chance, in Mikroverletzungen der Haut einzudringen und entzündliche Reaktionen auszulösen. Daher sind Seifen mit neutralem pH-Wert, die Rückfetter enthalten, zu bevorzugen, weil sie die Zeitspanne der Wiederherstellung des wirkungsvollen Säuregrades der Hautbarriere/des Säureschutzmantels erheblich reduzieren. Medizinische Seifen basieren auf demselben Wirkungsmechanismus. Zusatzwirkstoffe wie Teer oder Schwefel erlauben ihren Einsatz für die Pflege bei Hauterkrankungen wie Psoriasis, sofern dort nicht hautärztlich andere, vorrangig einzusetzende Substanzen verordnet werden. Deodorierende Seifen enthalten Substanzen, die den Körpergeruch unterbinden sollen. Sie können bei empfindlicher Haut allerdings eine zusätzliche Belastung darstellen. Insofern gilt auch hier und nachstehend für die Pflegemittel dieselbe 5-ohne-Regel wie bei den Produkten für die kindliche Haut.
- Syndets: (Zusammensetzung aus der Bezeichnung synthetisch hergestellte Detergentien (= Reinigungsmittel) ) wirken wie Seifen und können als flüssige waschaktive Lotionen dem Wasch- und Badewasser hinzugefügt werden. Sie belasten mit einem pH-Wert von 5 – 7 (= leicht sauer bis neutral) die Hautbarriere jedoch nicht so stark wie Seifen. Auch Syndets entfetten die Haut, so dass eine Rückfettung über Pflegemittel insbesondere bei trockener Haut erforderlich ist.
- Reinigungsschaum: Hier besteht eine klare Indikation – die schnelle und schonende Reinigung des Intimbereichs bei (Stuhl-)Inkontinenz und stark verschmutzten Hautpartien. Diese Produkte – sind den Herstellerangaben entsprechend – ohne Wasser anzuwenden. Auch ein Nachwaschen ist nicht erforderlich, weil durch das Waschen die im Schaum enthaltenen Pflegesubstanzen wie Kreatin wieder entfernt werden. Diese Schäume werden vor Gebrauch gut geschüttelt, anschließend aus zirka 20 cm Entfernung auf die Haut gesprüht und nach einer kurzen Einwirkzeit mit einem Tuch abgewischt. Da zu Patienten, die diesen Pflegebedarf benötigen, ohnehin ein verstärkter Kontakt besteht, versteht es sich von selbst, dass die Reinigung zeitnah zum Inkontinenzereignis zu erfolgen hat.