Quinn LM, Hadjiconstantinou M, Brady EM, Bodicoat DH, Henson JJ, Hall AP, Davies MJ; Leicester, England; Diabet Med 2022; 39:e14690.
Fragestellung: Chronotypen beschreiben individuelle Schlaf-Wach-Raster und können eingeteilt werden in Morgen, Mittlere- und Abendtypen. Ein Abend-Chronotyp wurde bei Personen mit Typ-2-Diabetes weit assoziiert mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko und erhöhter Mortalität. In dieser Studie wurden Assoziationen zwischen Chronotypen und Markern für Wohlbefinden bei Personen mit Typ-2-Diabetes untersucht.
Studiendesign und Methoden: Teilnehmer der „Chronotypen von Patienten mit Typ-2-Diabetes und Einfluss auf die glykämische Kontrolle“ (CODEC) Beobachtungsstudie vervollständigten Fragebögen zur Erfassung des Chronotypus (Morgendlichkeit-Abendlichkeit Fragebogen, MEQ) sowie gleichzeitige Maße für Wohlbefinden (diabetesbezogene Leidensskala, Patienten Gesundheitsfragebogen-9 zur Erfassung von Depression; und Selbst-Mitgefühls-Skala), als ein sekundärer Studienendpunkt. Adjustierte generalisierte lineare Modelle wurden verwandt zum Vergleich von Wohlbefinden zwischen den Chronotyp-Untergruppen in dieser Kohorte.
Ergebnis: Aus 808 in der CODEC Studie eingeschlossenen Individuen komplettierten 476 Individuen die psychosoziale Fragebogen-Unterstudie. Von diesen waren 67 % (n = 321) Männer und 86 % (n = 408) weiße Europäer. Aus der MEQ waren 24 % (n = 114) morgendlicher Chronotyp, 24 % (n = 113) Abend- und 52 % (n = 249) Misch-Chronotyp. Diabetes-bezogenes Leiden war signifikant höher in Abend-Chronotypen (exponentieller adjustierter Koeffizient = 1.18 (CI: 1.05 – 1.32)), verglichen zu Morgen- (p adjustiert = 0.005) und Misch-Chronotypen (p adjustiert = 0.039). Ähnlich war Depression signifikant höher in Abend-Chronotypen (exponentieller adjustierter Koeffizient = 1.84 (CI: 1.28 – 2.65)) verglichen mit Morgen- (p adjustiert = 0.001) und Misch-Chronotypen (p adjustiert = 0.016).
Schlussfolgerung: Ein Abend-Chronotyp bei Personen mit Typ-2-Diabetes könnte in einem höheren Maß mit diabetesbezogenem Leiden und Depression assoziiert sein. Diese Ergebnisse bedürfen weiterer Untersuchungen zur Begründung einer Kausalität, sowie evidenzbasierter Interventionen welche die Effekte eines Abend-Chronotyps bei Personen mit Typ-2-Diabetes aufheben.
Kommentar: Neben verkürzter Schlafdauer könnte ein Abend-Chronotyp bei einigen Personen weitere negative Lebenstilfaktoren wie z. B. höheren Alkohol – oder Nikotinkonsum beinhalten, so dass prospektive Studien mit dem Ziel, die Kausalität für potentielle Einflussfaktoren zu belegen, adjustiert werden sollten.
Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (3) Seite 50