Trotz moderner Diabetes-Technik wie Insulinpumpe, CGM & Co. brauchen Kinder mit Diabetes häufig weitere punktuelle Unterstützung in ihrem Schulalltag, betont die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) – und schlägt den Einsatz von Gesundheitsfachkräften nach ausländischem Vorbild vor.

Die Bildungs- und Gesundheitsbiografien chronisch kranker Kinder, etwa mit Typ-1-Diabetes, verbessern und die Inklusion fördern: Diese Forderung wurde zum Weltkindertag am 20. September von einer Allianz medizinischer Fachgesellschaften in einem Positionspapier formuliert – im Einzelnen von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) in der DDG, dies gemeinsam mit diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe, der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) sowie dem Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e. V. (BeKD).

Sie alle plädieren für die flächendeckende Etablierung von Schulgesundheitsfachkräften, denn diese könnten „chronisch kranke Kinder im Schulalltag kompetent begleiten“, betont der AGPD Sprecher
Dr. Thomas Kapellen. In einem ersten Schritt sollte man alle öffentlichen und privaten Grundschulen verbindlich mit einer Gesundheitsfachkraft ausstatten. Als Vorbild hierfür gelten skandinavische und angloamerikanische Länder. Dort kommen solche spezialisierten Pflegekräfte, sog. „school nurses“ längst erfolgreich zum Einsatz und entlasten mit ihrer Arbeit sowohl Eltern als auch Lehrer, etwa, bei Krankheit des Kindes.

Modellprojekte in Deutschland

Laut DDG zeigen aktuelle Studien, dass von Gesundheitsfachkräften alle Beteiligten einer Schule profitieren. 2 Modellprojekte sind auch hierzulande schon in Brandenburg und Hessen evaluiert worden. Das entsprechende Gutachten bestätigt, dass die Einrichtung von Gesundheitsfachkräften an Schulen machbar und ökonomisch sinnvoll ist. Als Orientierungsrahmen wird ein Schlüssel von 1:700 empfohlen. „An jeder Schule sollte eine Gesundheitsfachkraft tätig sein“, fordert er.

Das Beispiel Brandenburg und Hessen zeigt konkret, wie effektiv solche Fachkräfte im Schulalltag sind: Es kam zu weniger Unfällen und Rettungswageneinsätzen, auch die Behandlungskosten waren geringer.
Kinder mit Typ-1-Diabetes würden von diesen Fachkräften nur profitieren, erklärt der DDG-Präsident Prof. Dr. Andreas Neu: durch eine „verbesserte Glukoseeinstellung, weniger Notfallsituationen, weniger Fehlzeiten und Ausgrenzung, eine insgesamt positivere Lebensperspektive.“ Die „Lebenswelt Schule“ sollte ins Präventionsgesetz aufgenommen werden“, so Neu.

Die Idee: Mit einem Euro pro Versichertem könnten die Kassen rund 57 Mio. Euro in einen Fonds einzahlen, den man über die Länder an die Schulen weitergibt. Auch Bundesländer und Unfallkassen könnten sich daran beteiligen, der Bund mit einem neuen „GesundheitsPakt Schule“ oder einer Bundesstiftung „Schulgesundheit“ seinen Part beisteuern.

Das Positionspapier steht auf der DDG-Website zum Download als PDF-Datei zur Verfügung.


Autorin:
Angela Monecke
Redaktionsbüro Angela Monecke
Kopenhagener Str. 74, 10437 Berlin


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2021; 33 (10) Seite 10