Wissenschaftsbündnis DANK fordert mit einem 6-Punkte-Plan eine Präventionswende und fordert die Politik zum Handeln auf. Ziel: weniger Krankheiten, geringere Kosten und eine gesündere Bevölkerung.
Im Vorfeld der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 hat die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) einen umfassenden 6-Punkte-Plan vorgestellt, der auf eine Stärkung der Prävention und des Gesundheitsschutzes abzielt. Das Wissenschaftsbündnis fordert die neue Bundesregierung auf, verbindliche und strukturierte Maßnahmen zu verabschieden, um nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und bestimmte Krebsarten effektiver einzudämmen. Diese Erkrankungen sind für mehr als 80 Prozent der vorzeitigen Todesfälle in Europa verantwortlich.
Appell an die Politik
Barbara Bitzer, DANK-Sprecherin und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), fordert ein entschlossenes Handeln: „Wir können es uns nicht mehr leisten, untätig zu bleiben und auf wirkungslose Maßnahmen der Selbstverpflichtung oder wohlwollende Appelle an die Eigenverantwortung zu setzen. Die neue Bundesregierung muss endlich eine Präventionswende einleiten und weitreichende Maßnahmen verabschieden, die alle Menschen in Deutschland erreichen.“
Die Hauptursachen für viele nichtübertragbare Erkrankungen sind laut DANK hinlänglich bekannt: ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen und Alkoholkonsum. Entsprechend sollen mit dem 6-Punkte-Plan gezielte Maßnahmen umgesetzt werden, um die Gesundheit der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern und insbesondere Kinder und Jugendliche vor gesundheitsschädlichen Einflüssen zu schützen.
Gesundheit als wirtschaftlicher Faktor
Neben den gesundheitlichen Aspekten hebt das Wissenschaftsbündnis auch die wirtschaftlichen Vorteile einer konsequenten Präventionspolitik hervor. Eine gesunde Bevölkerung sei die Basis für eine leistungsfähige Gesellschaft und eine stabile Wirtschaft. Bitzer betont: „Durch gezielte Präventionsmaßnahmen können nicht nur die Gesundheitskosten deutlich reduziert und Folgekosten eingespart werden. Sie kosten zunächst nichts und können sogar neue Einnahmen generieren, beispielsweise durch höhere Steuern auf Tabak- und Alkoholprodukte, um Haushaltskassen in wirtschaftlich angespannten Zeiten zu entlasten.“
Laut DANK verursachen der Tabakkonsum in Deutschland jährlich Folgekosten von 97 Milliarden Euro, Alkoholkonsum weitere 57 Milliarden Euro und Adipositas 63 Milliarden Euro. Eine konsequente Präventionsstrategie könnte diese Belastungen deutlich senken.
Der 6-Punkte-Plan von DANK im Wortlaut
(auf die einzelnen Punkte klicken, um weiterführende Informationen auszuklappen)Cola und gesüßte Limonaden sind ein wesentlicher Treiber für Übergewicht und Adipositas [4]. Deshalb soll für stark gesüßte Getränke eine Herstellerabgabe – „Limo-Abgabe“ – nach britischem Modell eingeführt werden. Hier müssen die Unternehmen 24 Pence pro Liter zahlen, wenn ein Getränk 8 Gramm Zucker pro 100 Milliliter (oder mehr) enthält. Diese Maßnahme zeigt nachhaltige Erfolge: So halbierte sich die Zuckermenge, die Kinder durch Limonaden zu sich nehmen, bereits innerhalb eines Jahres nach Einführung der Steuer. Dieses Modell senkt nachweislich den Zuckerkonsum und sorgt dafür, dass Hersteller ihre Rezepturen anpassen und den Zuckergehalt in den Produkten dauerhaft reduzieren [5]. Diese Abgabe wird von den Herstellern gezahlt – eine Preiserhöhung und damit finanzielle Belastung für Verbraucher*innen ist hierbei nicht vorgesehen.
1.2.Gesunde Mehrwertsteuer: Ungesunde Lebensmittel stärker besteuern, Gesundes steuerfrei machen!Um die Gesundheit der Bevölkerung umfassend zu fördern, schlägt DANK eine Reform der Mehrwertsteuer vor: Die Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse sollte auf 0 Prozent gesenkt werden, ungesunde Produkte hingegen höher besteuert werden (z. B. „Limo-Abgabe“). Eine Steuerbefreiung für gesunde Lebensmittel würde dazu beitragen, dass die gesündere Wahl für alle Menschen einfacher und erschwinglicher wird – unabhängig von ihrem Einkommen. Dies stärkt auch die soziale Gerechtigkeit.
1.3.Gesunde Verbrauchssteuern: Gesundheitsschädliche Produkte höher besteuern!Die Preise für Alkohol und Tabak sind in Deutschland noch immer vergleichsweise gering [6]. Das begünstigt den Konsum. Gesundheitsschädliche Produkte wie Alkohol und Tabak-/Nikotinprodukte sollten daher höher besteuert werden. Wissenschaftliche Studien belegen, dass regelmäßig spürbar erhöhte Steuern auf ungesunde Produkte wie Alkohol und Tabak den Konsum signifikant senken können [7]. Zugleich sorgen solche „gesunden Steuermodelle“ bei kluger Gestaltung für stabile Einnahmen und können sogar höhere Einnahmen generieren, die wiederum für Präventionsprojekte eingesetzt werden können. Zudem können solche Modelle dazu beitragen, hohe volkswirtschaftliche Folgekosten zu reduzieren [8]. „Gesunde Steuern“ sollten dabei auch eine Sonderabgabe für Prävention enthalten, die beispielsweise für Präventionsprogramme für Kinder und Jugendliche genutzt wird. Die Sonderabgabe sollte die Verbraucher*innen nicht belasten und beim Preis dieser Produkte transparent ausgewiesen werden.
Deutschland als Präventionsnachzügler?
Seit 15 Jahren setzt sich das aus 22 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Verbänden und Organisationen bestehende Bündnis DANK für verstärkte Maßnahmen zur Verhältnisprävention ein, um bekannte Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten gesellschaftlich zu minimieren. Dennoch droht Deutschland laut dem Bündnis im europäischen Vergleich zurückzufallen. Viele andere Länder zeigen bereits, wie eine effektive Prävention durch gezielte Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden kann.
Bitzer mahnt abschließend: „Es darf nicht sein, dass wir in Deutschland als entwickeltem Land immer wieder über freiwillige Maßnahmen und mehr Aufklärung diskutieren und damit Präventions-Nachzügler sind und wertvolle Zeit verlieren. Die Politik muss endlich eine Präventionswende einleiten, damit alle Menschen erreicht werden und vor allem Kinder gesund aufwachsen können.“
Mit ihrem 6-Punkte-Plan will DANK den politischen Druck auf die kommende Bundesregierung erhöhen, um endlich verbindliche Maßnahmen zur Verbesserung der Volksgesundheit umzusetzen.
von Redaktion diabetologie-online
mit Materialien von DANK