Biden in Berlin! – Würde der Staatsbesuch des US-Präsidenten die Diabetes-Charity-Gala im Regierungsviertel gefährden? Nein, auch bei der 13. Gala herrschte glitzernder Trubel, wurde das ernste Thema auf unterhaltsame Weise aufgegriffen und die Menschen mit Diabetes in den Mittelpunkt gestellt. Gespendet wurden gut 100 000 Euro.
Just zur Diabetes-Charity-Gala der Gesundheitsorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe am 17. Oktober hatte US-Präsident Joe Biden seinen Deutschlandbesuch angesagt. Da die Gala im Tipi am Kanzleramt stattfindet, war durchaus eine gewisse Anspannung zu spüren, denn aufgrund der massiven Sicherheitsmaßnahmen und der hohen Gefährdungsstufe wurde mit Verkehrsbeschränkungen gerechnet. Aber so ist das eben in der Hauptstadt…
Das anwesende Diabetes-Anker-Team mit einigen Protagonist:innen der Diabetes-Charity-Gala.
Letztendlich waren sie aber alle da – die Menschen aus der Diabetes-Community, von Verbänden, Organisationen und aus der Industrie, aber auch Prominenz aus TV, Sport und Politik und viele "Insulencerinnen". Das Moderatorenduo Dr. Jens Kröger, Diabetologe und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE, und Andrea Ballschuh, führte charmant durch einen Abend, der auch von gemeinsamen Aktionen geprägt war – passend zum diesjährigen Motto "Du bist nicht allein!"
diabetesDE-Vorsitzender Dr. Jens Kröger und Moderatorin Andrea Ballschuh führten durch den Abend.
So wurde mit Singer-Songwriter Florian Künstler gemeinsam die Liedzeile "Du bist nicht allein, da sind Tausende mehr" gesungen und bekam durch den Rahmen der Diabetes-Charity-Gala eine ganz besondere Bedeutung. Später dann, beim Lied "Kleiner Fingerschwur" hakten sehr viele ihre kleinen Finger ein, um Zusammenhalt zu demonstrieren. Und es gab noch einen Moment, der still und intensiv war, nämlich die Gedenkminute für Christoph Daum, den im August verstorbenen langjährigen Trainer des FC Diabetologie.
Florian Künstler begeisterte das Publikum mit seiner warmherzigen Musik.
Keine Diabetes-Charity-Gala ohne politischen Appell
Stimmungsvoll war die Gala – aber auch politisch, schon durch die Keynote der TV-Journalistin Shakuntala Banerjee, die erst vor kurzem die Diagnose Prädiabetes bekommen hat. Wie viele steckt sie in einem Dilemma zwischen gesunder Ernährung und verlockender Zimtschnecke, sieht aber auch ganz klar die politische Dimension des Diabetes und forderte einen "Umstieg von Nachsorge auf Vorsorge im Gesundheitswesen". Es gäbe sehr wohl eine Chance, den Typ-2-Diabetes zurückzudrängen, und es sei "fahrlässig, sie ungenutzt zu lassen". Im Publikum saßen auch einige Vertreter aus der Gesundheitspolitik, darunter Dietrich Monstadt (CDU) und Tino Sorge, ebenfalls CDU, der, von Dr. Kröger direkt angesprochen, sagte: "Man kann es auf alle Fälle besser machen, als es bisher gemacht wird. Wir müssen endlich ins Handeln kommen bei Früherkennung und Prävention."
TV-Journalistin Shakuntala Banerjee hielt die Keynote-Rede – und offenbarte dabei auch ihre Prädiabetes-Diagnose.
Spendenprojekte: FC Diabetes und #SagEsLaut#SagEs-Solidarisch
Ins Handeln zu kommen ist für die politisch Verantwortlichen anscheinend nicht immer leicht – man denke nur an die Nationale Diabetesstrategie, die schon im Jahr 2020 im Bundestag verabschiedet, aber bis jetzt nicht umgesetzt wurde. Anderen gelingt es sehr wohl, für die gute Sache aktiv zu werden, was die diesjährigen Spendenprojekt deutlich machten: "K1cken ohne Grenzen" heißt es beim FC Diabetes, in dem ausschließlich Kinder mit Typ-1-Diabetes spielen. Auf der Bühne erzählte Mathias Walter, der erste Vorsitzende, über den FC Diabetes, mit dabei war mit Willi ein kleiner FC-Diabetes-Kicker und mit Thomas Helmer ein Fußball-Europameister von 1996, außerdem war Yannick Nagel, Weltklasse-Kletterer mit Typ-1-Diabetes, mit dabei. #SagEsLaut#SagEsSolidarisch heißt das zweite Spendenprojekt. Bei der Social-Media-Awareness-Kampagne kämpfen die Protagonist:innen dafür, dass Menschen mit Diabetes mehr Sichtbarkeit erhalten und Vorurteile abgebaut werden. Gemeinsam aktiv zu werden und stark zu sein ist auch hier ganz wichtig. Annika Ziercke, Nadine Platzek und Maren Sturny und ihre Tochter Sarah-Léonie erzählten Andrea Ballschuh und Dr. Jens Kröger, wo sie in Sachen Diabetes noch Verbesserungspotential sehen, z.B. bei Teststreifen, Ernährungsberatung, allgemein beim Zugang zur Versorgung für Menschen mit Typ-2-Diabetes und bei der Information auch von Menschen ohne Diabetes.
Gesprächsrunde auf der Bühne: Mathias Walter und Torhüter Willi vom FC Diabetes zusammen mit Europameister Thomas Helmer und Moderator Dr. Jens Kröger.
Gesprächsrunde auf der Bühne: Nadine Platzek, Annika Ziercke, Maren Sturny und ihre Tochter Sarah-Léonie vertraten das zweite Spendenprojekt #SagEsLaut#SagEs-Solidarisch.
Spendenschecks: groß und großzügig
Die großen und großzügigen Spendenschecks wurden von den Projektpat:innen entgegengenommen: Dorothee Stamm von Medtronic überreichte einen Scheck über 20 000 Euro an den Schauspieler Daniel Völz, der mit Typ-1-Diabetes lebt; Moderatorin Cathy Hummels nahm einen 20 000-Euro Scheck von Dr. Ludwin Ley von Boehringer Ingelheim entgegen, Sandra Starke, Profi-Fußballerin mit Typ-1-Diabetes und Schirmherrin des FC Diabetes, erhielt 20 000 Euro aus der Hand von Dr. Bettina Trinscheck vom Unternehmen Abbott. Ebenfalls 20 000 Euro spendete Lilly Deutschland, hier war der Projektpate der Podcaster Deniz Serdar.
Über 100 000 Euro kamen an Spenden für die beiden Projekte zusammen.
Neu im Kreis der Spender: die Deutsche Diabetes Gesellschaft, vertreten durch Vizepräsidentin Professor Dr. Julia Szendrödi. Sie übergab den Scheck an die Schauspielerin Karoline Teska. Insulet spendete am Vorabend der Gala 10 000 Euro, verkündete Nicole Mattig-Fabian. "Insgesamt sind bei den Diabetes-Charity-Galas bis jetzt 1,2 Millionen Euro gesammelt worden, die an 28 Projekte gegangen sind", so ihr Resümee.
Thomas-Fuchsberger-Preis für 230 Diabetes-Nannys
Mit Spannung wurde der Höhepunkt des Abends erwartet: die Verleihung des Thomas-Fuchsberger-Preises durch Jennifer Fuchsberger-Buyan und Julien Fuchsberger, die Kinder von Thomas Fuchsberger. Sie freuten sich, die Skulptur an die Diabetes-Nannys der Stiftung Dianiño übergeben zu können. Die 230 Diabetes-Nannys und -Nannos, die direkt in die Familien gehen, um zu helfen, wurden an diesem Abend vertreten von Projektleiterin Kathy Dalinger und den Nannys Jennifer Sanchéz, Mandy Leinfelder und Annelie Reinbothe.
Stolz präsentierten die Vertreterinnen der Dianiño Diabetes-Nannys um Kathy Dalinger (Mitte) den Thomas-Fuchsberger-Preis.
Laudator für die Nannys war der Schauspieler Jan Sosniok – der en passant erwähnte, dass er selbst Typ-1-Diabetes hat. Die Verleihung des Thomas-Fuchsberger-Preises ist verbunden mit einem Preisgeld von 10 000 Euro, gestiftet vom Diabetes-Anker (MedTriX).
Schauspieler Jan Sosniok hielt die Laudatio für die Dianiño Diabetes-Nannys – und verriet, dass er auch Typ-1-Diabetes hat
"Sinnfluencerinnen" machen die Gala im Netz erlebbar
Natürlich waren auch in diesem Jahr viele Influencerinnen zu Gast – Andrea Ballschuh nannte sie treffend auch "Insulencerinnen" oder "Sinnfluencerinnen": "Ihr seid keine Selbstdarsteller – ihr habt eine Mission." Stellvertretend für noch viele andere im Tipi am Kanzleramt kamen Jennifer Sanchéz, Svea Krutisch, Caroline Ries und Michelle Schmidt auf die Bühne. Während und nach der Gala posteten sie z.B. auf Instagram Fotos und Kommentare, zum Teil auch durchaus kritisch. Die Menschen mit Diabetes wollen gemeinsam etwas erreichen – dazu gehört manchmal aber auch die Diskussion darüber, wie man in der Gemeinschaft, unter einem gemeinsamen Dach, miteinander umgeht. Wie sich gezeigt hat, bietet auch die Diabetes-Charity-Gala dafür eine Gelegenheit.
Großes Gruppenbild: Am Ende des Abends kamen alle Beteiligten noch einmal auf der Bühne zusammen.
Text: Nicole Finkenauer-Ganz
Erschienen in: Diabetes-Forum, 2024; 36 (12) Seite 26-28