Chronische Netzhauterkrankungen wie die neovaskuläre, altersabhängige Makuladegeneration (nAMD) gehen mit äußerst belastenden Symptomen, wie verschwommenem Sehen, reduziertem zentralem Visus, Abnahme der Farbintensität und erschwertem Nachtsehen einher¹. Therapieerfolge hängen maßgeblich von einer langfristigen und konsequenten Behandlung mit VEGF-Inhibitoren wie Aflibercept (Eylea) ab, um erzielte Visusergebnisse auf Dauer aufrecht zu erhalten. Die Behandlungslast ist sowohl für Patienten als auch Behandler ein zentraler Aspekt und sollte durch verlängerte Therapieintervalle möglichst reduziert werden.

Die klinischen Studien ALTAIR und ARIES belegen, dass Therapieintervalle unter Aflibercept auf bis zu vier Monate ausgedehnt werden können² ³. Verlängerte Therapieintervalle von mindestens zwölf Wochen oder mehr, werden laut einer aktuellen Umfrage unter Ophthalmologen aus Deutschland von zwei Drittel der befragten IVOM-Anwender in Deutschland in der Praxis angestrebt⁴.

T&E ermöglicht individulle Therapieintervalle für Patienten mit nAMD

Das Treat-&-Extend (T&E) Therapieschema unter Aflibercept wird dem Wunsch nach individuellen Behandlungsregimen mit verlängerten Behandlungsintervallen gerecht. „Es besteht ein hoher Bedarf an optimierten Therapieregimen, da häufige Ursachen für Therapieunterbrechungen bei der nAMD-Therapie zum Beispiel große Distanzen zum behandelnden Arzt sind“, erläuterte Prof. Dr. med. Ramin Khoramnia, Heidelberg, bei einer Presseveranstaltung von Bayer.⁵

Das T&E-Schema umfasst eine initiale Behandlung zur Aufsättigung von Aflibercept mit drei aufeinanderfolgenden monatlichen Injektionen. Anschließend kann der Arzt basierend auf dem funktionellen und/oder morphologischen Befund das zweimonatige Behandlungsintervall aufrechterhalten oder entsprechend einem T&E-Dosierungsansatz weiter verlängern. „Ein wichtiger Aspekt der T&E-Strategie ist, den individuellen Behandlungsbedarf der Patienten auszuloten. Dabei geht es darum, den Visus langfristig zu erhalten oder in vielen Fällen zu verbessern und dabei das maximale Applikationsintervall zu ermitteln“, so der Rat des Experten.⁶ ⁷

ALTAIR und ARIES: Klinische Studiendaten belegen Wirksamkeit von T&E mit Aflibercept

Zur Effektivität des T&E-Regimes mit Aflibercept stellte Prof. Khoramnia aktuelle Phase IIIb/IV- und IV-Studiendaten aus ARIES (n=271) und ALTAIR (n=246) bei behandlungsnaiven nAMD-Patienten vor:

ALTAIR

In der offenen, randomisierten, multizentrischen, prospektiven Phase IV-Studie ALTAIR wurden zwei unterschiedliche T&E-Konzepte miteinander verglichen: Bei einem Regime, wurden die Intervalle nach einer initialen Aufsättigung (drei monatliche Injektionen gefolgt von einer weiteren Injektion in Woche 16) um 2 Wochen verlängert oder verkürzt, beim zweiten erfolgte die Anpassung in 4-Wochen-Schritten. Dabei betrug das kürzeste Intervall acht Wochen, das maximale lag bei 16 Wochen. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass zu Woche 96 die Behandlungsintervalle bei bis zu 46 % der Patienten auf vier Monate ausgedehnt werden konnten. Die mittlere Veränderung der BCVA (bestkorrigierte Sehschärfe) von Baseline zu Woche 96 lag in der gesamten Studienpopulation in Bereichen von +6,1 bis +7,6 ETDRS-Buchstaben.³

ARIES

Die Studienergebnisse der randomisierten, zweiarmigen, offenen Phase IIIb/IV-Studie ARIES zeigten ähnliche Resultate hinsichtlich Therapieverlängerung und primären Studienendpunkt (Veränderung der BCVA von Woche 16 bis Woche 104). In dieser Studie wurde die Nicht-Unterlegenheit einer intravitrealen Aflibercept-Behandlung im Rahmen eines frühzeitigen T&E-Regimes (Beginn eines T&E-Regimen nach drei monatlichen Injektionen und einer weiteren Injektion in Woche 16) gegenüber einem späten T&E-Regime (nach drei monatlichen Injektionen gefolgt von Injektionen alle acht Wochen, Beginn eines T&E-Regimes ab Woche 52) bei therapienaiven Patienten mit nAMD untersucht. Ergebnis: Die Behandlungsintervalle zu Woche 104 wurden bei bis zu 30 % der Patienten auf vier Monate verlängert. Die mittlere Veränderung der BCVA von Baseline zu Woche 104 lag in Bereichen von +4,3 bis +7,9 ETDRS-Buchstaben.² „Das T&E-Behandlungsschema hat sich in der ophthalmologischen Praxis bewährt und bietet Vorteile sowohl für Patienten mit einer verringerten Behandlungslast als auch für Behandler zur besseren Planbarkeit von Visiten“, so das Fazit von Khoramnia.

Fallbeispiel

Anhand eines Fallbeispiels zur proaktiven T&E-Behandlung mit Aflibercept bei nAMD wurde veranschaulicht, dass eine geringe Menge intraretinaler Flüssigkeit zugunsten der Reduktion der Behandlungslast auf ein 16-wöchiges Intervall toleriert werden kann. Dabei ist jedoch wichtig, dass verschiedene retinale Flüssigkeitskompartimente differenziert betrachtet werden – insbesondere dann, wenn Behandlungsentscheidungen getroffen werden. Auch wenn ein gewisses Maß an subretinaler Restflüssigkeit toleriert wurde, waren Visusgewinne unter Verlängerung der Behandlungsintervalle auf 16 Wochen im zweiten Jahr stabil. Mit einer angemessenen, proaktiven T&E-Behandlung mit Aflibercept kann eine Verbesserung der Sehschärfe erreicht und aufrechterhalten werden.

Gute Wirksamkeit und Verträglichkeit auch in der klinischen Praxis

PD Dr. med. Robert Kromer, Kiel, ergänzte die klinische Datenlage mit Real-World-Evidence zum Einsatz des T&E-Regimes mit Aflibercept. Bei Patienten mit neu diagnostizierter nAMD (n=231), die mit Aflibercept in einem T&E-Protokoll behandelt wurden, blieb die Sehschärfe in der klinischen Routineanwendung über vier Jahre erhalten. Im vierten Jahr lag der Anteil der nAMD-Patienten mit einem Behandlungsintervall von ≥12 Wochen bei 48,4 %.⁸ „Um die Visusgewinne langfristig zu erhalten, ist eine kontinuierliche Therapie von entscheidender Bedeutung“, betonte Kromer. Bei Patienten mit stabilem Erkrankungsbild (≥3 Monate) kann eine Aussetzung der anti-VEGF Therapie sogar zu einem Verlust der zuvor erzielten Sehschärfegewinne führen, wie Daten aus dem Versorgungsalltag stützen. „Diese Erfahrungen sprechen dafür, auch bei stabilen Patienten die anti-VEGF-Therapie fortzusetzen“, so der Rat von Kromer.⁹

In einer weiteren retrospektiven Analyse mit 712 behandlungsnaiven Augen bei nAMD wurden Langzeiterfahrungen über zehn Jahre hinweg ausgewertet. Langfristig zufriedenstellende Visus-Ergebnisse werden unter angemessener Therapie mit einer ausreichenden Anzahl an Injektionen erreicht, schilderte Kromer. Die Real-World-Erfahrungen bestätigen zudem das gut etablierte Sicherheitsprofil von Aflibercept aus kontrollierten klinischen Studien. „Klinische Studien und die Erfahrungen aus dem Versorgungsalltag zu Aflibercept bestätigen, dass der Erhalt der Sehschärfe über viele Jahre durch T&E mit Aflibercept möglich ist“, kommentierte Kromer.¹⁰

Umfrage: Geringe Injektionshäufigkeit unter Top 3 der wichtigsten Kriterien bei Präparat-Auswahl

Zudem präsentierte Kromer Ergebnisse einer Umfrage unter IVOM-Anwendern (n=30) mit Sitz in Deutschland. Die befragten Ophthalmologen gaben als wichtigste Kriterien bei der Auswahl eines Anti-VEGF-Präparats zur Behandlung der nAMD vor allem eine schnelle, klinisch bedeutsame und anhaltende Verbesserung der Sehkraft (93 %), ein gut etabliertes und zuverlässiges Sicherheitsprofil (80 %) und eine geringe Injektionshäufigkeit in Verbindung mit nachhaltiger Verbesserung der Sehkraft (73 %) an. „Besonders für den letzten Aspekt hat die Erfahrung gezeigt, dass sich das proaktive T&E-Behandlungsschema mit Aflibercept sehr gut eignet, um die Therapieintervalle der Patienten individuell zu verlängern“, sagte Kromer. Etwa zwei Drittel der befragten IVOM-Anwender gaben an, dass sie eine Intervalllänge von mehr als 12 Wochen für ihre Patienten anstreben.⁴

Ein weiterer Aspekt bei der Therapie der nAMD betrifft den Wirkmechanismus: Rund 70 % der befragten IVOM-Anwender halten es für relevant, dass ein Wirkstoff für die anti-VEGF Therapie mehrere Moleküle hemmen kann. „Aflibercept ist ein solcher Wirkstoff, der mehrere Moleküle binden kann (z.B. VEGF und PLGF) und ein etabliertes Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil besitzt“, schilderte Kromer.⁴

Abgesehen von verlängerten Therapieintervallen gibt es weitere Stellschrauben, die Patienten dabei helfen könnnen, ihre Behandlung kontinuierlich fortzuführen. 83 % der befragten Ophthalmologen sehen eine ausführliche Aufklärung durch den Arzt und 77 % regelmäßige Gespräche mit dem Arzt und dem Praxispersonal als am hilfreichsten an, um die Adhärenz von Patienten zu fördern. Mehr als die Hälfte der befragten IVOM-Anwender sind zudem der Meinung, dass patientenverständliches Informationsmaterial zur Mitnahme hilfreich ist, damit Patienten adhärent sind.⁴ Ein umfangreiches Angebot für Ärzte und Patienten ist beispielsweise auf der Webseite: www.visusvital.de verfügbar. Auch das Patienten-Magazin VisusVital unterstützt Patienten bei der Aufklärung und Motivation.


Literatur
1. National Eye Institute. Facts about age-related macular degeneration. 2012.
2. Mitchell P et al. Retina. 2021; 41 (9): 1911–1920.
3. Ohji M et al. Adv Ther. 2020; 37 (3): 1173–1187.
4. Kantar Health. HCP-Umfrage zu „Aktuelle Therapie von chronischen Netzhauterkrankungen z.B. einer nAMD“, n=30 Ophthalmologen, Laufzeit der Umfrage: 22.03-11.04.2022.
5. Boulanger-Scemama E et al. J Fr Ophtalmol. 2015; 38(7):620-627.
6. Engelbert M et al. Retina. 2009; 29 (10): 1424–1431.
7. Fachinformationen zu Eylea®: Injektionslösung in einer Durchstechflasche, Bayer AG.
8. Traine PG et al. Ophthalmol Retina. 2019; 3 (5): 393–399.
9. Nguyen V et al. Ophthalmol Retina. 2019; 3: 623–628.
10. Gillies M et al. Am J Ophthalmol. 2020; 210: 116–124.

Quelle: Bayer | Redaktion