Zhang P, Guo D, Xu B et al ; Diabetes Care 2022; 45(5): 1219 – 1229

Fragestellung: Es sollte die Assoziation zwischen zirkulierenden 25-Hydroxy-Vitamin D -Konzentrationen und kardiovaskulärer Erkrankung (CVD) sowie Gesamtmortalität bei Individuen mit Prädiabetes und Diabetes aus der großen populationsbasierten UK Biobank-Kohortenstudie untersucht werden.

Studiendesign und Methoden: Insgesamt 67 789 Individuen mit Prädiabetes und 24 311 mit Diabetes, die zu Beginn weder eine CVD noch Krebs aufwiesen, wurden in die laufende Studie aufgenommen. Serum-25(OH)D-Konzentrationen wurden anfangs gemessen. Cox proportional hazard-Modelle dienten zur Kalkulation von hazard ratios (HRs) und 95 % CI für kardiovaskuläre Endpunkte und Gesamtmortalität nach 10 – 14 Jahren.

Ergebnisse: Nach multivariater Adjustierung waren höhere Serum-25(OH)D-Werte signifikant und nichtlinear assoziiert mit niedrigerem Risiko für kardiovaskuläre Endpunkte und Gesamtmortalität unter Teilnehmern mit Prädiabetes und Diabetes (alle p Nonlinearität < 0,05). Verglichen mit denen der niedrigsten Kategorie von 25(OH)D-Werten (< 25 nmol/l) zeigten Teilnehmer mit Prädiabetes der höchsten Kategorie von 25(OH)D-Werten (> 75 nmol/l) ein signifikante Assoziation mit niedrigem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (HR 0,78; 95 % CI 0,71 – 0,86), für koronare Herzkrankheit (CHD) (HR 0,79; 95 % CI 0,71 – 0,89), Herzinsuffizienz (HR 0,66; 95 % CI 0,54 – 0,81), Apoplex (HR 0,75; 95 % CI 0,61 – 0,93), kardiovaskuläre Mortalität (HR 0,43; 95 % CI 0,32 – 0,59) und Gesamtmortalität (HR 0,66; 95 % CI 0,58 – 0,75). Genauso wurden diese Assoziationen mit kardiovaskulären Ereignissen, CHD, Herzinsuffizienz, CVD-Mortalität und Gesamtmortalität bei Teilnehmern mit Diabetes beobachtet, ausgenommen Apolex.

Resultate: Diese Ergebnisse betonen die Wichtigkeit, Vitamin D zu monitoren und Defizite zu korrigieren, um CVD und Mortalität zu verhindern bei Erwachsenen mit Prädiabetes und Diabetes.

Kommentar: Diese Kohortenstudie an britischen Menschen mit Prädiabetes und Diabetes bestätigt, was man aus großen Bevölkerungsquerschnitts­untersuchungen an Menschen mit und ohne Diabetes bereits kannte über den Zusammenhang zwischen Konzentrationen von 25(OH) Vitamin D und kardiovaskulären Endpunkten. Diese britische Kohortenstudie ist allerdings im Vergleich zu den anderen Querschnittsuntersuchungen prospektiv angelegt. Dennoch erfasst sie vermutlich unterschiedlich Gesundheitsbewusste und Individuen mit differentem Gesundheitszustand: manche sind aktiver, öfter in der Natur, insgesamt gesünder, ernähren sich bewusster und zeigen am Ende höhere 25(OH)D-Konzentrationen. Alle prospektiven Studien zur Therapie mit Vitamin D in unterschiedlichen Mengen, mit und ohne Zugabe von Calcium konnten bisher nicht zeigen, dass damit das Risiko kardiovaskulärer Endpunkte und die Gesamtmortalität gesenkt werden können. Das traf auch auf andere Endpunkte wie Frakturen, Adipositas, Diabetes und verschiedene Tumoren zu. Die US Preventive Services Task Force hatte deshalb im Herbst 2021 die Empfehlung ausgesprochen, asymptomatische Erwachsene nicht auf das Vorliegen eines Vitamin D-Mangels zu screenen. 



Autorin:
Priv.-Doz. Dr. med. Kornelia Konz

Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (3) Seite 49-50