Ein spezieller Schmerzphänotyp geht mit einer erfolgreicheren Behandlung mit dem „Chili-Pflaster“ (Capsaicin 8%) einher. Das konnten Wissenschaftler des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz e.V. (DFNS e.V.) zeigen. In einer neuen Studie ermittelten sie mit der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) zunächst das Sensibilitätsprofil von Patienten mit peripherem Nervenschmerz. Nachdem sie die Funktion der Nervenfasern analysiert hatten, konnten sie den Behandlungserfolg des „Chili-Pflasters“ vorab einschätzen!

Das hoch dosierte Capsaicin-Pflaster (8%) wird äußerlich auf der Haut unmittelbar im Bereich der Nervenschmerzen appliziert. Es bewirkt eine reversible funktionelle Desensibilisierung sehr dünner Schmerzfasern in der Haut und damit eine lang anhaltende Linderung peripherer Nervenschmerzen (außerhalb von Gehirn und Rückenmark).

Bisher wurde unzureichend untersucht, ob die Schmerzen nach Capsaicin Anwendung umso stärker gelindert werden, je stärker der Funktionsverlust dieser sehr dünnen Nervenfasern, der so genannten C-Fasern, ist. „Uns interessierte darüber hinaus, ob die Wirksamkeit des Capsaicin-Pflasters bereits vor Behandlungsbeginn einzuschätzen ist. Für beide Fragestellungen nutzten wir die Quantitativ Sensorische Testung, kurz QST, um das Sensibilitätsprofil von Patienten zu erheben und damit Veränderungen in der Funktion der C-Fasern sowie weitere mögliche Prädiktoren zu analysieren“, so Dr. Tina Mainka, Ruhr Universität Bochum (jetzt Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf).

Mit der QST zum Schmerzphänotyp

Bei 20 Patienten mit peripheren neuropathischen Schmerzen nach Nervenverletzung, Gürtelrose oder durch Polyneuropathie wurde die QST nach DFNS-Standard vor der Capsaicin-Behandlung sowie zwei, vier, sechs und acht Wochen danach durchgeführt. Mit sieben QST-Tests lassen sich so die Wahrnehmung und das Schmerzempfinden für Kälte, Wärme, feine und spitze Berührungen sowie Vibration und Druck pro Testareal in etwa 30 Minuten erheben. Damit erhält man eine genaue Analyse der schmerzhaften sensorischen Symptome und sensiblen Defizite eines Patienten.

Vorab zur Therapiewirksamkeit

Obwohl die Fähigkeit Wärme wahrzunehmen zwar bei allen Patienten acht Wochen nach Capsaicin-Therapie signifikant abnahm, was für den Funktionsverlust von C-Fasern spricht, ließ sich kein Zusammenhang mit dem Grad der Schmerzlinderung ermitteln. Prof. Christoph Maier, Ruhr Universität Bochum: „Wir konnten allerdings mit 100 prozentiger Spezifität Patienten, die auf die Capsaicin-Therapie ansprachen, identifizieren. Eine Hyperalgesie, also eine Überempfindlichkeit auf Kälte- sowie stumpfe Nadelreize vor Therapiebeginn war wegweisend. Liegen diese beiden Kriterien vor Behandlungsbeginn vor, lässt sich offenbar vorhersagen, ob ein Patient auf das Capsaicin-Pflaster anspricht.“ Die Studie ist damit ein wichtiger Schritt in Richtung einer möglichst zielgerichteten mechanismen-basierten Therapie für den individuellen Patienten, die sich nicht nur an der Grunderkrankung ausrichtet.


Literatur:


Quelle: Mitteilung Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München