Adipositas- und Diabetes-Prävention sind gerade in der Pandemie bedeutend: Die Nationale Diabetes-Strategie muss deshalb endlich an Fahrt aufnehmen, forderten Diabetesexperten beim Diabetes Kongress 2021.

Man hat den Eindruck, dass die aktuelle COVID-19-Pandemie alles andere in der Gesundheitspolitik und der Medizin in den Hintergrund drängt“, so Prof. Monika ­Kellerer bei der virtuellen Vorab-Pressekonferenz zum Diabetes Kongress 2021. Die Tagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) fand im Mai digital statt, da war Kellerer noch DDG-Präsidentin (und ist nun nach 2 Jahren abgelöst von Prof. Andreas Neu, Tübingen).

Mit ihrer Aussage fokussierte sie vor allem auf die Natio­nale Diabetes-Strategie, die im Juli 2020 endlich aufs Gleis gesetzt werden konnte – durch einen gemeinsamen Antrag von CDU/CSU und SPD zum „Start einer Nationalen Diabetes-Strategie“ (NDS) im Bundestag (wir berichteten mehrfach). Von einer „zügigen Initiierung“, wie in diesem 8-Punkte-­Papier gefordert, könne aber keine Rede sein, kritisierte Kellerer. Dieses zögerliche Handeln seitens der Politik sei jedoch bei Erkrankungen wie Diabetes und Adipositas besonders „fatal“.

Denn gerade Menschen mit Diabetes und starkem Übergewicht zeigten eine besonders schlechte Prognose bei COVID-19. „Wir haben nicht nur eine COVID-Pandemie mit mehr als 1,8 Mio. Toten im Jahr 2020, sondern auch eine Diabetes-Pandemie mit 1,6 Mio. Diabetes-assoziierten Todesfällen pro Jahr“, sagte sie.

In aller Munde: weniger Zucker!

Als konkrete Maßnahmen müssten u. a. die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zügig umgesetzt werden: den Zuckeranteil in verarbeiteten Lebensmitteln deutlich senken, stark zuckerhaltige Getränke stärker besteuern und ein Werbeverbot für ungesunde, auf Kinder gemünzte Produkte durchsetzen. Zudem sprach sie sich für ein neues Behandlungsprogramm (Disease-­Management-Programm, DMP) für Menschen mit Adipositas aus.

Den Weg dorthin ebnet bereits der Entwurf eines neuen Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz, GVWG). Das Bundesgesundheitsministerium plant hier, zur Entwicklung eines neuen DMP Adipositas den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zu beauftragen.

Viel mehr Klinikpatienten mit Diabetes

Eine neue Studie aus Ulm zeigt auch: Fast jeder 5. Patient, der im Krankenhaus behandelt wird, hat Diabetes. Die Zahl bezieht sich auf alle Krankenhausfälle, ab dem Alter von 20 Jahren. Die Fallzahlen von Dia­betespatienten in stationärer Behandlung liegen demnach höher als bisherige Statistiken zeigen: Meist wird nur die Haupt-, nicht aber die Nebendiagnose Diabetes berücksichtigt. Menschen mit Dia­betes im Krankenhaus benötigen jedoch häufig eine zusätzliche, spezialisierte und aufwändige Betreuung, zudem zeigen sie eine höhere Verweildauer und Sterblichkeit.


Autorin:
Angela Monecke
Redaktionsbüro Angela Monecke
Kopenhagener Str. 74, 10437 Berlin


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2021; 33 (6) Seite 8