Nach der sechsten Begegnung zwischen den Fußballmannschaften des FC Diabetologie und des FC Bundestag ging es in die „3. Halbzeit“. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe hatte zu einer gesundheitspolitischen Podiumsdiskussion geladen.

„Nationale Diabetesstrategie vs. Nationaler Präventionsplan: welche konkreten Maßnahmen zu Diabetes plant die Ampel-Koalition?“ Seitens der Politik waren Tina Winklmann von den Grünen, Mahmut Özdemir (SPD) und Tino Sorge für die CDU dabei.

Koalitionsvertrag: vorsichtige Freude inzwischen verflogen

Die aktuellen Probleme hat Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, glasklar formuliert. Eigentlich war er zufrieden, als er nach den Koalitionsverhandlungen im vergangenen Jahr den Koalitionsvertrag studiert hatte. Die vorsichtige Freude sei aber inzwischen verflogen, so Kröger. Es fehlen klare Strategien und Problemlösungen.

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Das Podium bei der gesundheitspolitischen Diskussion, zu der diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe eingeladen hatte (Dr. Jens Kröger, Tina Winklmann, Moderator Wolfgang van den Bergh (v.l.n.r.).

Kröger sieht seinen „Wunschzettel“ als verloren. Dabei sei darauf gar nicht so viel notiert gewesen. „Warum beispielsweise gibt es keine Verpflichtung für die Industrie, den Nutri-Score auf Lebensmitteln anzugeben, warum wird Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, nicht verboten? Und warum fällt in der Schule zuerst immer die Stunde Sport aus, die statt einmal die Woche eigentlich jeden Tag stattfinden sollte? Und zu guter Letzt, warum gibt es keine Zuckersteuer?“

„Technische Schwierigkeiten“

Kröger: „Vermutlich hat der Wunschzettel gar nicht unter dem Baum gelegen; ich kann auf jeden Fall nicht erkennen, dass irgendetwas davon erfüllt worden wäre. Wir haben auf diese neue Regierung ganz große Hoffnung gelegt, und jetzt ist immer wieder von technischen Schwierigkeiten die Rede, die dafür verantwortlich sein sollen, dass noch nichts passiert ist.“

Woran hapert es?

Kröger findet in der Diskussion klare Worte. Direkt an die Vertreter der Politik gerichtet, fragte er: „Woran hapert es, warum geht es in dieser Sache nicht weiter?“

Tina Winklmann von den Grünen sagte dazu, dass man eigentlich noch viel mehr wolle, und man wisse auch, wo man hin will. Zum Beispiel seien die besten Lebensmittel diejenigen, die keine Zutatenliste haben. Dieses Bewusstsein müsse in der Bevölkerung geschaffen werden. Und Winklmann hat versprochen: „Wir werden ihren Wunschzettel nochmal suchen.“

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Moderator Wolfgang van den Bergh, Mahmut Özdemir, Andreas Häfferer (IKK Classic) sowie Tino Sorge (v.l.n.r.).

Tino Sorge von der CDU bestätigte immerhin, dass sich die Politik an die eigene Nase fassen müsse, wenn es darum geht, die Interessen aller unter einen Hut zu bringen. Natürlicherweise habe die Industrie beim Thema einer geplanten Zuckersteuer beispielsweise eine völlig andere Sichtweise.

Und SPD-Bundestagsabgeordneter Mahmut Özdemir riet dazu, eine gesellschaftliche Mehrheit und Lobby zu organisieren, die in den politischen Betrieb einwirkt. Und genau das will ja diese gesundheitspolitische Diskussion erreichen.

Sinnvolle und konkrete Lösungsstrategien – nur ungenau bis gar nicht

Sinnvolle und konkrete Lösungsstrategien wurden indes gestern von den politisch Verantwortlichen nur ungenau bis gar nicht formuliert. Immerhin: Sowohl die Vertreter des Bundestags als auch die Mitglieder des FC Diabetologie sind mit gutem Beispiel vorangegangen, was Sport und Bewegung angeht. Sie hatten sich zuvor auf dem Spielfeld fußballerisch gemessen. Das Resultat nach einem spannenden und schönen Spiel: 3.2 für den FC Diabetologie.


Text: Mhz