Nach zwei Jahren Pandemie durfte die VDBD AKADEMIE die Jahrestagung des VDBD endlich wieder als Präsenzveranstaltung umsetzen und Diabetesfachkräften eine Plattform für Wissenszuwachs und persönlichen Austausch bieten und damit ein Stück Normalität in die Diabeteswelt zurückbringen.

Auch wenn die Zahl der Teilnehmenden nicht ganz an die der Vorjahre heranreichte, so konnte man die positive Dynamik der diesjährigen VDBD-Tagung nach zwei Jahren Abstinenz deutlich spüren. Das Feedback der Teilnehmenden spiegelte wider, dass die Tagung sowohl fachlich als auch auf der persönlichen Ebene für alle Anwesenden eine große Bereicherung war. Sich mit Kolleg:innen und Expert:innen über aktuelle Entwicklungen sowie Herausforderungen in der Diabetesversorgung vor Ort zu informieren, auszutauschen und gemeinsam darüber zu diskutieren, stellt jede virtuelle Veranstaltung in den Schatten. Traditionsgemäß begrüßte Dr. Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin VDBD e.V. und VDBD AKADEMIE GmbH, die Teilnehmenden, während Elisabeth Schnellbächer, Pädagogische Leiterin der VDBD AKADEMIE, und Dr. Lars Hecht, Wissenschaftlicher Leiter, die Veranstaltung moderierten.

DiaLife

Dr. Marie Bernard, Institut für Medizinische Soziologie an der Martin-Luther-Universität Halle, eröffnete die 9. VDBD-Tagung mit ihrem Vortrag "DiaLife - Ergebnisse & psychosozialen Implikationen der Evaluationsstudie". Dabei ist es ihr gelungen, die Resultate der Evaluationsstudie für das vom VDBD entwickelte Schulungsprogramm für Angehörige von erwachsenen Diabetespatient:innen "DiaLife - zusammen leben mit Diabetes" dem Publikum anschaulich vorzustellen und zu erläutern. Die vorgestellten Ergebnisse der Evaluationsstudie belegten die Wirksamkeit der DiaLife-Schulung, besonders hinsichtlich des diabetesbezogenen Wissenszuwachses. Gleichzeitig verbesserten sich die psychosozialen Belastungen, vor allem für Angehörige von Menschen mit Diabetes Typ 2. Der nächste Schritt ist nun die Aufnahme in die Disease-Management-Programme (DMPs) der Kostenträger, wobei nach wie vor die Frage im Raum steht, welche Krankenversicherung die Kosten des Schulungsprogramms übernehmen soll, die der Patient:innen oder die der Angehörigen. Der VDBD ist diesbezüglich im Austausch mit relevanten Akteuren.

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Von links: Dr. Marie Bernard, Jochen Schmidt-Walczuch, Sarah Biester, Prof. Dr. Norbert Stefan.

Die Nichtalkoholische Fettleber

Ein aktuelles Thema der Tagung widmete sich der Nichtalkoholischen Fettleber (NAFLD) sowie der daraus resultierenden Nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH), die zunehmend als Ursache und Komplikation von kardiometabolischen Erkrankungen in den Fokus rücken. Die Fettlebererkrankung ist vor allem bei Übergewicht und Typ-2-Diabetes nachweisbar. Man sollte wissen, dass die Nichalkoholoische Fettlebererkrankung nicht direkt medikamentös behandelt werden kann, sondern nur die sie verusachenden Erkrankungen, also in erster Linie Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2. Dr. Norbert Stefan, Heisenberg-Professur am Universitätsklinikum Tübingen und Abteilungsleiter in der Pathophysiologie am IDM des Helmholtz-Zentrums München, ist es im Verlauf seines Vortrags hervorragend gelungen, die Ursachen und Diagnostik der NAFLD herauszustellen und dabei aufzuzeigen, wie man durch Lebensstilintervention und Gewichtsabnahme die Nichtalkoholische Fettleber und darauf folgende Lebererkrankungen, z.B. NASH, massiv verbessern, wenn nicht sogar komplett therapieren kann. Erstaunlich war dabei die Erkenntnis, dass schon eine Gewichtsreduktion von 10% einen signifikanten Erfolg bei der Behandlung der Fettleber bedeutet. Eine große Rolle spielt also die richtige Ernährung und in diesem Zusammenhang wiederum wirkt sich der Verzehr von ungesättigten Fettsäuren, im Vergleich zu gesättigten Fettsäuren, nachweislich begünstigend auf die Leber aus. Eine Ernährungsform, die sich dabei als besonders effektiv erwiesen hat, ist die Mediterrane Ernährungsweise. Für die Diabetesfachkräfte ein guter Ansatzpunkt, wenn sie auf Diabetespatient:innen mit der zusätzlichen Diagnose NAFLD treffen.

Die Glücksfee und ein Wermutstropfen

Zwei Neuigkeiten begleiteten die 9. VDBD-Tagung. Erstmals wurde im Vorfeld der Fachtagung ein Satellitensymposium mit spannenden Vorträgen rundum Diabetestechnologie angeboten. Zum anderen hat die VDBD AKADEMIE für alle Teilnehmenden mit einer Anfahrtsstrecke von mehr als 150 km in diesem Jahr erstmalig 10 Reisestipendien ausgerufen und diese wurden kurz vor der Mittagspause verlost. Die Rolle der Glücksfee übernahm unser Vorstandsmitglied und Schatzmeister Dr. Lars Hecht, der mit seiner unverwechselbaren Art nicht nur Glück brachte sondern auch für den einen oder anderen Lacher sorgte. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle nochmal an alle Gewinner:innen. Ein Wermutstropfen war die krankheitsbedingte Absage des Vortrages "Notfallmanagement Diabetes: Cortisontherapie / Ketoazidose / Enterale und parenterale Ernährung" von Prof. Dr. Erhard Siegel, der viele der Anwesenden sehr interessiert hätte. Der VDBD bedauert das sehr und wird sich bemühen, dieses Thema an einer anderen Stelle wieder aufzunehmen.

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Glücksfee Dr. Lars Hecht.

Subtypen des Typ-2-Diabetes

Jochen Schmidt-Walczuch, niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Diabetologie und Ernährungsmedizin in Brühl, führte die Zuhörer:innen am Nachmittag in das Thema der Subtypen des Typ-2-Diabetes ein. Ausgangspunkt für seinen Vortrag war ein Artikel von Frau Prof. Ahlquist et al. im Lancet, die Typ-2-Diabetes mit Hilfe einer Studie mit 15 000 Patient:innen und anhand verschiedener Parameter in weitere Subklassen differenziert hatte. Grob gesagt geht es um eine Cluster-Zuteilung basierend auf den Kriterien GAD-Antikörper (Glutamatdekarboxylase), Alter, BMI (Body-Mass-Index), HbA1c (glykiertes Hämoglobin) sowie HOMA-IR & -B (HOMA-Insulinresistenzindex & -Betazellfunktionsindex). Die daraus abgeleiteten Cluster, fünf an der Zahl, weisen bestimmte Charakteristika auf, welche in Summe Rückschlüsse auf den jeweiligen Subtyp des Ty- 2-Diabetes geben. Dies wiederum nutzt der Diabetologe aus Brühl zu einer individualisierten Therapie und darüber hinaus zu einem maßgeschneiderten Screening für Folgeerkrankungen. Jochen Schmidt-Walczuch veranschaulichte dies anhand vieler praktischer Beispiele und teilte seine positiven Erfahrungen mit den Anwesenden auf eine mitreißende Art und Weise.

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Berliner Team und VDBD-Vorstand.

Herausforderung AID-Systeme

Sarah Biester, Diabetesberaterin und Study Nurse am Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult in Hannover, hat die Tagungsteilnehmenden zum Schluss auf eine spannende Reise in die Welt der AID-Systeme und den damit einhergehenden Herausforderungen für die Diabetesberatung mitgenommen. Die Komplexitäten liegen einmal in den unterschiedlichen Insulinpumpen und Glukosesensoren, aber auch bei den verschiedenen Spezifikationen der jeweilig verwendeten Algorithmen sowie den damit verbundenen Daten, welche es am Ende auszuwerten gilt. Nicht zuletzt ist die Patientin, der Patient selbst aber auch immer eine Herausforderung, welcher Diabetesfachkräfte mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen begegnen müssen. Anschaulich hat Sarah Biester dabei auch Ihre eigenen Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag mit AID-Systemen in der Pädiatrie einfließen lassen und dem Publikum viele hilfreiche Tipps mit auf den Weg gegeben. Am Ende hat Sie dazu ermutigt, sich den Herausforderungen, welche die AID-Systeme mit sich bringen, zu stellen, da sich der Aufwand für alle Beteiligten und insbesondere für die Patient:innen lohnt.


Autorin:
Ria Grosse
Referentin der Geschäftsführung
Redakteurin Online/Print
Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD)


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2022; 34 (10) Seite 38-40