Am 2. März 2024 fand in Güsten das 50. Treffen der AG Sachsen-Anhalt statt. Organisiert von Gerlinde Hones, langjährige AG-Sprecherin und Diabetesberaterin DDG, stand auch diesmal wieder der rege Austausch unterKolleginnen und Kollegen im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Der besondere Jubiläumscharakter verlieh dem Treffen eine festliche Atmosphäre während die Vorträge und Diskussionen tiefgehende Einblicke in verschiedene Themenbereiche der Dia-betesberatung boten.

Ein Blick über den Tellerrand

Den Auftakt machte der Allgemeinmediziner Witold Rak mit seinem Vortrag "Diabetes Drugs and Rock’n Roll". Rak, bekannt für seine unkonventionellen Ansätze, betonte die Notwendigkeit, bei der Diabetesberatung über den medizinischen Tellerrand hinauszublicken.

Er wies darauf hin, dass in der Rock‘n‘Roll-Szene viele Menschen mit Diabetes leben und berichtete über die unterschiedlichen Drogenarten, die in diesem Umfeld konsumiert werden, darunter sogenannte Upper und Downer. Rak erläuterte detailliert, wie Drogentests manipuliert werden können und unterstrich dabei die besondere Herausforderung, die der Diabetes Typ 3E (chemisch-induzierter Diabetes) darstellt.

Rak betonte, dass dieser Diabetes-Typ nicht mit oralen Antidiabetika (OAD) behandelt werden sollte. Diese Einsicht sei für die Diabetesbehandlung essenziell, um geeignete therapeutische Strategien entwickeln zu können.

Depression in der Diabetesberatung: Einblicke und Diagnostik

Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Dr. med. Christoph Axmann, Internist und Diabetologe, über die Ursachen, Symptome und Diagnostik von Depressionen. Axmann schilderte einen erschütternden Patientenfall, der die verheerenden Auswirkungen einer unentdeckten Depression verdeutlichte. Er hob die Bedeutung des WHO-5-Fragebogens in der Diabetesberatung hervor, um frühzeitig Anzeichen einer Depression zu erkennen und betroffene Patient:innen schneller einer adäquaten Behandlung zuführen zu können.

Fallstricke im Ernährungsdschungel: Praktische Beispiele aus der Praxis

Die Diabetesberaterin DDG Kathrin Flesch widmete sich in ihrem Vortrag den Fallstricken im Ernährungsdschungel. Mit einer Fülle von praktischen Beispielen veranschaulichte sie, wie wichtig es ist, die Wirkung und Wechselwirkung von Nahrungsergänzungsmitteln zu kennen. Flesch betonte, dass nicht jeder Mensch Nahrungsergänzungsmittel benötigt, jedoch bestimmte Personengruppen, wie z.B. Senioren, von deren Einsatz profitieren könnten. Ihre praxisnahen Ausführungen sorgten für ein besseres Verständnis und sensibilisierten die Teilnehmenden für den bedachten Einsatz dieser Mittel.

Adhärenz in der Therapie: Erfolgsfaktor Zusammenarbeit

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Oliver Proppe, Adhärenz-Therapeut, der die Bedeutung der aktiven Zusammenarbeit zwischen Patient:in und Therapeut:in hervorhob. Proppe verdeutlichte anhand von Beispielen, dass nur eine enge Kooperation zum gewünschten Therapieerfolg führen kann. Er erläuterte die verschiedenen krankheits-, behandlungs- und personengebundenen Faktoren, die den Verlauf einer Therapie beeinflussen. Proppe schloss mit der Erkenntnis, dass das Verständnis für die Patient:innen der Schlüssel zum Erfolg ist.

Dank und Abschied

Zum Ende des Treffens bedankte sich die Veranstaltungsleiterin Gerlinde Hones herzlich bei allen Sponsoren, Referent:innen und Helfer:innen, die in den letzten 20 Jahren zum Erfolg der AG-Treffen beigetragen haben. Mit einem wehmütigen Unterton verabschiedete sie sich von der Organisation dieser Veranstaltungen und erklärte, dass nach zwei Jahrzehnten AG-Sprechertätigkeit die Zeit für etwas Neues gekommen sei.

Das 50. AG-Treffen Sachsen-Anhalt in Güsten bot nicht nur eine Plattform für den fachlichen Aus-tausch, sondern auch einen würdigen Rahmen für den Abschied von einer Ära. Die Teilnehmenden gingen mit neuen Erkenntnissen und Inspirationen nach Hause - bereit, das Erlernte in ihrer täglichen Praxis anzuwenden und die Qualität der Diabetesberatung zu optimieren.


Autorin:
© privat
Gerlinde Hones
AG-Sprecherin Sachsen-Anhalt


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2024; 36 (7/8) Seite 40-41