Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenerkrankung (CKD): Rund 40 % müssen mit einer solchen Entwicklung rechnen. Welche Patienten sind gefährdet? Was bedeutet eine CKD für das Diabeteskomplikations-Risiko? Und wie steht es eigentlich in Deutschland um die Diagnose der CKD im klinischen Alltag?

Leitlinien-Empfehlungen zur Diagnostik liegen u. a. von der European Society of Cardiology (ESC) und der European Association for the Study of Dia­betes (EASD) vor. Demnach sollten Patienten mit Typ-2-Diabetes mindestens einmal im Jahr auf Nierenerkrankungen gecheckt werden: durch Ermitteln der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) plus der Urin-Albumin-Kreatinin-Ratio. Eine von Professor Dr. Peter Bramlage aus Berlin vorgestellte deutsche Datenbankanalyse zeigt allerdings, dass dies nicht einmal bei jedem zweiten erfassten Patienten mit Typ-2-Dia­betes (vollständig) umgesetzt wurde (n > 116 000).

Frauen sind besonders gefährdet

Eine weitere Analyse basiert auf den Registern DPV (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation) und DIVE (Diabetes-Versorgungs-Evaluation). Beide enthalten vor allem Daten von Patienten aus Deutschland und Österreich. Verglichen wurden Merkmale von insgesamt 343 675 erwachsenen Typ-2-Diabetikern mit und ohne CKD. Eine CKD war definiert als eGFR < 60 ml/min/1,73 m2 oder eGFR > 60 ml/min/1,73 m2 plus eine Albuminurie von > 30 mg/g.
Eine CKD lag bei 50,03 % der Patienten vor. Diese Patienten waren im Vergleich zu solchen ohne CKD signifikant älter (74,5 vs. 65,5 Jahre) und ihre Diabetesdauer war länger (10,3 vs. 7,2 Jahre) – kein überraschendes Ergebnis. Dagegen fällt der gegenüber Männern deutlich höhere Anteil an Frauen mit CKD auf. Er betrug 52,4 % vs. 42 %, der Unterschied ist ebenfalls signifikant (p < 0,001).

CKD assoziiert mit anderen ­Diabeteskomplikationen

Die Daten ergaben zudem, dass Typ-2-Diabetiker mit CKD häufiger auch unter anderen Diabeteskomplikationen leiden. Das galt für Folgeschäden von der Retinopathie (6,5 % vs. 4,0 %) über den diabetischen Fuß (13,4 % vs. 9,1 %) bis hin zum Schlaganfall. Besonders der Anteil an Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) war stark erhöht (20,7 % vs. 12,3 %) (alle: p < 0,001).



Autor:
Helga Brettschneider

Erschienen in: Diabetes, Stoffwechsel und Herz, 2021; 30 (4) Seite 288