Weltweit steigen die Diabeteszahlen. Hohe Risikofaktoren für die Diabetesentstehung beim Typ-2-Diabetes sind Bewegungsmangel und Übergewicht. Beide nehmen in der Bevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie zu, wie aktuelle Umfragen zeigen. Diabetes und Adipositas wiederum erhöhen das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei COVID-19.

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ergab bereits im April, dass sich 38 Prozent der Erwachsenen in Deutschland aufgrund der Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung weniger bewegen. 19 Prozent haben infolge ihrer veränderten Gewohnheiten zugenommen.

Die Corona-Pandemie wirkt sich zudem auch negativ auf das Gewicht von Kindern, vor allem aus sozial benachteiligten Familien, aus. Das zeigte eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag von Ernährungsmedizinern aus München: So hätten 27 Prozent der Eltern und 9 Prozent der Kinder unter 14 Jahren zwischen dem Lockdown im März und der Umfrage im September zugenommen.

Angebote fallen wieder aus - Motivation zu Bewegung und gesunder Ernährung sinkt

„25 Prozent der Deutschen haben bereits Adipositas, weitere 35 Prozent Übergewicht. Adipositas ist zudem die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter geworden“, erklärt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und niedergelassener Diabetologe. Bewegungsmangel und Übergewicht fördern die Entstehung von Typ-2-Diabetes.

„Zudem haben Menschen mit Diabetes Typ 1 oder 2 bei einer instabilen Stoffwechsellage und zusätzlichen Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Adipositas oder kardiovaskulären Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei COVID-19“, ergänzt der Diabetologe. Daher müsse man Betroffene gerade jetzt intensiv betreuen und individuell unterstützen: „Mittlerweile fallen wieder seit Wochen Bewegungsangebote in Vereinen oder anderen Sporteinrichtungen aus. Soziale Kontaktbeschränkungen lassen die Motivation zu mehr Bewegung und gesunder Ernährung sinken.“

Mit individualisiertem Ernährungs- und Bewegungscoaching gegensteuern

Hier könne die Rolle der Selbsterfahrung im Rahmen eines individualisierten Ernährungs- und Bewegungscoachings mittels CGM-Systemen ein Ansatz zur Motivationssteigerung sein: „Inzwischen finden kontinuierlich die Glukose messende Systeme immer mehr Verbreitung – und damit auch die Erkenntnisse bezüglich der Glukoseverläufe nach dem Verzehr von Mahlzeiten“, sagt Kröger. Eine Gruppe nationaler Experten empfiehlt durch CGM unterstützte standardisierte Mahlzeitentests, um Menschen zu verdeutlichen, wie unterschiedlich postprandiale Glukoseverläufe nach dem Verzehr verschiedener Lebensmittel sein können.

Dr. Kröger hat damit selbst erste Erfahrungen in seiner Praxis gemacht: „Das Durchführen standardisierter Mahlzeitentests mithilfe von kontinuierlich gemessenen Glukosewerten ermöglicht es, postprandiale Glukoseverläufe von spezifischen Nahrungsmitteln oder Mahlzeiten individuell zu bewerten. Für Betroffene mit Diabetes kann dann nach dieser Selbsterfahrung individuell die passende Ernährung gewählt werden, die neben dem positiven Effekt auf den postprandialen Glukoseverlauf auch die Vorlieben der Menschen widerspiegeln.“

Dies ermögliche es, den Nutzern ein Verständnis für die Reaktionen des Körpers auf einzelne Nahrungsmittel oder Mahlzeiten aufzubauen und in das Management der Ernährung oder der Therapie einfließen zu lassen. Gleichermaßen könne man dies auch auf Bewegungskonzepte anwenden: „Viele Patienten sind motivierter, wenn sie anhand der Daten sehen, wie ihr Glukosespiegel zum Beispiel bereits nach 30 Minuten Walken oder bei Alltagstätigkeiten sinken kann“, so Dr. Kröger. Auch die behandelten Diabetesteams erhielten dadurch die Möglichkeit, Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen zu unterstreichen und Menschen mit Diabetes individuell zu beraten und zu motivieren.



Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

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