Zum Screening und zur Diagnose eines Diabetes (auch bei schwangeren Frauen) wird in Arztpraxen ein oraler Glukosebelastungstest (oGTT) durchgeführt. Dabei wird eine zuckerhaltige Testlösung zum Trinken verabreicht, anschließend wird der Anstieg im Glukosegehalt im Plasma bestimmt. Diese Testlösung, mit 50 und 75 g Glukose, kann in den Praxen selbst hergestellt werden oder als Fertiglösung über Apotheken bezogen werden. Dabei ist nicht klar, ob der Glukoseanstieg nach Trinken der Glukoselösung je nach verwendeter Lösung identisch ist, zumal die Magenentleerung je nach beigefügten Hilfsstoffen unterschiedlich sein kann [1]. Das Trinken einer reinen Glukoselösung wird von vielen Menschen als unangenehm empfunden und z.T. schlecht vertragen (Übelkeit, Erbrechen). Daher werden den Fertiglösungen Geschmacksstoffe zugemischt. Bei Verordnung über Sprechstundenbedarf treten aus Kostengründen immer wieder Schwierigkeiten auf. Qualitätsaspekte konnten die Kostenträger bisher nicht überzeugen.

Für viele Jahre wurde die Fertiglösung eines Herstellers verwendet ("Accu-Chek Dextrose O.G-T."), dieser hat sich aber aus dem Markt zurückgezogen. Es gibt in einem Positionspapier der zuständigen medizinischen Fachgesellschaft, der Deutschen Diabetes Gesellschaft, zu diesem Thema, einen Vorschlag für die Herstellung der Testlösung in Apotheken unter Berücksichtigung aller notwendigen Qualitätssicherungsaspekte [2]. Es gibt auch im "Neue Rezeptur-Formularium (NRF)" eine identische optimierte Rezeptur für den oGTT (NRF-Vorschrift 13.8.).

Standardzulassungen kann man beim "Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte" einsehen. Der "Glucose-Toleranztest" ist dort mit der Nummer 282 (Zulassungsnummer 2519.99.99) wie folgt beschrieben:

  • Wirksamer Bestandteil: Glucose-Monohydrat 27,5 g
  • Sonstige Bestandteile: Citronensäure-Monohydrat 0,25 g, Benzoesäure 0,15 g, Glycerol 5,0 g, Gereinigtes Wasser zu 100,0 ml.

Diese Standardzulassung unterscheidet sich allerdings von der neuen NRF-Rezeptur und den enthaltenen Hilfsstoffen, die bewusst in der neuen Zusammensetzung der NRF 13.8. vermieden wurden (Glycerol).

Bis vor kurzem gab es allerdings keine kommerziell verfügbaren Fertiglösungen auf dem Markt. Dies hat sich nun geändert (Tabelle 1). Ein aktueller Artikel in einer Apotheker-Zeitschrift geht näher auf die beiden nun verfügbaren Fertiglösungen ein (siehe Kasten). In diesem Artikel wird auch die Frage nach der Verträglichkeit gestellt, denn wegen der Beimischung von Glycerol wird die bereits hohe Süße und Osmolalität der Lösung unnötig verstärkt. Es fehlt eigentlich eine gute vergleichende Untersuchung dieser Fertiglösungen unter verschiedenen Gesichtspunkten (Ausmaß der induzierten Glukoseantwort, Verträglichkeit).

Die Kosten für die Fertiglösungen bewegen sich im Rahmen der ursprünglichen Lösung. In zehn von 17 Bereichen der Kassenärztlichen Vereinigungen kann die oGTT-Lösung als Sprechstundenbedarf nach den angegebenen Voraussetzungen verordnet werden.

Im Jahr 2023 ist mit der Zulassung einer weiteren Fertiglösung (als Arzneimittel) zu rechnen, die den oben erwähnten Vorgaben des DDG-Positionspapiers entspricht.

Artikel zu verfügbaren Fertiglösungen in der Deutschen Apotheker Zeitung


Literatur:
1. Heinemann L: Are all glucose solutions used for oGTT equal? Diabet Med. 2022;39(5):e14798. Epub 20220207. doi: 10.1111/dme.14798. PubMed PMID: 35092035.
2. Heinemann L, Adamczewski H, Neumann C, Kaltheuner M, Reimann H, Krüger M: Gemeinsames Positionspapier der Kommission Labordiagnostik in der Diabetologie der DDG und DGKL und der Kommission Apotheker in der Diabetologie BAK/DDG zur Herstellung einer oGTT-Lösung für die Diagnose eines Diabetes einschließlich eines Gestationsdiabetes. Diabetologie und Stoffwechsel 2020;15:470-471


Autoren:
M. Krüger und L. Heinemann

Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Lutz Heinemann
Science Consulting in Diabetes GmbH
Geranienweg 7 a
41564 Kaarst
01 60/8 87 74 01
E-Mail: l.heinemann@science-co.com

Erschienen in: Diabetes, Stoffwechsel und Herz, 2023; 32 (2) Seite 90-91