Arif S, Yusuf N, Domingo-Vila C, Liu YF, Bingley PJ, Peakman M; London, Großbritannien; Diabet Med 2022; 39: e14860.

Fragestellung: In dieser Studie war geplant, T-Zell-Phänotypen und metabolische Profile bei Hochrisikoindividuen, welche einen Typ-1-Diabetes entwickelten, zu vergleichen mit Personen, die erkrankungsfrei blieben.

Methodik: Ein Fluor-Spot-Assay wurde verwendet zur Untersuchung von T-Zell-Antworten auf eine Gruppe von Inselautoantigen-Peptiden aus Proben, welche 6 und 30 Monate vor Erkrankungsbeginn und zu gleichen Zeitpunkten bei Nicht-Progressoren entnommen wurden.

Ergebnisse: Bei Individuen, welche einen Typ-1-Diabetes entwickelten, wurde ein signifikanter Anstieg der proinflammatorischen Interferon-γ-Antwort auf Proinsulin und Insulinpeptide beobachtet. Demgegenüber wurde bei Nicht-Progressoren ein Anstieg der regulatorischen IL-10-Antwort auf Proinsulinpeptide beobachtet. Weiterhin prädisponierten die T-Zell-Antworten auf die Gruppe von Inselpeptiden bei Progressoren zu einer Tendenz für eine proinflammatorische Interferon-γ-Antwort.

Schlussfolgerung: Insgesamt legen diese Daten nahe, dass eine proinflammatorische T-Zell-Antwort bei Hochrisikoindividuen, welche einen Typ-1-Diabetes entwickeln, prävalent und 6 Monate vor Erkrankungsbeginn nachweisbar ist. Diese Beobachtung, obwohl in einer kleinen Fallzahl, könnte möglicherweise zum Erkrankungsstaging nützlich sein, insbesondere zur Identifizierung Autoantikörper-positiver Individuen, welche von Stadium 2 (vorhandene Dysglykämie und vorsymptomatisch) zu Stadium 3 (vorhandene Dysglykämie und symptomatisch) übergehen. Der Nachweis dieser verschiedenen T-Zell-Phänotypen bei Progressoren und Nicht-Progressoren legt das Vorhandensein von Erkrankungsendotypen nahe.

Kommentar: Es wurde hier auch beobachtet, dass Kinder mit Interferon-γ-Antwort, welche einen Typ-1-Diabetes entwickelten, jünger waren im Vergleich zu Kindern, welche erkrankungsfrei blieben. Jedoch waren die Fallzahlen in dieser Studie klein.



Autor:
Prof. Dr. med. Martin O. Weickert

Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (6) Seite 50