Zum 50. Mal hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) heute ihre höchste Auszeichnung verliehen: Preisträger der Paul-Langerhans-Medaille im Jubiläumsjahr ist Professor Dr. Dr. h.c. mult. Martin Hrabě de Angelis (München). Gewürdigt wird damit seine Forschungsarbeiten zu den genetischen Einflussfaktoren des Diabetes sowie seine Verdienste um die Gründung und Förderung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).
Moderne Volkskrankheiten sind oftmals Wohlstandskrankheiten: Mangelnde Bewegung und jederzeit verfügbare, hochkalorische Speisen lassen den Stoffwechsel auf Dauer entgleisen und erhöhen das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes. Doch auch wenn dieser Zusammenhang mittlerweile gut belegt ist, darf der Lebensstil nicht isoliert betrachtet werden: „Wie leicht sich schlechte Angewohnheiten in einer schlechten Gesundheit niederschlagen, hängt immer auch von der genetischen Ausstattung ab“, sagte Professor Dr. Monika Kellerer heute bei der Verleihung der Paul-Langerhans-Medaille im Rahmen des Diabetes Kongress 2021.
Laut der Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) habe der diesjährige Preisträger der wichtigsten Auszeichnung der Fachgesellschaft, Professor Dr. Dr. h.c. mult. Martin Hrabě de Angelis (Direktor des Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München und Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Genetik der Technischen Universität München), wesentlich dazu beigetragen, die komplexen genetischen Grundlagen zu identifizieren, die bei der Entstehung von Erkrankungen wie dem Diabetes mellitus eine Rolle spielen.
Revolutionäre Erkenntnis: Ernährung und Lebensstil hinterlassen Spuren im Erbgut
Aus Hrabě de Angelis' Münchener Labor stammt die für die Diabetesforschung revolutionäre Erkenntnis, dass Ernährung und Lebensstil umgekehrt auch Spuren im Erbgut hinterlassen. Sie führen zu so genannten epigenetischen Veränderungen, die zwar die Sequenz des Erbguts unangetastet lassen, jedoch die Ablesbarkeit von Genen verändern können.
Wie Hrabě de Angelis' Versuche an Mäusen gezeigt haben, kann die Ernährung auf diese Weise die Aktivität gesundheitsrelevanter Gene beeinflussen – eine Veränderung, die nicht nur das Individuum selbst betrifft: Ernährungsbedingte Störungen wie Adipositas oder Diabetes können auf diese Weise sogar an die Nachkommen weitergegeben werden. Weil die epigenetischen Veränderungen jedoch prinzipiell reversibel sind, könnten sich hieraus neue Ansatzpunkte ergeben, um einem erhöhten Diabetesrisiko entgegenzuwirken.
„Umfassende Herangehensweise, aufwändige Methodik und Mut für innovative Denkansätze“
„Wissenschaftliche Arbeiten wie die von Professor Hrabě de Angelis sind die Voraussetzung für die Entwicklung neuer präventiver und therapeutischer Ansätze“, begründet DDG-Präsidentin Kellerer die Wahl des diesjährigen Preisträgers. Seine Arbeiten zeichneten sich besonders durch die umfassende Herangehensweise an das Thema, die aufwändige Methodik und den Mut, innovative Denkansätze zu verfolgen, aus.
Aufzeichnung der Preisverleihung
Wenn Sie Teilnehmer des diesjährigen Diabetes Kongresses sind und über die notwendigen Zugangsdaten für die digitale Tagung verfügen, können Sie sich die 50. Vergabe der Paul-Langerhans-Medaille an Professor Dr. Dr. h.c. mult. Martin Hrabě de Angelis und dessen Dankesrede hier nochmals ansehen:
Mit dem Preis würdigt die DDG darüber hinaus auch Hrabě de Angelis' großes Engagement für die translationale Diabetesforschung. Als Mitbegründer und Vorstand des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) setze sich Hrabě de Angelis seit Langem dafür ein, dass die in wissenschaftlichen Labors gewonnenen Erkenntnisse schneller in der medizinischen Praxis ankommen, so Kellerer.
Förderung von Forschung, Translation und Austausch eine der „wichtigsten Aufgaben“
Als wissenschaftliche Fachgesellschaft sieht sich die DDG seit jeher der Forschungsförderung verpflichtet. Bereits bei der Gründung der Gesellschaft wurden die Förderung wissenschaftlicher Arbeiten und die Verleihung wissenschaftlicher Preise als wesentliche Ziele benannt. „Den wissenschaftlich-medizinischen Erkenntnisgewinn zu unterstützen, ist somit eines der originären Anliegen der DDG“, betont Kellerer.
„Auch wenn unsere Arbeit angesichts der steigenden Diabeteszahlen mehr und mehr eine gesundheitspolitische Ausrichtung bekommt, zählt die Förderung der diabetologischen Forschung, der wissenschaftlichen Kommunikation und der Translation noch immer zu unseren wichtigsten Aufgaben“, so die DDG-Präsidentin abschließend.
Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) | Redaktion