Kaur RJ, Deshpande S, Pinsker JE, Gilliam WP, McCrady-Spitzer S, Zaniletti I, Desjardins D, Church MM, Doyle Iii FJ, Kremers WK, Dassau E, Kudva YC; Rochester, Minnesota, USA; Diabetes Technol Ther. 2022;24(5):338-349. doi:10.1089/dia.2021.0436.
Ziel: Automatisierte Insulinabgabesysteme (AID) wurden bisher nicht im Zusammenhang mit psychischem und pharmakologischem Stress bei Typ-1-Diabetes untersucht. Ziel der Studie war die Bestimmung der glykämischen Kontrolle und des Insulinverbrauchs mit einem „Zone Model Predictive Control“ (Zone-MPC) AID-System, das für anhaltende Hyperglykämien verbessert wurde, im Vergleich zu einer sensorunterstützten Pumpentherapie (SuP) während der ambulanten Nutzung. Hinzu kam ein in der Klinik induzierter Stress.
Methode: Randomisierte cross-over Studie über je zwei Wochen mit der Nutzung von a) Zone-MPC AID versus b) SuP bei 14 Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes. In jedem Arm wurde jeder Teilnehmer in der Klinik psychischem Stress ausgesetzt (Trier Social Stress Test [TSST] und Socially Evaluated Cold Pressor Test [SECPT]). Daran schloss sich eine pharmakologische Stressinduktion mit oralem Hydrocortison an (insgesamt vier Sitzungen pro Teilnehmer). Die wichtigsten Ergebnisse waren die kontinuierlichen Glukosedaten über zwei Wochen in Prozent der Zeit im Zielbereich (TIR) 70-180 mg/dL sowie die Glukose- und Insulinwerte während und in der Nacht nach der Stressinduktion.
Ergebnisse: Bei psychischem Stress verringerte die AID den Prozentsatz der glykämischen Variabilität um 13,4 % (P = 0,009). Während des pharmakologischen Stresses, einschließlich der folgenden Nacht, gab es keine Unterschiede bei den Glukosedaten und dem Gesamtinsulin zwischen AID und ärztlich unterstützter SuP. Bei der AID war jedoch das vom Nutzer angeforderte Gesamtinsulin bei pharmakologischer Belastung um 6,9 Einheiten (P = 0,01) niedriger. Die Stressinduktion wurde durch Veränderungen der Herzfrequenz und des Kortisolspiegels im Speichel validiert. Während der zweiwöchigen Anwendung von AID lag die TIR bei 74,4 % (vs. SuP 63,1 %, P = 0,001) und die TIR über Nacht bei 78,3 % (vs. SuP 63,1 %, P = 0,004). Es traten keine unerwünschten Ereignisse auf.
Schlussfolgerung: Zone-MPC AID kann die glykämische Variabilität und den Bedarf an vom Nutzer angefordertem Insulin während pharmakologischer Belastung verringern und die glykämische Kontrolle verbessern.
Kommentar: Dieses experimentelle Studiendesign ist innovativ, weil es die bisher schwer einschätzbaren physiologischen Folgen von Stress bei Typ-1-Diabetes in den Fokus stellt. Der verbesserte Algorithmus war in der Lage, diese schwer vorhersehbaren Schwankungen der Glukosewerte zu reduzieren. Dies kann zukünftig zu einer Entlastung vieler Betroffener im Alltag beitragen.
Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (3) Seite 48