Der BVKD – DIE Diabetes-Kliniken hat sich Ende März zu seiner turnusmäßigen Mitgliederversammlung im hessischen Fulda getroffen. Neben Neuwahlen des Vorstandes standen anstehende Reformen der stationären Versorgung im Mittelpunkt der Veranstaltung.Befragung Der BVKD hat seine 119 Mitgliedshäuser zu deren Zugängen zum ambulanten Sektor befragt.

In diesem für die stationäre Diabetologie so entscheidenden Jahr 2023 fand die mittlerweile 24. Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Klinischer Diabeteseinrichtungen e.V. – DIE Diabetes- Kliniken (BVKD) am 31.3.2023 in Fulda in Präsenz statt. Neben den turnusmäßigen Neuwahlen des Vorstandes standen anstehende Reformen der stationären Versorgung und deren Auswirkungen auf die 119 Mitgliedshäuser des BVKD im Mittelpunkt der Veranstaltung. Der Vorsitzende, Dr. Thomas Werner (Bad Lauterberg), berichtete über die vielfältigen Aktivitäten auf dem politischen Parkett in Berlin und den Ländern, um das Anliegen der vergleichsweise kleinen, aber wichtigen, Subspezialität Diabetologie im Kliniksektor zu erhalten und in der Qualität auszubauen. So wurde eine enge Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) vereinbart, die Erfahrungen der Kinderdiabetologen mit einer zentrenbasierten Struktur für eine künftige stationäre Erwachsenendiabetologie nutzen soll. Im Rahmen des parlamentarischen Abends der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Berlin am 2.3.23 trafen sich die Spitzen des BVKD und der AGPD und suchten das Gespräch mit den gesundheitspolitischen Sprechern der Ampel-Koalition. Besonders die seitens des BVKD in Auftrag gegebene VEBETO-Studie, in der die Auswirkung einer Zentrenbildung in der Fläche simuliert wurde, stieß in der Politik auf großes Interesse und wird zu einem kurzfristigen, engeren Austausch mit den Entscheidungsträgern verschiedener Fraktionen im Gesundheitsausschuss des Bundestages führen. Auch für andere Fachgebiete wird die geplante Gesundheitsreform nunmehr in Anlehnung an die BVKD-Studie auf Plausibilität und Umsetzbarkeit untersucht. Auf Länderebene wurden Kontakte zu Gesundheitsministern geknüpft, um diabetologische Fachexpertise der Kliniken in die Bund-Länderkommission der Gesundheitsreform zu tragen. Der BVKD wird dort als wichtiges Sprachrohr der Diabeteskliniken wahrgenommen und gibt Anstöße zur Anpassung der Reform.

Details zu Inhalten der vom BVKD initiierten VEBETO-Studie wurden im Vortrag von Dr. Hannes Dahnke (Hamburg) erläutert, der die Datenanalysen als Grundlage des Konzepts geliefert hatte. Interaktiv konnten Mitgliedshäuser die Auswirkungen der vorgeschlagenen Zentralisierung für ihre eigene Klinik und Region nachvollziehen. Hierbei wurde die zentrale Frage der Wohnortnähe der Versorgung als Gegenpol zur Zentralisierung als wichtiges Element herausgearbeitet. Dies muss in zukünftigen Modellen differenzierter regional eingearbeitet werden und sollte die allein an Mindestmengen orientierte Struktur ergänzen.

Das traditionelle Update zur Abrechnung von stationär erbrachten Leistungen in der Diabetologie von Dipl.-Psych. Wolfgang Trosbach hob die Bedeutung der Codierung verschiedener Stufen der Hypoglykämie während eines stationären Aufenthalts hervor und zeigte diese als relevante Erweiterung zu der bislang ungenauen Kodierung der E1x.6x. Die zusätzliche Angabe von U69.7x! mit 5 möglichen Ausprägungen erlaubt erstmals eine abgesicherte Dokumentation, in die auch Daten von CGM oder Glukosemessgerät der Patienten eingesetzt werden dürfen. Da die diabetologischen DRG insgesamt etwas weniger vergütet werden (z.B. K60F minus 130 Euro), ist die umfassende Kodierung der Nebendiagnosen essentiell, da sonst Verluste von ca. 800 Euro pro Fall drohen. Besonders beim Diabetischen Fuß wird das Wunddebridement ohne Anästhesie bei Polyneuropathie (OPS 5-896) noch zu selten genutzt. Die wichtigsten Folien zu aktuellen Entwicklungen der Kodierung sind über die Homepage des BVKD abrufbar.

Der Vorstand des BVKD verabschiedete in Fulda zwei seiner langjährigen Mitglieder, Prof. Matthias Weck (Beisitzer, Freital) und Klaus-Dieter Wilde (Schatzmeister, Bad Driburg), die über Jahrzehnte den Verband aktiv unterstützten. Ebenso verabschiedet wurden die Kassenprüfer Prof. Eckart Jungmann (Rheda-Wiedenbrück) und PD Dr. Peter Beyer (Dinslaken), die über Jahre in verschiedenen Funktionen im BVKD wertvolle Arbeit leisteten. Der neue Vorstand um die Vorsitzenden, Dr. Thomas Werner und Dr. Karin Overlack (Bad Oeynhausen), spiegelt in seiner Zusammensetzung das veränderte Umfeld der stationären Diabetologie im Rahmen der Digitalisierung und Ambulantisierung wieder. Wiedergewählt wurden Dr. Christian Graf (Schriftführer, Wuppertal), Dr. Bernd Liesenfeld (Schatzmeister, Trier) und Prof. Dr. Wolfgang Motz (Pressesprecher, Karlsburg), neu dabei sind Dr. Markus Menzen (Beisitzer, Bonn) und PD Dr. Susanne Reger-Tan (Beisitzerin, Essen). In der Funktion der zukünftigen Kassenprüferin konnte Frau Josephine Baum (Bad Mergentheim) gewonnen werden.

Der BVKD wird auch in diesem Jahr die Reformen kritisch begleiten und die Mitgliedshäuser strategisch unterstützen. Gerade in Zeiten mit wenig Planungssicherheit zahlt sich die Unterstützung eines starken Bundesverbandes aus. Jedes Haus kann sich im Diabetes-Forum präsentieren. Sprechen Sie uns gerne an unter geschaeftsstelle@die-diabetes-kliniken.de.

Text: Bernd Liesenfeld.


Ambulante Versorgung in Kliniken: wie geht das?
Der BVKD hat seine 119 Mitgliedshäuser zu deren Zugängen zum ambulanten Sektor befragt.

Stationäre diabetologische Behandlungen gelten als ambulant sensitive Leistungen und bedürfen einer koordinierten Überführung der eingeleiteten Therapieänderungen in den ambulanten Bereich zur nachhaltigen Sicherung der Qualität. Ähnlich wie der Chirurg nach einer Operation die Wundtherapie vertrauensvoll an die Kollegen im ambulanten Sektor übergibt, so möchte das Diabetesteam der Klinik seine Bemühungen nach Entlassung der Patienten fort- und weitergeführt sehen.

In einer deskriptiven Umfrage Ende 2022 befragte der BVKD seine 119 Mitgliedshäuser zu deren Zugängen und Kooperationsformen mit dem ambulanten Sektor. 24% der Häuser beantworteten die mailbasierte Umfrage. Es antworteten Kliniken aller Versorgungsstufen mit sehr unterschiedlichem Zertifizierungsstatus, wobei das klassische "Diabeteszentrum" mit "Fußbehandlungseinrichtung" das Bild dominierte (Abb. 1).

Die starke Verknüpfung zwischen den Sektoren kommt besonders darin zum Ausdruck, das 90% aller Kliniken mehr oder weniger starke Verbindungen zum ambulante Sektor pflegen, wobei 62% über Ermächtigungen oder MVZ direkt an der Patientenversorgung beteiligt sind, während 28% Kooperationsvereinbarungen mit selbständigen Schwerpunktpraxen auf dem Klinikgelände oder geografischer Nähe leben (Abb. 2). Kliniken mit einer abteilungsübergreifenden Weisungsbefugnis für diabetologische Therapiestandards haben deutlich bessere Zugänge zum ambulanten Sektor. Dies mag die besondere Stellung der Diabetologie widerspiegeln und betont die Wichtigkeit dieses Kriteriums, welches sich zum jetzigen Zeitpunkt paradoxerweise nur in der Zertifizierung "Für Diabetespatienten geeignet" der DDG so wiederfindet. Dies ist ein qualitatives Manko der "höheren" Zertfizierungsstufen, das einer dringenden Reform bedarf, um die Diabetologie an den Häusern zu stärken. Die personelle Verzahnung zwischen den Sektoren spiegelt sich in den 38% der stationären Diabetesteams wider, die zumindest ein Mitglied haben, das auch in Schwerpunktpraxen mitarbeitet. Der umgekehrte Fall einer diabetologischen Konsiltätigkeit niedergelassener Diabetesteams in den zertifizierten Kliniken ist naturgemäß eher die Ausnahme. Dies stellt aber ein attraktives Modell für Kliniken ohne diabetologischen Schwerpunkt dar, um in der Fläche mehr Expertise in die 83% deutscher Kliniken zu transportieren, die keinerlei diabetologische Zertifizierungen vorweisen können. Dem Abbau diabetologischer Strukturen an den Kliniken muss auch durch zunehmende Aufhebung der Sektorengrenzen und bessere Verzahnung Rechnung getragen werden. Die meisten Kliniken haben sich offensichtlich auf den Weg gemacht. Die zunehmend schwieriger werdende Weiterbildung des diabetologischen Nachwuchses wird nur durch engere Kooperationen zwischen Klinik und Praxis zu leisten sein. Die noch vorherrschende Form der "Ermächtigungsambulanz" mit ihren ökonomischen und personellen Nachteilen gegenüber selbständigen Praxen könnte in diesem Zuge überdacht und durch planbare Strukturen wie Praxen oder MVZ an den Kliniken ersetzt werden.

Text: Liesenfeld B, Jannaschk KD, Werner T.

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2023; 35 (5) Seite 40-41