Am 10. Juni 2022 fand in Hannover die 23. Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Klinischer Diabeteseinrichtungen e.V. - Die Diabetes-Kliniken (BVKD) statt. Nachdem in den letzten zwei Jahren wegen der Corona-Pandemie nur Online-Veranstaltungen möglich waren, konnte dieses Jahr endlich wieder ein persönlicher Austausch stattfinden. Die Vertreter der Mitgliedseinrichtungen nutzten dieses Forum, um die aktuelle Situation der auf Diabetologie spezialisierten Kliniken zu diskutieren.
Der 1. Vorsitzende des BVKD, Dr. Thomas Werner, informierte in seinem Rechenschaftsbericht über die inhaltlichen Schwerpunkte der Vorstandsarbeit des zurückliegenden Jahres. Das mit großem Zeitaufwand und Ressourcenverbrauch wichtigste Projekt der letzten Monate war der Innovationsfondantrag des BVKD. Durch die professionelle Hilfe des Instituts für angewandte Versorgungsforschung (inav) und viele Gespräche mit Kollegen aus den Mitgliedskliniken wurden zunächst Versorgungsdefizite der stationären Diabetologie herausgearbeitet und bewertet. Dabei kristallisierte sich die schwierige Versorgung von Patienten mit psychischen Komorbiditäten heraus. Im Rahmen eines Telekonsil-Systems sollte hier eine bessere intersektorale Versorgung dieses speziellen Patientenklientels geschaffen werden. Leider wurde der Antrag abgelehnt.
Datenschutz und IT-Sicherheit in der stationären Diabetologie war ein weiteres Schwerpunkt-Thema des BVKD. Hierzu wurden Symposien und Fachartikel mit ausgewiesenen Experten in diesen Fachgebieten organisiert. Da mittlerweile die gesetzlichen Vorschriften verschärft und auch auf kleinere Häuser ausgeweitet wurden, sieht der Vorstand das Thema als gesetzt an und wird seine Bemühungen diesbezüglich minimieren. Ein noch laufendes Projekt ist die Anfrage an den Datenschutzbeauftragten Rheinland-Pfalz zur Anonymisierung von Patientendaten in cloudbasierten Systemen bei Blutzuckermessgeräten. Hier steht eine Antwort noch aus.
Besonders hervorzuheben ist wieder der jährlich vom BVKD angebotene Kodierworkshop, den Frau Ahollinger und Herr Trosbach am 08.03.2022 mit großem Erfolg als Online-Veranstaltung durchgeführt haben. Die Teilnehmer konnten sich über aktuelle Entwicklungen bei den diabetesrelevanten DRGs informieren und erhielten wertvolle Tipps und Anregungen. In einem kurzen Vortrag stellte Herr Trosbach den Teilnehmern der Mitgliederversammlung eine Zusammenfassung der neuesten Entwicklungen in diesem Bereich vor.
Vertreter des BVKD arbeiten auch aktiv in Gremien der Deutschen Diabetes Gesellschaft mit. Herrn Wolfgang Trosbach, inzwischen Vorsitzender der DDG-Kommission "Kodierung & DRGs in der Diabetologie", versucht dort mit entsprechenden Anträgen beim DIMDI, die Erlössituation der Häuser zu verbessern. Durch Herrn Dipl. Psychologen Klaus-Martin Rölver ist der BVKD auch in die Arbeit des Ausschusses Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW) der DDG eingebunden. Die QMKD-Auditierung über das "samedi-Portal" der DDG wird vom BVKD unterstützt.
Nach dem Ausscheiden von Frau Birgit Friedrich war in diesem Jahr die Nachwahl eines Vorstandsmitglieds erforderlich. Neu in den Vorstand gewählt wurde Herr Dr. Bernd Liesenfeld aus Trier. Durch seine Mitarbeit wird der Vorstand zusätzliche Kompetenz und Erfahrung auf dem Gebiet der intersektoralen Versorgung gewinnen.
Erfreulich war die Vorstellung eines neuen Mitgliedshauses. Herr Dr. P. Loeff, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Allgemeine Innere Medizin des St. Hildegardis Krankenhaus Köln, stellte die diabetologische Expertise seines Hauses in einem kurzen Vortrag vor. Insbesondere die Etablierung eines digitalen Weiterbildungsangebotes für medizinisches Personal fand Interesse und wurde von den Anwesenden diskutiert.
Preisverleihung im Rahmen der Mitgliederversammlung
Im Rahmen der Mitgliederversammlung erfolgte die Preisverleihung für die 5-Sterne-Häuser der "BVKD-Transparenzliste Akutkliniken". Diese wurde vom Verband bereits zum dritten Mal herausgegeben und bildet die Leistungsfähigkeit der Häuser des BVKD in einem Ranking aus öffentlich zugänglichen Daten ab. Sowohl für Patienten als auch für Einweiser soll anhand der vergebenen Sterne eine schnelle Orientierung über das diabetologische Leistungsangebot der einzelnen Krankenhäuser möglich sein.
Der BVKD kann auch wieder auf eine Vielzahl an Publikationen im "Diabetes-Forum" verweisen. Dazu gehört zum Beispiel ein Diskussionsbeitrag zu einem Zukunftskonzept für die stationäre Diabetologie in Deutschland (DF 11/2021). Das Autorenteam stellte mit Hilfe von Krankenkassendaten heraus, unter welchen Bedingungen die Versorgung der Menschen mit Diabetes in Kliniken verbessert werden kann. Aus dieser Initiative entwickelten sich weiterführende Projekte. So wurden die Veröffentlichungen der Krankenkassen zu diesem Thema analysiert. Im Vorstand wurde insbesondere ein Barmer-Papier von Prof. Straub und Herrn Repschläger mit Reformvorschlägen für eine Weiterentwicklung der stationären Versorgungsstrukturen und der Krankenhausfinanzierung diskutiert. Es wurde versucht, diese auf die Situation der Diabetologie zu übersetzen. Dadurch entstand das Konzept der zentrumsbasierten stationären Diabetologie. Dieses war am Nachmittag der Mitgliederversammlung das große Schwerpunktthema. Dazu waren vier Referenten eingeladen. Zunächst schilderte Herr Dr. T. Werner die Aufgaben einer auf Diabetes spezialisierten Akutklinik aus medizinischer Sicht. Bereits jetzt werden dort Diabetiker mit sehr speziellen Krankheitskonstellationen mit Hauptdiagnose Diabetes mellitus behandelt. Frau Dr. K. Overlack schilderte im Anschluss die finanziellen Rahmenbedingungen dieser Häuser und arbeitete die derzeitigen ökonomischen Probleme heraus. Das Thema des Gastvortrages von Herrn Prof. Dr. B. Augurzky (RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Essen) lautete: "Die Gesundheitsversorgung vor dem Scheideweg: Nachhaltigkeit durch Zentralisierung und Schwerpunktbildung?". Hier wurden makroökonomische Entwicklungen in der deutschen Krankenhauslandschaft geschildert und aktuelle gesundheitspolitische Lösungsansätze vorgestellt.
Viele Aspekte decken sich mit den Überlegungen des BVKD. Ein gangbarer Weg für die Zukunft wäre eine Zentralisierung bei gleichzeitiger Flächenversorgung. Wie dies praktisch aussehen könnte, schilderte Herr Dr. H. Dahnke (Vebeto GmbH). Er zeigte die Auswertung einer vom BVKD in Auftrag gegebenen Datensimulation. Mit den vom Verband vorgeschlagenen Strukturen ließe sich eine über alle Regionen Deutschlands verteilte zentrumsbasierte stationäre Diabetologie umsetzen. Dies würde einen enormen Qualitätszuwachs für die Patienten bedeuten. Die aktuellen Daten zeigten, dass bisher 85% der Diabetes-Patienten mit Hauptdiagnose in nicht dafür geeigneten Krankenhäusern behandelt werden! Mit spezialisierten Strukturen wäre ein deutlich besserer Einsatz der begrenzten Ressourcen möglich. Die anschließende Diskussion der Vorschläge in der Mitgliederversammlung des BVKD zeigte das Interesse der Teilnehmer an konstruktiven Lösungen. Der Vorstand wurde beauftragt, das Projekt weiter zu verfolgen.
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2022; 34 (7/8) Seite 46-48