Kleinere Wunden in der Haut gehören zum Alltag. Doch was tun, wenn bei den Patienten die Blutgerinnung nicht funktioniert, wie sie soll. Alles zu diesem Thema erfahren Sie im Titelthema auf den folgenden Seiten.

Erst dann, wenn jemand blutet und diese Blutung nicht gestillt werden kann, wird klar, wie entscheidend wichtig die Blutstillung selbst bei kleinsten Verletzungen im Alltag sein kann. Kleinere Blutungen können so meist zum Stoppen gebracht werden, wenn sie oberflächlich liegen und man längere Zeit auf sie drückt, wenn nicht, kann man schon vermuten, dass etwas nicht stimmt.

So können sich Gerinnungsstörungen häufig äußern.

Ursachen der Gerinnungsstörungen

Aber was stimmt da nicht?! Besteht eine krankhafte Blutungsneigung? Manchmal treten auch grundlos Blutungen an der Haut oder den Schleimhäuten auf, manche Wunden bluten länger als sonst üblich, manche Frauen haben besonders starke Menstruationsblutungen.

Andererseits gibt es auch Menschen, wo genau das Gegenteil häufiger als normal auftritt – sie haben immer wieder "unerklärbare" Thrombosen – oft treten sie in Form von immer wiederkehrenden venösen Thrombosen z.B. an den Beinen auf (Thrombophilie). Vielen ist bekannt, dass manche "erbliche Blutgerinnungsstörungen" z.B. die Hämophilie (A und B) zu immer wieder auftretenden Blutungen führt, wenn man die fehlenden Gerinnungsfaktoren nicht regelmäßig als Medikament zuführt.

Mögliche Ursachen für Gerinnungsstörungen bzw. Thrombosen/Blutungen
  • Genetik (z.B. Hämophilie A und B, Faktor-V-Leiden-Mutation
  • Medikamentös (nicht steroidale Antirheumatika, Cortison)
  • Immunreaktionen ("Autoantikörper"- z.B. Antiphospholipidsyndrom
  • Als Folge anderer Primärerkrankungen (Leber- Nierenerkrankungen/Carzinom)
  • Vitamin-K-Mangel (schwerer Leberschaden)
  • Vorhofflimmern
  • Lange Immobilität
  • Ausgeprägte tiefe Varizen
  • Schwere Herzinsuffizienz
  • Krebserkrankung

Andererseits können auch "vermeintlich harmlose" von vielen Menschen in Deutschland regelmäßig eingenommene Schmerzmittel (z.B. bei Rücken- und Gelenkschmerzen, Fieber etc.) wie ASS, Ibuprofen oder Voltaren Blutungen auslösen, da sie die normale Funktion der Thrombozyten beeinträchtigen. Aber auch hormonelle Kontrazeptiva und andere Hormone können die Blutgerinnung beeinflussen.

Thrombozytenfunktion

Spätestens seit der Covid-19-Pandemie ist auch die Störung der Thrombozytenfunktion durch die Produktion von Autoantikörpern mit der Gefahr der Entstehung gefährlicher Thromben im Gefäßsystem der Peripherie und der Lunge (schwierige Behandlung) in den Vordergrund gerückt! Da die meisten Gerinnungsfaktoren in der Leber produziert werden, können auch schwere Leberschäden zu Störungen der Blutgerinnung führen. So kann auch ein Mangel an Vitamin K, das für die Synthese mehrerer Gerinnungsfaktoren in der Leber (Faktoren II, VII, IX und X) verantwortlich ist zu Blutungen führen z. B. Babys unmittelbar nach der Geburt!). Krebserkrankungen oder auch andere Organ-Erkrankungen wie z. B. der Niere gehen häufig mit einer gesteigerten Thromboserate einher. Daher wird es immer wichtiger, die Entstehung zu verstehen, um vorbeugen zu können.

Die Protein-C-Resistenz (aPC-Resistenz) ist der häufigste angeborene "Risikofaktor" für eine Thrombophilie – dabei findet der Abbau von Faktor Va durch aktiviertes Protein C nicht statt (etwa 5% der Menschen/Europa). In etwa 95% ist diese Resistenz durch eine Mutation am Faktor V verursacht – genannt: Faktor-V-Leiden-Mutation – nach der niederländischen Stadt Leiden. Diese verhindert die Bindung an aPC!


Autor:
© privat
Dr. Gerhard-W. Schmeisl
Internist, Angiologe, Diabetologe und Sozialmediziner
ehem. Lehrbeauftragter der Universität Würzburg und Chefarzt Deegenbergklinik
PrivAS Privatambulanz (Schulung)


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2024; 36 (4) Seite 10-11