Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa 6,7 Millionen Menschen mit Diabetes. Laut Daten der AOK Nordost* leiden in Berlin 10,22 Prozent der Menschen an Diabetes Typ 1 oder 2. Die generelle Diabetes-Zunahme und die Vielschichtigkeit der Erkrankung verlangen eine fachübergreifende Zusammenarbeit von Ärzten und Angehörigen weiterer Gesundheitsberufe, darunter Diabetesberater, Diabetes-Pflegefachkräfte oder Psychologen.
„Diabetes interdisziplinär“ ist daher das Hauptthema des diesjährigen Diabetes Kongresses der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Dr. med. Sybille Wunderlich Chefärztin an den DRK Kliniken Berlin Westend gibt im Rahmen der Vorab-Pressekonferenz zum Kongress am Mittwoch, den 27. April 2016, aus ihrer Sicht als Klinikerin einen Überblick über die aktuelle diabetologische Versorgungssituation in Berlin.
Drei Behandlungsebenen in der Betreuung von Patienten
„Die Betreuung der Berliner Patientinnen und Patienten mit Diabetes erfolgt in drei Behandlungsebenen, beginnend bei der hausärztlichen Versorgung über die diabetologischen Schwerpunktpraxen bis hin zur stationären Behandlung in den Kliniken“, sagt Dr. med. Dr. med. Sybille Wunderlich, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin – Schwerpunkt Diabetologie in den DRK Kliniken Berlin Westend. Bei Hausärzten ist Diabetes Typ 2 eine sehr häufige Behandlungsdiagnose. Vor allem ältere Patienten leiden außer am Diabetes selbst häufig auch noch an typischen Begleit- und Folgeerkrankungen, zum Beispiel Bluthochdruck, Herz- und Gefäßerkrankungen oder Augenerkrankungen. Und etwa 30 Prozent aller Patienten im Krankenhaus haben einen Diabetes.
Auf der Ebene der stationären Versorgung sind aktuell neun Berliner Kliniken durch die DDG als Diabeteszentrum für erwachsene Typ-1 und Typ-2-Diabetiker zertifiziert. Drei Berliner Kinderkliniken wurden als pädiatrisches Diabeteszentrum beziehungsweise Diabetologikum zertifiziert. Sechs Krankenhäuser Berlins haben sich als Klinik mit besonderem Diabetesmanagement zur Behandlung von Patienten mit der Nebendiagnose Diabetes qualifiziert.
Kooperationen bei Schwangerschaftsdiabetes und Diabetischem Fußsyndrom
Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes werden in diabetologischen Schwerpunktpraxen in enger Zusammenarbeit mit Frauenarztpraxen und spezialisierten Kliniken mit diabetologischer und geburtshilflicher Kompetenz bis zur Geburt begleitet, um das Risiko von Frühgeburten und Komplikationen vor, während und nach der Geburt zu senken. Und für Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom stehen aktuell acht Kliniken mit dem Qualifikationsnachweis der Arbeitsgemeinschaft Fuß der DDG zur Verfügung. Sie kooperieren mit 18 diabetologischen Fußambulanzen.
Systematische Vernetzung fehlt
Das Problem: „Derzeit fehlt es an einer systematischen Vernetzung der Behandlungsebenen und Sektoren“, erklärt Dr. Wunderlich. „Diese würde zum Beispiel die patientenbezogene Kommunikation zwischen Hausarzt, Schwerpunktpraxis und Klinik vereinfachen und beschleunigen“. Hier seien noch Gespräche und Abkommen zwischen den unmittelbaren Leistungserbringern auf der Ebene von Praxis und Klinik, aber auch mit Kostenträgern und politischen Entscheidungsträgern notwendig.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)