Im Rahmen der Therapie bei Diabetes ist es in vielen Fällen notwendig, Hilfsmittel oder ähnliches auf die Haut aufzukleben. Das verläuft nicht grundsätzlich bei jedem Patienten ohne Komplikationen. Was man tun kann, weiß Dr. Mareike Polier.

Die Hautoberfläche hat eine besondere Rolle bei Aufkleben von Hilfsmitteln bei der sensorunterstützten Insulinpumpentherapie, die zunehmend der Therapiestandard bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes wird. Nicht nur Pflaster, auch Katheter- und Gehäusebestandteile haben langanhaltenden Kontakt zum größten Organ des menschlichen Körpers: der Haut. Entwickeln die Kinder oder Jugendlichen ein allergisches Kontaktekzem gegen Pflaster- oder Gehäusebestandteile, stellt dies eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität dar und kann die weitere Nutzung von CGM-Systemen und Insulinpumpen unmöglich machen.

Nicht immer eine Allergie

Wer mit Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes arbeitet, kennt "Hautprobleme", denn Kinder und Jugendliche sind viel häufiger davon betroffen als Erwachsene. Man unterscheidet bei den Hautphänomenen irritative von allergischen Kontaktekzemen.

Mechanische oder chemische Reize können zu einem irritativem Kontaktekzem führen, das bereits nach wenigen Stunden Tragedauer auftreten kann. Es handelt sich um eine Entzündungsreaktion, die keiner vorausgegangenen Sensibilisierungsphase bedarf. Sie wird begünstigt durch die langanhaltende Okklusion der Haut unter dem Pflaster. Kinder und Jugendliche mit einer nicht intakten Hautbarriere, wie dies beispielsweise beim Atopischen Ekzem ("Neurodermitis") oder der Xerosis cutis (sehr trockene Haut) der Fall ist, haben ein höheres Risiko für die Entwicklung eines Kontaktekzems.

Differentialdiagnostisch muss bei Kontaktekzemen auch an eine allergische Ursache ("Kontaktallergie") gedacht werden: Bei dieser wird zunächst in einer sogenannten Sensibilisierungsphase das Allergen (beispielsweise Acrylate, die Bestandteile der Pflaster sein können) als "Fremd" erkannt und entsprechend Abwehrzellen gebildet. Kommt es zu einem erneuten Kontakt mit dem Allergen, tritt eine "Abwehr-" also Entzündungsreaktion ca. 12-72 Stunden nach Kontaktbeginn auf.

Unterscheidung schwierig

Vom klinischen Bild her kann ein allergisches Kontaktekzem nur schwer von einem irritativem Kontaktekzem unterschieden werden. Beide Ekzeme treten oft erst nach monatelanger Nutzung der CGM / CSII Systeme auf. Selten sind Fälle von Auftreten der Kontaktekzeme nach nur wenigen Wochen der Nutzung beschrieben.

Bei CGM-Systemen tritt bei allergischem und irritativem Kontaktekzem häufig eine lokale Rötung und Schwellung auf, die klar begrenzt ist. Die Kinder und Jugendlichen berichten teils von Juckreiz und Brennen. Bei schweren Fällen kommen Papeln und kleine Bläschen hinzu, die Stellen nässen und heilen im weiteren Verlauf krustös ab. Bei allergischem Ursprung sind auch Hautveränderungen über die Kontaktstelle hinaus möglich.

Epikutantests sichern die Diagnose

Um sicher die Diagnose eines allergischen Kontaktekzems stellen zu können, benötigt man den Nachweis einer Sensibilisierung. Dieser kann mittels einer sogenannten Epikutantestung erfolgen. Dabei werden Testsubstanzen in besonderen Kammern durch Pflaster für zwei Tage auf den Rücken der betroffenen Kinder und Jugendlichen aufgebracht. Nach zwei Tagen wird die Hautreaktion ausgewertet.

Für die Durchführung der Epikutantestung ist aber eine genaue Kenntnis von Pflaster- und Gehäusebestandteilen des Hilfsmittels, die für eine allergische Reaktion verantwortlich sein könnten, erforderlich. Erfahrungsgemäß ist die Informationsgewinnung diesbezüglich kompliziert. Hier wäre es wünschenswert, dass die Hersteller transparenter sein könnten. Letztendlich bietet eine mögliche Identifikation des auslösenden Agens die Gelegenheit gegebenenfalls auf verträgliche Alternativen umstellen zu können. Besteht eine gesicherte Allergie gegen Pflaster- oder Gehäusebestandteile, muss das auslösende Allergen gemieden werden. Bei Wechsel auf ein anderes System sollten Kreuzallergien bedacht werden.

Wie langwierig der Nachweis eines Bestandteils als verursachende Allergie sein kann, zeigt das Beispiel von Isobornylacrylat (IBOA). Nach der Einführung eines bekannten Flash Glukosesystems wurden erste Berichte von Hautreaktionen bekannt. Über zwei Jahre zeigten verschieden Forschungsgruppen, dass Menschen mit Kontaktekzem durch diesen Sensor häufig eine Sensibilisierung gegen IBOA aufwiesen. IBOA ist in einigen Klebstoffen enthalten und im Falle des betroffenen Sensors wohl als Klebstoff im Gehäuse verwendet worden. Von dort kann es auf das Pflaster diffundieren.

IBOA wurde schon zuvor als Auslöser für Kontaktallergien identifiziert, nämlich als Klebstoff bei Kathetern für die Fixierung der Nadel am Kunststoff. Bei der Identifizierung wichtiger Allergene in den Pflastern, Katheter- und Gehäusbestandteilen sollten die Unternehmen eng mit den behandelnden Teams zusammenarbeiten, um Betroffenen schneller helfen zu können und Alternativen entwickeln zu können.

Prävention von Ekzemen

Um möglichst vielen Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes eine lebenslange Nutzung der Systeme zu ermöglich, ist eine regelmäßige Hautpflege unerlässlich. In der diabetologischen Beratung sollte die Aufklärung zur Hautpflege einen festen Bestandteil haben. Eine intakte Hautbarriere kann der Entstehung einer Kontaktallergie vorbeugen.

Empfohlen werden sollte das regelmäßige Anwenden von Basis-Externa ("Hautpflege"), beispielsweise frei verkäufliche Pflegecremes. Die Haut muss bei allen Vorstellungen in den Diabetesambulanzen beurteilt werden. Ist die Haut sehr trocken, muss der Fettanteil der Pflegecremes höher sein.

Direkt vor dem Aufbringen der CGM- oder CSII-Systeme sollte die Haut trocken und sauber sein. Die genutzten Hautareale sollten regelmäßig gewechselt werden. Sollte die Haut empfindlich auf das Ablösen der Pflaster reagieren, kann ein Pflasterlöser verwendet werden. Generell sollten die Pflaster langsam und mit wenig Kraft gelöst werden.

Barriereschutz

Besteht ein Kontaktekzem, können zusätzliche sogenannte "Barrieren" auf die Haut aufgebracht werden. Eine häufig empfohlene Barriere ist die Anwendung von Hautschutzsprays vor Aufkleben des Pflasters. Diese Sprays enthalten jedoch ebenfalls Acrylate und können daher auch Irritationen auslösen. Es muss zudem bedacht werden, dass die Sprays keinen langanhaltenden Schutz bieten.

Bei CGM-Systemen oder Schlauchpumpen besteht andererseits die Möglichkeit, Pflaster aus Hydrokolloid- oder Silikonbasis als Schutzschicht aufzubringen. Um zu verhindern, dass Pflasterbestandteile in die Haut gelangen, sollte die Nadel nicht durch die auf die Haut geklebten Pflaster durchgestochen werden. Daher sollte schon vor dem Aufbringen des Hydrokolloid- oder Silikonpflasters ein kleines Loch in diese Pflaster gestanzt werden. Betroffene berichten jedoch, dass die so fixierten Katheter und Sensoren teilweise nicht so gut halten. Zudem müssen die Eltern über den "off-label"-Use aufgeklärt werden.

Antiinflammatorische Akuttherapie

Bei Auftreten von Ekzemen kann ein zeitlich begrenzter Versuch mit lokaler antientzündlicher Therapie (meist cortisonhaltige Cremes) erfolgen. Diese Therapie sollte nicht abrupt abgesetzt, sondern je nach Befund ausschleichend angewendet werden. Die prophylaktische Anwendung von lokalen entzündungshemmenden Salben an Sensor- oder Katheterstellen ist eine "off-label"-Anwendung und muss eng mit den betreuenden Deramtolog:innnen abgesprochen werden.

In unserem Diabeteszentrum sind Therapieabbrüche aufgrund von Kontaktekzemen zum Glück noch Einzelfälle, könnten aber aufgrund der zunehmenden Technisierung der Diabetestherapie und damit steigender Zahl der Anwendenden in Zukunft häufiger auftreten. Daher muss Hautpflege ein fester Bestandteil in der Diabetesschulung zu modernen Hilfsmitteln der Diabetestechnologie bei Kindern und Jugendlichen sein.



Autorin

Dr. Mareike Polier

Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2022; 34 (11) Seite 14-15