Den mit 10 000 Euro dotierten Präventionspreis der Deutschen Stiftung Innere Medizin (DSIM) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) teilen sich in diesem Jahr Privatdozent Dr. Christoph Lübbert vom Universitätsklinikum Leipzig und der Tübinger Diabetologe Professor Dr. med. Norbert Stefan. Sie erhalten den Preis für ihre Forschung zu den Gründen von Antibiotika-Resistenzen und der unterschiedlichen Ansprache auf Präventionsmaßnahmen für Typ-2-Diabetes.
Der Darm von Fernreisenden - unterschätze Eintrittspforte für Bakterien
Fernreisende bringen immer häufiger „Souvenirs“ mit, die ihnen gesundheitliche Probleme bereiten: fremde Krankheitserreger, gegen die Medikamente nicht wirken. In seiner prämierten Arbeit untersuchte Dr. Lübbert die Stuhlproben von 225 gesunden Touristen vor und nach einer Fernreise. Das Ergebnis: Etwa 30 Prozent der Touristen waren bei der Rückkehr mit sogenannten ESBL-bildenden Enterobacteriaceae besiedelt.
Diese Darmbakterien produzieren das Enzym Extended-Spectrum-Betalaktamasen, kurz ESBL. Das versetzt sie in die Lage, Antibiotika abzubauen, und es macht sie unempfindlich gegen Medikamente, die bei schweren Infektionen lebensrettend sein können. Besonders häufig betroffen waren Reisende, die aus Indien zurückkehrten. Auch fast jeder zweite Südostasien-Reisende erwarb den „Problemkeim“.
Gründliche Händehygiene bietet keinen ausreichenden Schutz
Bei über 70 Prozent der Touristen waren die ESBL-Bakterien sechs Monate nach Reiseende wieder aus dem Darm verschwunden. Gründliche Händehygiene bietet jedoch keinen sicheren Schutz, und die Träger der Erreger können andere anstecken. Reisende sollten rohe Nahrungsmittel meiden, empfiehlt Dr. Lübbert. Zudem sollten Ärzte hierzulande ihre Patienten bei der Aufnahme in Kliniken nach Reisen in den letzten sechs Monaten fragen. Nach einem Aufenthalt in Indien und Fernost könnte ein Stuhltest und die Isolation von Keimträgern sinnvoll sein, um andere Patienten zu schützen.
„Die Arbeit macht deutlich, dass weltweite Anstrengungen notwendig sind, um die weitere Ausbreitung derartiger Keime zu kontrollieren, und dass eine ausführliche Reiseanamnese notwendig ist, wenn Fernreisende eine Aufnahme in einer medizinischen Einrichtung benötigen“, sagt Professor Dr. med. Manfred Weber, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Innere Medizin (DSIM).
Warum manchen Menschen Diabetesprävention schwerer fällt
Die zweite prämierte Arbeit hinterfragt, warum sich eine drohende Diabeteserkrankung nicht immer wirksam verhindern lässt. Denn das Tübinger Lebensstil-Interventionsprogramm „TULIP“ hat sich bei vielen Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko als erfolgreich erwiesen. Gewichtsverlust senkt das Risiko, tatsächlich zu erkranken. Doch bei etwa 40 Prozent der Studien-Teilnehmer bessern sich trotz Abnahme von Körpergewicht und Fettmasse die Blutzuckerwerte nicht.
Insulinsekretionsstörung und Fettleber machen intensivere Lebensstil-Änderung nötig
In seiner Studie zeigte Professor Stefan, dass diese Teilnehmer schon vor Beginn der Studie eine Fettleber hatten. Sie sezernierten deshalb das blutzuckersenkende Hormon Insulin in geringerem Maße. Damit war die Chance, unter Diät normale Blutzuckerwerte zu erreichen, um das 4,5-Fache geringer. Professor Stefan legt nahe, dass Menschen mit einer Insulinsekretionsstörung oder einer Fettleber eine intensivierte Lebensstil-Änderung brauchen, um einen Diabetes zu verhindern.
„Die Arbeit ermöglicht eine frühe Identifizierung der Risikogruppe jener Menschen, die eher einen Diabetes entwickeln. Außerdem erhalten wir durch die Ergebnisse ein besseres Verständnis diabetischer Komplikationen“, sagt Professor Dr. med. Dr. h. c. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
