Wie erfolgreich es Menschen mit Diabetes gelingt, ihre Stoffwechselstörung zu managen, ist auch davon abhängig, wie über ihre Erkrankung gesprochen wird. Darauf weisen die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE und die Online-Community #dedoc° in einem gemeinsamen Positionspapier mit dem Titel Sprache und Diabetes – Language Matters hin.
Die Wortwahl spiele bei der Behandlung einer chronischen Erkrankung wie Diabetes eine große Rolle. Sie habe unter anderem Auswirkungen auf die Motivation der Patienten, machte die Fachärztin Dr. Katharina Braune anlässlich einer Pressekonferenz zum Weltdiabetestag 2022 deutlich. „Wir brauchen eine Kommunikation frei von Schuldzuweisungen und Stigmatisierung“, sagte die Medizinerin, die selbst Diabetes hat. Der Appell der Fachgesellschaften richtet sich an Journalisten, die über Diabetes berichten, aber auch an Ärzte und medizinisches Fachpersonal.
Diagnose-Gespräch als Weichenstellung
Bereits bei der Diagnose würden erste Weichen für die spätere Lebensqualität im Alltag mit Diabetes gestellt, berichtete Prof. Andreas Fritsche, Vizepräsident der DDG, aus eigener Erfahrung. Es sei beispielsweise keine gute Idee, den frisch Diagnostizierten direkt mit möglichen Folgeerkrankungen zu drohen. Viel besser und letztlich auch wirksamer sei es, Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln und die eigene Handlungsfähigkeit zu betonen. Der niedergelassene Diabetologe Dr. Jens Kröger wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass ein erfolgreiches Diabetes-Management nur gelingen kann, wenn die Patienten motiviert mitwirken. Vorwürfe und Belehrungen seien in der Regel nicht hilfreich, so der Vorstandsvorsitzende von diabetesDE. Eine sensible Sprache könne die Partizipation hingegen verbessern.
„Menschen, die eine Krankheit haben, entscheiden selbst über ihr Leben“
Dass sich die Therapieziele von Arzt und Patient gelegentlich unterscheiden können, müsse letztlich auch der Mediziner akzeptieren, machten Diabetologe Dr. Jens Kröger und Diplom-Psychologe Prof. Bernd Kulzer deutlich. Der behandelnde Arzt müsse den Patienten zwar über die Folgen seiner Entscheidungen aufklären. Er könne jedoch keinen Therapieplan verordnen, an den sich der Betroffene halten muss, um nicht getadelt zu werden. „Menschen, die eine Krankheit haben, entscheiden selbst über ihr Leben – und das muss sich auch in der Sprache widerspiegeln“, so das Fazit des Psychologen. „Ein Mensch hat viele Fähigkeiten, Facetten und Ressourcen und ist nicht nur auf eine Krankheit zu reduzieren.“
Quelle: DDG | Redaktion