Menschen, die an Typ-2-Diabetes erkrankt sind, müssen ihren Blutzuckerspiegel in den Griff bekommen - und zwar schnell. Denn wie aus einer gemeinsamen Studie der Universitäten Göteborg und Oxford hervorgeht, sind die Jahre unmittelbar nach der Diagnose von entscheidender Bedeutung für das zukünftige Risiko für Herzinfarkt und Mortalität.

Im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen der Universität Göteborg in Schweden und der Universität Oxford im Vereinigten Königreich wurde die Bedeutung der Blutzuckereinstellung ab dem Zeitpunkt der Typ-2-Diabetes-Diagnose für das Risiko von Herzinfarkt und Tod untersucht. Das Projekt wurde gemeinsam von Professor Marcus Lind in Göteborg sowie Professor Rury Holman in Oxford geleitet und stützte sich auf Daten der UK Prospective Diabetes Study (UKPDS).

Rolle des Blutzuckerspiegels nach Diagnose für Herzinfarkt und Tod

Das schwedisch-britische Forschungsteam untersuchte die Rolle des Blutzuckerspiegels in den ersten Jahren nach der Diagnose eines Typ-2-Diabetes bezüglich der Prognose für Herzinfarkt und Tod in den folgenden 10 bis 20 Jahren. Die die in der Fachzeitschrift „Diabetes Care“ veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass der Blutzuckereinstellung in den ersten Jahren nach der Typ-2-Diabetes-Diagnose einen viel größeren Einfluss auf die künftige Prognose hat, als bisher angenommen wurde.

Sie belegen, dass die Blutzuckereinstellung gemäß den Leitlinien (HbA1c 6,9 Prozent bzw. 52 mmol/mol oder niedriger) zum Zeitpunkt der Diagnose mit einem etwa 20 Prozent niedrigeren Sterberisiko in den nächsten 10 bis 15 Jahren verbunden war, verglichen mit der Einstellung eines höheren Blutzuckerspiegels (HbA1c 7,9 Prozent bzw. 63 mmol/mol). Darüber hinaus zeigte die Studie, dass eine Verzögerung des Erreichens guter Blutzuckerwerte bis 10 Jahre nach der Diagnose noch mit einem um 3 Prozent geringeren Sterberisiko verbunden war.

Erklärung für Mechanismus hinter dem „Legacy Effect“

„Diese neuesten Ergebnisse sind ein Beweis dafür, dass eine frühzeitige angemessene Blutzuckereinstellung bei Typ-2-Diabetes für die Optimierung der Diabetestherapie von entscheidender Bedeutung ist. Bislang wurde diese Art von Analyse nicht durchgeführt und es war nicht im Fokus, wie wichtig eine frühzeitige Blutzuckerkontrolle für die Prognose ist. Sie bedeuten auch, dass wir uns stärker darauf konzentrieren müssen, Typ-2-Diabetes so früh wie möglich zu erkennen, um zu verhindern, dass Menschen mehrere Jahre lang unerkannt mit hohen Blutzuckerwerten leben“, sagt Professor Marcus Lind.

Professor Rury Holman vom Radcliffe Department of Medicine an der Universität Oxford sagte: „Diese neuen Ergebnisse liefern eine Erklärung des Mechanismus hinter dem glykämischen 'Legacy Effect', der erstmals im Rahmen der UKPDS-Studie festgestellt wurde, wonach eine gute Blutzuckereinstellung bei einem neu diagnostizierten Typ-2-Diabetes das Risiko für diabetische Komplikationen und Tod bis zu 30 Jahre lang verringert. Die Entdeckung des 'Legacy-Effekts' hat dazu geführt, dass in Behandlungsrichtlinien weltweit empfohlen wird, so bald wie möglich eine gute Blutzuckereinstellung zu erreichen.“


Quelle: Swedish Research Council (Schwedischer Forschungsrat) | Redaktion