Eine spezielle Ausprägung der Adipositas betrifft jede 8. junge Frau. PD Dr.­Susanne Reger-Tan, Essen, beschrieb die Auswirkungen des Polyzystischen Ovarialsyndroms (POCS), das zu vielfältigen Folgestörungen führen kann.

Neben einem Hyperandrogenismus mit Hirsutismus, Alopezie und persistierender Akne kann es zu Zyklusstörungen kommen. Darüberhinaus aber von besonderer Bedeutung sind Insulinresitenz und viszerale Adipositas, die Diabetes und nichtalkoholische Fettleber befeuern können. In dieser Patientengruppe ist das Risiko für einen Gestationsdiabetes deutlich erhöht, ebenso das Risiko, früh einen Typ-2-Dia­betes zu entwickeln. Weiterhin bestehen erhöhte Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen. Bereits eine Gewichtsreduktion von 5 – 10 % zeigt positive Effekte auf die Gesundheit. Reger-Tan wies darauf hin, dass zu bisherigen medikamentösen Ansätzen aussagekräftige Studien fehlten, Metformin zeige nur eingeschränkte Wirksamkeit, während sich GLP-1-Rezeptoragonisten deutlich besser wirksam zeigten im off-label-use. Nun steht mit Liraglutid (Saxenda®, ­NovoNordisk) ein GLP-1-Analogon zur Verfügung, das nun nicht nur für Erwachsene, sondern auch zur Therapie von Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren zugelassen ist. Es ist zu 97 % homolog zum humanen GLP-1, durch Austausch einer Aminosäure und Hinzufügen einer C16-Fettsäure-Seitenkette liegt die Plasmahalbwertszeit jetzt bei 13 Stunden, so dass eine Gabe pro Tag ausreicht.

Professor Dr. Matthias Blüher, Leipzig, betonte, wie wichtig es ist, dass Adipositas nun als Krankheit anerkannt ist. Hier spielen viele Mechanismen eine Rolle, die sich oft der willentlichen Beeinflussung des Patienten entziehen, so dass eine alleinige Ernährungstherapie nicht ausreicht zur effektiven und dauerhaften Gewichtsreduktion. Insbesondere ein Mangel an Leptin führt über das fehlende Sättigungsgefühl zu unkontrollierbarem Essen. Während die medikamentöse Adipositastherapie in Deutschland noch kein gutes Image genießt, ist das in den USA anders. Mit Berechtigung, wie Professor Blüher ausführte, denn es konnte gezeigt werden, dass unter Liraglutid nochmals weiter abgenommen wurde, wenn die Gewichtsreduktion, die zuvor mit anderen Maßnahmen erzielt wurde, bereits stagniert hatte.



Autorin:
Bettina Müller-Ifland

Erschienen in: Diabetes, Stoffwechsel und Herz, 2022; 31 (1) Seite 65