In einer Blitzumfrage hat der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) seine Mitglieder über die Osterfeiertage Anfang April 2020 zu den aktuellen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen von Diabetesschulungen in den Praxen befragt.

Fakt ist, dass die aktuelle COVID-19-Pandemie Auswirkungen auf die Beratung und Schulung von Diabetespatienten hat. Das überrascht zwar nicht – bedeuten die Kontaktbeschränkungen doch auch, dass Schulungen in Gruppen zurzeit nur unter strengen Abstands- und Hygieneregeln möglich sind – dennoch haben die Ergebnisse der VDBD-Blitzumfrage Brisanz: grade in dieser Zeit ist eine engmaschige Betreuung von chronisch kranken Menschen mit Diabetes mellitus wichtig.

Zu den diagnostizierten Betroffenen kommen Neumanifestierte, schwangere Typ 1 Patientinnen, Frauen mit Gestationsdiabetes und Erkrankte mit schweren Stoffwechselentgleisungen, die einen dringenden Schulungsbedarf haben. Da ein Eilbeschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom 27.03.20 jedoch besagt, dass DMP-Schulungen ausgesetzt werden können, sofern endemisch geboten, ist es umso wichtiger zu erfahren, ob und welche Alternativen Patienten angeboten werden und wie sich die Schulungssituation in den diabetologisch tätigen Praxen unter dem Einfluss der Pandemie verändert.

Wie viele Praxen bieten digitale Alternative zu Präsenzterminen?

Von n = 438 Umfrageteilnehmern geben erfreulicherweise 89 Prozent an, dass vor Ort in der Praxis weiterhin Einzelberatungen von Diabetespatienten angeboten werden. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass in 11 Prozent der Praxen die Betroffenen momentan keine Einzelberatung in Anspruch nehmen können. Eine Alternative kann die telemedizinische Beratung durch den Arzt darstellen, die in 44,4 Prozent der Praxen angeboten wird, oder durch eine Diabetesberaterin oder Diabetesassistentin, was in 42 Prozent der Praxen angeboten wird (beides n = 437).

17,2 Prozent gaben an, dass eine telemedizinische Beratung durch den Arzt derzeit in Planung ist, bei der Beratung durch Diabetesfachkräfte sind es 15 Prozent. Demnach würde künftig in immerhin mehr als der Hälfte der Praxen eine digitale Alternative zu Präsenzterminen zur Verfügung stehen.

Bezüglich der aktuellen Möglichkeiten für Diabetesschulungen, die in den Disease Management Programmen (DMP) der Krankenkassen verankert sind, gaben 72,9 Prozent (n = 436, Mehrfachnennungen möglich) an, dass Schulungen nur als Einzelberatungen stattfinden. 37,8 Prozent nannten keine Möglichkeiten, da Gruppenschulungen von Patienten nicht stattfinden können. Schulungen via Telefon gaben 32,6 Prozent der Umfrageteilnehmer als Möglichkeit an, 10,3 Prozent die Schulung per Video-Chat und 3,9 Prozent die Nutzung von Online-Formaten.

Wegfall von DMP-Untersuchungen: Praxen fehlt wichtige Einnahmequelle

Bemerkenswert ist, dass in 77 Prozent der Praxen das Patientenaufkommen aufgrund der COVID-19-Pandemie reduziert ist, in 5 Prozent ist es sogar quasi auf Null abgesunken. Dies kann durchaus zu finanziellen Problemen in den Praxen führen, zumal sich der G-BA-Beschluss vom 27.03.20 auch auf die Abrechnungsmöglichkeiten in den Praxen auswirkt.

Für nur 7,8 Prozent hat der Beschluss keine Auswirkungen, die Patienten kommen nach wie vor für Diabetesschulungen im Rahmen der DMP in die Praxis. In 12,4 Prozent der Fälle finden die DMP-Kontakte über das Telefon statt und können auch abgerechnet werden, gleich viele Umfrageteilnehmer gaben aber an, dass die telefonischen Kontakte nicht abgerechnet werden können.

In weniger als der Hälfte der Praxen werden DMP-Untersuchungen noch durchgeführt (42 Prozent). Grade einmal 4,5 Prozent können dafür die Abrechnung des 1. Quartals 2020 zu Grunde legen. 13,3 Prozent können aktuell keine DMP-Untersuchungen durchführen und abrechnen. Somit fehlt diesen Praxen eine wichtige Einnahmequelle.

Bundesweite Abrechnungsmöglichkeiten für digitale Schulungen fehlen

Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass sich die Praxen durch Einzeltermine und telemedizinische Alternativen darum bemühen, ihre Patienten auch während der Coronavirus-Krise weiterhin gut zu betreuen. Es zeigt sich aber auch, dass bundesweit nach wie vor Abrechnungsmöglichkeiten für digitale Schulungsalternativen fehlen, abgesehen von befristeten Einzelfalllösungen.

Da jedoch nicht absehbar ist, wann die Kontaktbeschränkungen komplett aufgehoben werden können und das Risiko einer erneuten Verschärfung der coronabedingten Bestimmungen besteht, fordert der VDBD, dass Diabetesschulungen per Videosprechstunde durch qualifizierte Diabetesfachkräfte durchgeführt und vor allem auch abgerechnet werden können.

Ergebnisse der Blitzumfrage

Autor:
Asja Harder
Assistenz der Geschäftsführung, Redaktion Digitale Medien
VDBD sowie VDBD AKADEMIE
Tel.: 030 847 122-495


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2020; 32 (6) Seite 42-43