Mit dem Förderpreis SilverStar werden vom Unternehmen Berlin-Chemie Projekte und Initiativen ausgezeichnet, die sich für eine bessere Lebensqualität von älteren Menschen mit Diabetes einsetzen. Im Diabetes-Forum werden derzeit alle Preisträger vorgestellt - lesen Sie hier die ausführlichen Interviews mit den beiden Zweitplatzierten des Jahres 2011
2. Preisträger 2011: Diabetikersportprogramm „Difima – Diabetiker fit machen“
Detlev Kraft in Kooperation mit dem Sportstudionetzwerk INLINE
Muskelarbeit und Bewegung sind als tragende Pfeiler der Diabetesbehandlung bekannt und bei Typ-2-Diabetikern das sicherste Mittel, die diabetische Stoffwechsellage zu verbessern. Doch es gilt auch: Sport muss Spaß machen. Das ist das zentrale Thema bei dem sechswöchigen Sportprogramm “Difima – Diabetiker fit machen”. Das Programm zielt ab auf Menschen mit Diabetes, die stark übergewichtig sind, seit langem oder noch nie sportlich aktiv waren, bereits in einem höheren Lebensalter stehen und unter Umständen zusätzliche gesundheitliche Einschränkungen mitbringen. Dazu zählen diabetische Folgeerkrankungen, Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die altersgerechte Ansprache und Umsetzung von Difima überzeugte die Jury. Wichtig war den Juroren, dass mit den gesundheitsorientierten Sportstudios allgemein vorhandene Ressourcen genutzt werden. Hier erfährt das Projekt eine qualitativ hochwertige Umsetzung mit individueller Betreuung Das Projekt wurde 2011 mit dem zweiten Preis des SilverStar-Förderpreises ausgezeichnet.
Über „Difima – Diabetiker fit machen“
Entwickelt wurde das Difima-Projekt von Detlev Kraft, der selbst ein Sportstudio führt und regelmäßig Diabetessport-Übungsleiter ausbildet, in Zusammenarbeit mit dem Sportstudionetzwerk INLINE und der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Sport der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Das Programm wird in gesundheitsorientierten Sportstudios unter Anleitung von geschulten Diabetikersport-Übungsleitern durchgeführt. Es besteht aus einer Kombination von Kraft- und Ausdauerübungen, die individuell auf den Teilnehmer, insbesondere auf seine Medikation, seinen Gesundheitszustand, sein Alter und seine Leistungsfähigkeit abgestimmt werden. Trainiert wird zweimal wöchentlich 90 Minuten im Kleingruppenrahmen mit maximal zehn Teilnehmern. Daneben erhält jeder Teilnehmer ein zusätzliches Bewegungsprogramm für zu Hause, das an vermehrte Bewegung im Alltag heranführt, sowie einen individuell erstellten Ernährungsplan. Auf einem Projektbogen in der Abschlussbesprechung führt ein Vorher-Nachher-Vergleich der Lebensqualität und der körperlichen Leistungsfähigkeit dem Teilnehmer die Erfolge seines sportlichen Engagements „schwarz auf weiß“ vor Augen. Häufig ist dieser Erfolg die Motivation zu einer Weiterführung des Fitnesstrainings.
Interview mit Projektleiter Detlev Kraft
Wie hat sich das Projekt seit der Preisverleihung weiterentwickelt?
Detlev Kraft: Das Difima-Programm ist in einer zunehmenden Anzahl von Sportstudios gestartet worden. Einige der Studios sind sehr zufrieden, insbesondere dann, wenn die Zusammenarbeit mit den örtlichen Selbsthilfegruppen des Diabetikerbundes gut funktioniert. Die Teilnehmer bleiben häufig auch nach dem Ende des sechswöchigen Programmes dabei.
Wir hören aber auch von Sportstudios, bei denen das Interesse an der Informationsveranstaltung zwar groß war, die Besucher aber nicht bereit sind, für das Sportangebot Geld zu zahlen. Um diese Menschen zu motivieren, sich sportlich zu betätigen, haben wir eine Gratisaktion über vier Wochen entwickelt, die im Rahmen einer Studie läuft. Mit der Umsetzung der Studie habe ich zunächst in meinem eigenen Sportstudio begonnen und bin mit dem Zulauf sehr zufrieden. Die vierwöchige Studie soll belegen, dass sich bei Typ-2-Diabetikern mit Bluthochdruck und weiteren Folgeerkrankungen der Gesundheitszustand mithilfe von Difima signifikant verbessern lässt. Erste Erfolge sind sehr rasch sichtbar. Deutlich mehr als die Hälfte der Teilnehmer bleibt nach vier Wochen dabei. Das ist ein schöner Anfang.
Wie hat sich der Gewinn des SilverStar-Preises auf das Projekt ausgewirkt?
Detlev Kraft: Nach der Preisverleihung haben wir durch die Berichte über uns in der Presse eine erhöhte Aufmerksamkeit erhalten. Ich stelle immer wieder fest, dass die Ärzte aus den Schwerpunktpraxen in unserer Umgebung bereits von „Difima“ gehört haben und ihnen oft auch bekannt ist, dass wir für unser Programm mit dem SilverStar-Förderpreis ausgezeichnet worden sind.
Welche Ziele konnten dank des Preises umgesetzt werden?
Detlev Kraft: Wir haben das Preisgeld in die Ausbildung von Übungsleitern investiert. Damit konnten wir dazu beitragen, dass noch mehr Sportstudios Diabetikersport anbieten. Zunächst beginnen die Studios oft damit, aus ihren bereits vorhandenen Mitgliedern Diabetikersportgruppen aufzubauen. Viele der Mitglieder bringen auch Bekannte, z. B. aus den Selbsthilfegruppen, mit in die Studios. Das ist bereits ein gutes Fundament, auf dem aufgebaut werden kann.
Was hat die Auszeichnung für Sie persönlich bedeutet?
Detlev Kraft: Es hat mich sehr gefreut und ich bin stolz darauf, dass unser Difima-Programm mit dem Förderpreis ausgezeichnet wurde. Ich stelle bei meiner täglichen Arbeit fest, dass das Thema Diabetes immer mehr in den Vordergrund rückt.
Welche Pläne haben Sie mit dem Projekt für die Zukunft?
Detlev Kraft: Ich möchte erreichen, dass Difima deutschlandweit in den Sportstudios angeboten wird. Es ist meiner Meinung nach insbesondere für kleinere Studios gut geeignet, da sie die Zielgruppe ganz direkt ansprechen können. Das können die großen Sportstudios nicht leisten. Hinzu kommt, dass die Teilnehmer weniger Hemmungen haben in ein kleines Sportstudio zu gehen, das speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Hier ist der Kontakt sehr viel persönlicher. Das ist gerade für Menschen wichtig, die noch nie oder jahrzehntelang keinen Sport betrieben haben.
Ein weiteres Ziel ist, noch intensiver zum Thema Diabetes und Medikamente im Zusammenhang mit Sport aufzuklären. Wir haben für unsere Teilnehmer eine Liste mit Medikamenten entwickelt, bei denen es durch die sportliche Betätigung zu Komplikationen kommen könnte. So kann es bei Sulfonylharnstoffen in Verbindung mit Sport beispielsweise zu Unterzuckerungen kommen, wenn der Patient nicht gegensteuert. Wir weisen die Teilnehmer auf Vorbeugemöglichkeiten hin und raten ihnen, dies mit ihrem Arzt zu besprechen.