Bei der Behandlung des Diabetes mellitus lohnt sich immer ein Blick über den Tellerrand. Die Wunderwelt des Mikrobioms beispielsweise kann für viele Patienten die Lösung eines medizinischen Problems bedeuten. Was möglich ist, zeigt unser Schwerpunktthema.
Wir alle kennen die Geschichte vom Aschenputtel, in der es im Kern darum geht, dass einer Person oder Sache lange keine Beachtung oder auch Missachtung geschenkt wird, bevor sich plötzlich das Wunder vollzieht und die Person oder Sache in das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit tritt und zum Schluss die höchste Anerkennung als Königin oder eine Explosion an Publikationen erfährt.
Die Geschichte des Intestinalen Mikrobioms weist deutliche Parallelitäten zu diesem Märchen der Gebrüder Grimm auf. Als ich meine Ausbildung zum Gastroenterologen durchlief, waren für uns die relevantesten Darmkeime die Clostridien und Enterokokken. Der Gedanke, sich wissenschaftlich mit den Darmkeimen zu beschäftigen, war für uns genauso abwegig wie der eigentliche Wunsch von Aschenputtel, die Erbsen und Linsen aus der Asche zu sammeln und auch noch neben der Asche schlafen zu müssen.
Und was bewirkte den Wandel?
Im Märchen der Gebrüder Grimm war es der Schuh, der dem König das wahre Gesicht von Aschenputtel erkennen ließ. Als man in der Stuhldiagnostik die Anzüchtung von Keimen auf Agarplatten zunehmend durch Genomuntersuchung der Stuhlkeime ergänzte, eröffnete sich die neue Wunderwelt des Mikrobioms. Schrittmacher dafür waren das amerikanische Human-Microbiome-Project und das europäische MetaHIT-Projekt.
Inzwischen sind Tausende von Publikationen zum Thema intestinales Mikrobiom in hochrangigen wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen und man hat bei dieser Flut das Gefühl, dass die eigentliche Daten Ralley uns noch bevorsteht. Diese neuen Erkenntnisse zum Intestinalen Mikrobiom lassen auch viele Bereiche der Diabetologie in einem anderen Licht erscheinen.
Erschienen in: Diabetes-Forum, 2019; 31 (1/2) Seite 10-11