Übergewicht und Typ-2-Diabetes sind eng miteinander verknüpft und die Zahl der Betroffenen nimmt in Deutschland seit Jahren kontinuierlich zu. Daher spricht sich die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) dafür aus, ein Disease Management Programm (DMP) Adipositas als Teil der Nationalen Diabetesstrategie (NDS) zu implementieren.

Menschen mit Adipositas sind sechs- bis zehnmal so häufig von einem Typ-2-Diabetes betroffen wie Normalgewichtige – und bereits heute steht rund jeder fünfte Todesfall in Deutschland mit einem Diabetes in Zusammenhang. „Allein diese Zahlen sollten Grund genug sein, um endlich auch politisch gegen den stetigen Anstieg von Adipositas und Diabetes vorzugehen“, sagt Prof. Dr. Monika Kellerer, Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Ärztliche Direktorin der Klinik für Innere Medizin I am Marienhospital Stuttgart.

Maßnahmen gegen Adipositas und Diabetes: Deutschland hinkt nach wie vor hinterher

Doch wichtige Forderungen von Seiten der Medizin seien bei der Politik bislang ungehört geblieben: Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), den Zuckeranteil in verarbeiteten Lebensmitteln deutlich zu senken, stark zuckerhaltige Getränke stärker zu besteuern und ungesunde, auf Kinder zugeschnittene Produkte mit einem Werbeverbot zu belegen, sind in Deutschland noch immer nicht umgesetzt.

„Wie sich in anderen Ländern gezeigt hat, sind diese Maßnahmen besonders effektiv, weil sie alle Menschen in ihrem Alltag erreichen“, so die DDG-Präsidentin. In Deutschland sei dagegen auf eine freiwillige Zuckerreduktion durch die Hersteller gesetzt worden – ein Plan, der offensichtlich nicht aufgegangen sei. Noch immer seien Produkte für Kinder oft diejenigen mit den höchsten Zuckeranteilen.

DDG: „Ein Disease Management Programm (DMP) für Adipositas begrüßen wir sehr“

Die DDG fordert, dass die Maßnahmen der Nationalen Diabetesstrategie (NDS), die der Bundestag im vergangenen Sommer beschlossen hat, nun zügig umgesetzt werden, denn ein wichtiger Baustein der Strategie seien auch gezielte Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Adipositas. „Den Entwurf für ein Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG), das die Einrichtung eines strukturierten Behandlungsprogramms – eines Disease Management Programm (DMP) für Adipositas – vorsieht, begrüßen wir sehr“, betont Prof. Kellerer.

Damit bekämen Menschen mit Adipositas Zugang zu einer kontinuierlichen, strukturierten und qualitätsgesicherten Behandlung – möglichst bevor es zu einem manifesten Diabetes kommt. Evidenzbasierte Leitlinien für die Behandlung haben die DDG und die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) bereits vorgelegt, und auch die entsprechenden Versorgungsstrukturen sind bereits vorhanden. „Im Rahmen des DMP für Typ-2-Diabetes sind in den letzten Jahren gute interdisziplinäre Strukturen und Behandlungsteams aufgebaut worden“, so Prof. Kellerer. Aufgrund der engen Verzahnung der beiden Krankheitsbilder könnten diese auch für ein „DMP Adipositas“ optimal genutzt werden.


Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) | Redaktion