GRADE Study Research Group, Nathan DM, Lachin JM, Balasubramanyam A, Burch HB, Buse JB, Butera NM, Cohen RM, Crandall JP, Kahn SE, Krause-Steinrauf H, Larkin ME, Rasouli N, Tiktin M, Wexler DJ, Younes N; The GRADE Study Research Group; Rockville, MD, USA; N Engl J Med 2022; 387: 1063 – 1074.Therapie der Hyperglykämie

Hintergrund: Für die vergleichende Wirksamkeit von glukosesenkenden Medikamenten in Kombination mit Metformin zur Aufrechterhaltung des Zielniveaus von glykiertem Hämoglobin (HbA1c) bei Personen mit Typ-2-Diabetes liegen bisher keine Daten vor.

Methoden: Alle Teilnehmer dieser Studie hatten einen Typ-2-Diabetes von weniger als 10 Jahren Dauer, erhielten Metformin und wiesen ein HbA1c von 6,8 bis 8,5 % auf. Verglichen wurde die Wirksamkeit von vier häufig verwendeten glukosesenkenden Medikamenten miteinander. Die Autoren wiesen den Teilnehmern nach dem Zufallsprinzip Insulin glargin U 100 (im Folgenden Glargin), den Sulfonylharnstoff Glimepirid, den glukagonähnlichen Peptid-1-Rezeptor­agonisten Liraglutid oder Sitagliptin, einen Dipeptidylpeptidase-4-Hemmer, zu. Primärer metabolischer Endpunkt war das vierteljährlich gemessene HbA1c von 7,0 % oder höher, das später bestätigt wurde. Sekundärer metabolischer Endpunkt war ein bestätigtes HbA1c über 7,5 %.

Ergebnisse: Insgesamt 5 047 Teilnehmer (19,8 % Schwarze und 18,6 % Hispanics oder Latinx), die Metformin zur Therapie des Typ-2-Diabetes erhalten hatten, wurden über durchschnittlich 5,0 Jahre beobachtet. Die kumulative Inzidenz des HbA1c von 7,0 % oder höher (der primäre metabolische Endpunkt) unterschied sich signifikant zwischen den vier Gruppen (P < 0,001 für einen globalen Test der Unterschiede zwischen den Gruppen). Die Raten mit Glargin (26,5 pro 100 Teilnehmerjahre) und Liraglutid (26,1) waren ähnlich und niedriger als die mit Glimepirid (30,4) und Sitaglip­tin (38,1). Die Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf ein HbA1c von mehr als 7,5 % (das sekundäre Ergebnis) entsprachen denen des primären Endpunkts. Es zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede in Bezug auf das primäre Ergebnis zwischen vordefinierten Untergruppen, die nach Geschlecht, Alter, Rasse oder ethnischer Gruppe definiert waren. Bei Teilnehmern mit höherem HbA1c zu Studienbeginn schien es jedoch einen noch größeren Nutzen bei Glargin, Liraglutid und Glimepirid zu geben als bei Sitagliptin. Eine schwere Hypoglykämie war selten, aber bei Glimepirid (bei 2,2 % der Teilnehmer) signifikant häufiger als bei Glargin (1,3 %), Liraglutid (1,0 %) oder Sitaglip­tin (0,7 %). Teilnehmer, die Liraglutid erhielten, berichteten über häufigere gastrointestinale Nebenwirkungen und verloren mehr Gewicht als die Teilnehmer in den anderen Behandlungsgruppen.

Schlussfolgerungen: Alle vier Medikamente, wenn sie zu Metformin hinzugefügt wurden, verringerten das HbA1c. Glargin und Liraglutid waren signifikant, wenn auch geringfügig wirksamer bei der Erreichung und Aufrechterhaltung des angestrebten HbA1c. (Finanziert vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases und anderen; GRADE ClinicalTrials.gov number, NCT01794143)

Kommentar: Diese Ergebnisse der vom NIDDK finanzierten Studie sprechen für sich und zeigen, dass für die glyk­ämi­sche Kontrolle Glargin, Liraglutid, Glimepirid und Sita­glip­tin nahezu gleichauf sind. Die Therapie mit SLGT-2-Hemmern wurde nicht hinzugezogen, da sie bei der initialen Planung der Studie noch nicht so etabliert waren. Die ­GRADE-Studie zur glykämischen Einstellung wurde im New England Journal of Medicine back to back mit der GRADE-Studie zu mikro- und makrovaskulären Komplikationen publiziert.



Autorin:
Prof. Dr. med. Nanette Schloot

Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (6) Seite 45-46