Internationale Wissenschaftler haben einen Konsensbericht zur Präzisionsmedizin bei Diabetes veröffentlicht, darunter Expertinnen und Experten des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Dieser Bericht, der in ‚Nature Medicine‘ erschienen ist, zeigt Wege auf, wie sich personalisierte Ansätze zur Vorbeugung und Behandlung von Diabetes in die klinische Praxis integrieren lassen. Gleichzeitig weist er auf bestehende Wissenslücken hin.

In den vergangenen Jahren konnten neue Erkenntnisse gewonnen. werden, die Zeigen, wie heterogen die Diabeteserkrankung ist und wie sich dies auf das Risiko von Folgeerkrankungen auswirkt. Für die Vorbeugung und Behandlung des Diabetes ergeben sich daraus neue Möglichkeiten.

Ein neuer Konsensbericht zur Präzisionsmedizin in der Diabetesprävention und -therapie wurde nun von internationalen Wissenschaftler:innen unter Beteiligung von DZD-Forscher:innen erstellt, berichtet das DZD in einer Presseinformation. Der Konsensbericht wurde aktuell im Wissenschaftsjournal 'Nature Medicine' veröffentlicht. Der Bericht zeigt Wege auf, wie die Präzisionsmedizin beim Diabetes unmittelbar oder kurzfristig in die klinische Praxis integriert werden kann, hebt jedoch gleichzeitig die kritischen Wissenslücken hervor, die geschlossen werden müssen.

Höheres Sterberisiko bei Diabetes

Das Sterberisiko ist bei Diabetes nach wie vor erhöht. Dieser Zusammenhang wurde erst im September dieses Jahres anhand einer Auswertung der Daten von mehr als 1,5 Millionen Menschen erneut bestätigt. Dabei wurde festgestellt, dass beispielsweise ein 50-jähriger Mensch durchschnittlich 14 Jahre weniger Lebenszeit hat, wenn ein Typ-2-Diabetes im Alter von 30 Jahren diagnostiziert wurde.

Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede bei diesen Zusammenhängen. Genau diese verschiedenen Ausprägungen haben internationale Wissenschaftler:innen im Rahmen des zweiten International Consensus Report der Precision Medicine in Diabetes Initiative (PMDI) untersucht und an maßgeschneiderten Ansätze zur Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes gearbeitet.

4 DZD-Expert:innen aus Deutschland beteiligt

An der Erstellung dieses Konsensberichts haben sich 200 Wissenschaftler:inen aus 28 Ländern beteiligt, die Leitung hatten die Amerikanischen (American Diabetes Association - ADA) und Europäischen (European Association for the Study of Diabetes - EASD) Diabetes-Fachgesellschaften inne. Aus Deutschland nahmen vier DZD-Wissenschaftler:innen teil: Prof. Norbert Stefan vom Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen von Helmholtz Munich an der Universität Tübingen und Prof. Robert Wagner, Dr. Katsiaryna Prystupa und Dr. Martin Schön vom Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf. Die deutschen Expert:innen erarbeiteten dabei vor allem Wege zur Präzisionsdiagnostik des Typ-2-Diabetes. Diese werden auch detailliert in einer von 15 Zusatzpublikationen im Wissenschaftsjournal 'Communications Medicine' veröffentlicht.

Etablierte Präventions- und Therapieoptionen reichen oft nicht aus

Prof. Norbert Stefan beschäftigt sich seit langem mit der Risikoeinschätzung von Typ-2-Diabetes und den Ursachen dieser Erkrankung, insbesondere der Fettverteilung und der Fettlebererkrankung. Er betont: „Ähnlich wie in der Krebsmedizin haben wir auch bei der Erforschung des Diabetes Betroffene identifiziert, bei denen die etablierten Präventions- und Therapieoptionen nicht ausreichen, um die Erkrankung gut zu behandeln. Jetzt gilt es, Marker und maßgeschneiderte Behandlungen zu finden, welche schnell im klinischen Alltag eingesetzt werden können.“

Verschiedene Ursachen besser fokussieren

Prof. Robert Wagner, der zusammen mit seinen Kollegen in einer vielbeachteten Studie Subgruppen von Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko und den damit verbundenen Folgeerkrankungen identifiziert hat ("Nature Medicine", 2021), erklärt: „Es ist wichtig, dass wir uns bei der Risikoabschätzung des Diabetes und seiner Komplikationen mehr auf die verschiedenen Ursachen fokussieren, die den jeweiligen Subgruppen hauptsächlich zugrunde liegen und bereits Jahre vor dem Auftreten des Diabetes den Stoffwechsel ungünstig beeinflussen. Unterschiedliche Maße von Insulinproduktion, Insulinwirkung und genetischem Risiko, aber auch das Alter der Diabetesmanifestation sollten in Zukunft stärker berücksichtigt werden.“

Translationale Forschungsansätze sollen neue Erkenntnisse bringen

Im Rahmen ihrer Arbeit im DZD haben die deutschen Forscher:innen die Möglichkeit, im engen wissenschaftlichen Austausch mit ihren Kolleg:innen an den verschiedenen Standorten des DZD sowie auch durch internationale Kooperationen weiter auf diesem wichtigen Forschungsfeld zu arbeiten. Die translationalen Forschungsansätze und damit verbundene klinische Studien sollen neue Erkenntnisse bringen, die Bestandteil von nationalen und internationalen Ansätzen zur Etablierung der Präzisionsmedizin beim Diabetes sein sollen.


Originalpublikation
Tobias DK et al., 2nd International Consensus Report on Gaps & Opportunities for the Clinical Translation of Precision Diabetes Medicine. Nature Medicine 2023; DOI: 10.1038/s41591-023-02502-5

Quelle: Deutsches Zentrum für Diabetesforschung | Redaktion

Redaktion diabetologie-online
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