Choe HJ, Rhee EJ, Won JC, Park KS, Lee WY, Cho YM; Seoul, Republik Korea; Diabetes Care. 2022 Oct 1;45(10):2224 – 2230. doi: 10.2337/dc22-0764.

Ziel: Es sollten die Auswirkungen einer patientengesteuerten Änderung des Lebensstils durch intermittierendes kontinuierliches Glukosemonitoring (isCGM) bei Patienten mit Typ-2-Diabetes (T2D) untersucht werden.

Methode: Es wurde eine 12-wöchige, offene, randomisierte, kontrollierte Studie durchgeführt. Insgesamt 126 Teilnehmer wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und entweder der Interventionsgruppe (strukturierte Schulung + isCGM) oder der Kontrollgruppe (Standardversorgung mit Blutzuckermessung) zugeordnet. Der SEOUL-Algorithmus (Beobachtung der Folgen ungesunder Nahrung auf die postprandialen Glukosewerte) wurde entwickelt und angewandt, um die strukturierte Schulung zu unterstützen und die Patienten zu einem gesunden Essverhalten in Abhängigkeit von den postprandialen Glukosewerten anzuleiten. Der primäre Endpunkt war die Veränderung des HbA1c-Wertes gegenüber dem Ausgangswert.

Ergebnisse: Die Umsetzung des SEOUL-Algorithmus mit isCGM war mit einer stärkeren Verbesserung des HbA1c-Wertes verbunden als die Standardbehandlung (risikobereinigte Differenz −0,50 %, 95 % CI −0,74 bis −0,26, P < 0,001). Die Teilnehmer der Interventionsgruppe wiesen eine stärkere Senkung des Nüchternblutzuckers und des Körpergewichts auf (−16,5 mg/dL, 95 % CI −30,0 bis −3,0, P = 0,017; −1,5 kg, 95 % CI −2,7 bis −0,3, P = 0,013, jeweils). Die Punktesumme für die koreanische Version des überarbeiteten Fragebogens zur Diabetes-Selbstbehandlung nahm in beiden Gruppen zu, jedoch in stärkerem Maße in der Interventionsgruppe (mittlere Differenz 4,8, 95 % CI 1,7 – 8,0, P = 0,003). In keiner der beiden Patientengruppen wurde eine schwere Hyperglykämie oder Hypoglykämie festgestellt.

Schlussfolgerung: Eine durch Patienten gesteuerte Änderung des Lebensstils, die sich in erster Linie auf das Essverhalten konzentriert und isCGM verwendet, senkte den HbA1c-Wert bei Patienten mit Typ-2-Diabetes wirksam.

Kommentar: So wie die ständige Verfügbarkeit der Glukosedaten den Alltag und das Therapieverhalten von Menschen mit Typ-1-Diabetes grundlegend verändert hat, überrascht das Ergebnis dieses RCT zur Nutzung von CGM bei Typ-2-Diabetes nicht. Direkte Konsequenzen eigener Handlungen motivieren zu gesundem Verhalten und unterstützen das konkrete Verständnis therapeutischer Empfehlungen. Besonders hervorzuheben ist hier eine am Alltag der Patienten orientierte Schulung zur Nutzung der Daten und zur Modifikation des eigenen Essverhaltens und der Nahrungsauswahl. Es bleibt zu prüfen, ob diese Modifikation des Verhaltens langfristig bestehen bleibt und ob dazu ein dauerhafter Einsatz eines CGM-Systems erforderlich ist.



Autorin:
Prof. Dr. rer. nat. Karin Lange

Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (5) Seite 49-50