Sie soll den Zucker-, Fett- und Salzgehalt in Fertigprodukten deutlich reduzieren: die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie (NRI) des Bundesernährungsministeriums. Der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) sind deren Schritte zu klein und gehen auch nicht weit genug.

Dort, wo es hakt, wird nachgebessert und wenn nötig, reguliert“, sagte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner bei der Vorstellung der neuen Ergebnisse des Produktmonitorings (zweite Erhebung) im April, das den Energie - und Nährstoffgehalt von 5000 Fertiglebensmittel untersucht hat.

Was hat sich seit der ersten Erhebung in 2016 getan?

Im Vergleich zur Basiserhebung von 2016 sind bei Brot und Kleingebäck durchschnittlich 4 Prozent weniger Salz in verpacktem Brot und Kleingebäck enthalten. Beim Toastbrot wurde der Salzgehalt um 8,3 Prozent, bei Weizen- bzw. Dinkelbrötchen um 6 Prozent reduziert.

Bei den Riegeln wurde an Zucker gespart: Nuss- bzw. -Kern-Riegel enthalten jetzt im Schnitt 15,8 Prozent weniger Zucker, Müsli-Riegel mit Schokolade sind um 10,9 und Fruchtschnitten um 5,9 Prozent weniger süß. Bei verpackten Wurstwaren und Fleischerzeugnissen wurden bei Snack-Salami im Schnitt 10,6 Prozent an Salz reduziert, bei vorgegarten Frikadellen 15 Prozent.

Die erstmals untersuchten Quetschprodukte (pürierte Lebensmittel, die direkt aus einem Kunststoffbeutel gesaugt werden können), weisen mit 10,4 Gramm Zucker pro 100 Gramm im Schnitt einen ähnlichen Zuckergehalt auf wie Fruchtsäfte. Rund 10 Prozent dieser Produkte enthalten zugesetzten Zucker (Haushalts- oder Traubenzucker, Agavensirup bzw. Süßmolkenpulver). Der Energie- und Nährstoffgehalt herzhafter Fertigmahlzeiten für Kleinkinder, entspricht den EU-weiten Vorgaben zum Höchstgehalt für Fett und Salz. Diese Fertigprodukte wurden ebenfalls zum ersten Mal betrachtet.

Fachgesellschaften fordern weiterhin verbindliche Regeln

„Ein Stückchen Würfelzucker weniger in der Cola machen noch keine wirksame Strategie gegen Diabetes und Adipositas“, kritisierte Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), die aktuellen Ergebnisse des Produktmonitorings, das vom Max Rubner-Institut (MRI) und im Auftrag des Bundesernährungsministeriums erstellt worden war.

Auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie dürfe man sich nicht verlassen, so Bitzer. Stattdessen fordert sie verbindliche Regeln zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Fertignahrungsmitteln und das Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet. Auch eine Mehrwertsteuer, die nach Nährwertprofil gestaffelt ist, sowie verbindliche Regeln für Hersteller müssten endlich eingeführt werden.

Als weitere Maßnahme gegen Diabetes und Adipositas sieht die DDG die verbindliche Kennzeichnung aller Lebensmittel mit dem Nutri-Score und verbindliche Standards für die Kita- und Schulernährung nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).


Autorin:
Angela Monecke
Redaktionsbüro Angela Monecke
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2021; 33 (5) Seite 8