Mehr als 600 Teilnehmer:innen besuchten am Nachmittag des 17. November unser traditionelles Symposium. Es gilt als eines der Highlights der DDG-Herbsttagung und ist besonders für Mitglieder des VDBD ein unverzichtbarer Bestandteil der Konferenz. Dr. Nicola Haller und Kathrin Böhm leiteten die Teilnehmenden souverän durch eine Vielzahl von fesselnden Vorträgen.

Pünktlich um 14:45 Uhr eröffneten die beiden Moderatorinnen Dr. Nicola Haller, Vorsitzende des VDBD, und Kathrin Boehm, stellvertretende Vorsitzende des VDBD, die gut besuchte Veranstaltung. Dr. Jaqueline Ratter-Rieck, Leibniz Zentrum für Diabetesforschung der Universität Düsseldorf und Deutsches Diabetes Zentrum widmete sich in ihrem Vortrag der Frage, wie der Klimawandel die Gesundheit der Menschen beeinflusst und was dies insbesondere für Menschen mit Diabetes bedeutet. Es folgte Prof. Dr. med. Hans Scherübl, Chefarzt Gastroenterologie, Onkologie, Diabetologie, Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin, der das Publikum über Typ 2-Diabetes und Krebsvorsorge informierte. Krebs gilt als die häufigste Ursache von vorzeitigem Tod und bei Typ-2-Diabetes steigt das Krebsrisiko insgesamt an. Dr. Lars Hecht, Gesundheits- und Diabeteswissenschaftler - Geschäftsführer RED-Institut GmbH (Research and Education in Diabetes); Vorstandsmitglied des VDBD und Wissenschaftlicher Leiter der VDBD AKADEMIE, nahm das Publikum mit in die Zukunft der medikamentösen Diabetes- und Adipositastherapie.

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Moderatorinnen des VDBD-Symposiums v.l. Kathrin Boehm und Dr. Nicola Haller.

Im Anschluss hatte Dr. Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin VDBD e.V. und der VDBD AKADEMIE, das Wort und stellte das VDBD Barcamp im März 2024 vor, ein neues und exklusives Präsenzformat für Diabetesfachkräfte, bevor Sie das Rede-Zepter an die beiden Moderatorinnen zurückgab. Haller und Boehm hatten nun das Vergnügen, im Rahmen des 30-jährigen VDBD-Jubiläums die anwesenden Mitglieder des Gründungvorstandes des VDBD auf die Bühne zu bitten und zu ehren: Bettina Brandner, Gerda Lange, Annegret Lütke Twenhöven, Regina Timmler-Berger. Bernhard Schröder hat seine Ehrung im Nachgang postalisch erhalten.

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Gründungsvorstand v.l. Bettina Brandner, Annegret Lütke Twenhöven, Gerda Lange, Regina Timmler-Berger

Nach diesem emotionalen Abstecher in die VDBD-Geschichte ging es um die Ernährungsbroschüre des VDBD, die aktualisiert und in neuem Gewand von Susanne Müller, Diplom-Oecotrophologin, Diabetesberaterin DDG und Ko-Autorin der Broschüre, vorgestellt wurde. Den Schluss bildete Babette Müller, Diabetesberaterin, Diabeteszentrum Kinder Jugendliche, DRK Kliniken Berlin, die mit ihrem Herzensthema der Diabetestherapie und Transition begeisterte.

Programm 2024
Das Fortbildungsprogramm 2024 der VDBD AKADEMIE ist seit dem 16. Januar 2024 online. Informieren Sie sich, was Sie in diesem Jahr an Altbewährtem, aber auch ganz neuen Themen erwartet: https://www.vdbd-akademie.de/fortbildungsangebot/

Kind –> Jugendlicher –> Erwachsener

Obwohl es sich um den letzten Vortrag des VDBD-Symposiums handelte, gelang es Babette Müller, Diabetesberaterin, Diabeteszentrum Kinder Jugendliche, DRK Kliniken Berlin, das Publikum mit ihrem 30-minütigem Fachvortrag "Diabetestherapie und Transition: Kind – Jugend – Erwachsener" nochmal zu fesseln. Als Transition wird der geplante Übergang von chronisch kranken Jugendlichen aus der Kinder- und Jugendmedizin in die Erwachsenenmedizin bezeichnet. Dabei gilt der eigentliche Wechsel (Transfer), der im deutschem Medizinsystem mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres stattfindet, als Teilgeschehen einer länger andauernden Transitionsphase. Diese Phase soll dafür sorgen, dass die betroffenen Personen sicher in der Erwachsenenmedizin ankommen und evtl. auftretende Probleme gut aufgefangen werden können. Die Wahrnehmung und die Erfassung einer chronischen Krankheit, wie Diabetes mellitus Typ 1, verändert sich mit dem Heranwachsen vom Kleinkind über Schulkind und Jugend bis hin zum (jungen) Erwachsenen. Dabei geht es darum, in die eigene Lebens- und Therapieverantwortung hereinzuwachsen. Dies betrifft in Deutschland ca. 3.200 Jugendliche pro Jahr.

Risiken der Transition

Der Deutsche Gesundheitsbericht 2023 hat deutlich gemacht, dass die Phase der Transition gleichzeitig ein erhöhtes Risiko für Diabeteskomplikationen sowie einer Verschlechterung der Stoffwechsellage birgt. Dabei spielen die Unterschiede zwischen pädiatrischen Einrichtungen und Erwachseneneinrichtungen in der Medizin eine große Rolle. Die Pädiatrie arbeitet familienzentriert, ganzheitlich, emotional, mit Verständnis für den Entwicklungsstand der Betroffenen und dem Fokus auf psychosoziale Faktoren. In der Erwachsenenmedizin, die personenzentriert und nach Fachgebieten getrennt ist, wird Eigenverantwortung und Autonomie erwartet und ein distanzierter und fachbezogener Kontakt gepflegt. Risiken in der Transitionsphase resultieren sowohl durch strukturelle Barrieren, aber auch durch Barrieren auf Seiten der Behandlerteams sowie der Patient:innen. So tun sich die Profis häufig schwer, Patient:innen abzugeben oder ihnen fehlt es schlicht an Zeit, Geld und Personal. Patient:innen haben i.d.R. eine über Jahre gewachsene Bindung zu den Behandlerteams und Institutionen und lehnen ein neues Betreuungsklima eher ab. Strukturell fehlt es dagegen oft an entsprechenden Materialien und es existiert keine definierte Verantwortung oder Autorität zur Planung und Steuerung eines Transitionsprozesses. Außerdem werden zusätzliche Transitionsleistungen oft nicht finanziert. Um diese Risiken und Probleme zu minimieren, hat sich das Strukturprogramm "Berliner Transitionsprogramm" etabliert. Frau Müller weist außerdem auf ein Diabetes-Jugendschulungsprogramm, den ModuS-Transitionsworkshop "Fit für den Wechsel" und den Between-Kompass (www.between-kompas.de) als Unterstützung bei der Transition hin.

Alle Informationen zum Berliner Transitionsprogramm unter https://www.btp-ev.de/

Berliner TransitionsProgramm (BTP)

Das BTP setzt in der Grundidee an den strukturellen Barrieren an. Das Ziel war die Entwicklung eines strukturierten Transitionsprozesses für chronisch kranke Jugendliche, welches für unterschiedliche Krankheitsbilder und verschiedene Versorgungsstrukturen und Regionen angewendet werden kann. Außerdem regelt es die Kostenübernahme für spezielle Versorgungsleistungen im Transitionsprozess.

Das Programm ist für Jugendliche im Alter von 16 bis 21 Jahre ausgelegt, deren Transfer innerhalb der kommenden 12 Monate geplant ist und wird übergreifend durch ein strukturiertes Fallmanagement gelenkt. Das Fallmanagement sorgt u.a. dafür, dass der Kontakt zwischen Arzt:in und Patient:in nicht abreißt, Sprechstunden- und Gesprächstermine stattfinden und auch wahrgenommen werden, die Suche nach einem weiterbehandelnden Erwachsenenmediziner unterstützt wird, Begleitmaterial zur Verfügung gestellt wird u.v.m.. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten des Programms. Somit werden die betroffenen Jugendlichen nicht allein gelassen, sondern mit Hilfe eines strukturierten Prozesses mit ihrer chronischen Krankheit in das Erwachsenenalter begleitet.


Autorin:
© privat
Ria Grosse, VDBD
Referentin der Geschäftsführung
Redakteurin Online/Print


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2024; 36 (1/2) Seite 42-43