Während die Zahl der CGM-Systeme sprunghaft ansteigt, sind die Zuwachsraten bei Insulinpumpen deutlich geringer. Werden Insulinpumpen damit zum limitierenden Faktor für die Nutzung von AID-Systemen?

Bisher wurden vor allem Insulinpumpenträger auf eine AID-Therapie umgestellt. Nach der Therapie vor der Umstellung auf ein AID-System befragt, gaben die meisten Menschen mit Typ-1-Diabetes und ihre Eltern an, bereits vorher eine Insulinpumpentherapie durchgeführt zu haben. Nur wenige wurden direkt von einer ICT-Therapie auf ein AID-System umgestellt. Auch die Zahl derer, die direkt nach der Manifestation des Diabetes ein Insulinpumpensystem verwenden, ist noch gering (siehe Abbildung 1).

© dt-Report 2024 | Abbildung 1: Therapieform vor AID-Therapie.

Barrieren der Insulinpumpentherapie

Zwar werden Insulinpumpen von der Mehrzahl der Menschen mit Diabetes als eine bedeutsame Therapieoption eingeschätzt, trotzdem gibt es eine Reihe von Barrieren hinsichtlich einer Insulinpumpentherapie (siehe Abbildung 2).

© dt-Report 2024 | Abbildung 2: Barrieren der diabetologischen Einrichtung In Bezug auf eine CSII (Diabetolog:innen).

Für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes und Erwachsene mit Typ-1-Diabetes sind vor allem der Dokumentationsaufwand (Eltern 45%/erwachsene Personen mit Typ-1-Diabetes 54%) und die Kostenerstattung (45%/39%) durch die Krankenkasse bedeutsame Hindernisse für den Antrag auf eine Pumpentherapie.

Aber auch psychologische Faktoren wie das Gefühl der Abhängigkeit von der Technik (44%/43%), ein beeinträchtigtes Körpergefühl (36%/40%) sowie ein mangelnder Tragekomfort (38%/45%) spielen eine Rolle, warum eine Insulintherapie nicht eingesetzt wird.

In der Umfrage wird auch deutlich, dass die reine Insulinpumpentherapie ohne einen steuernden Algorithmus out ist – fast niemand kann sich vorstellen, darauf zu verzichten. Von Seiten der diabetologischen Einrichtung werden vor allem das komplizierte Antragsverfahren und fehlende Ressourcen als wesentliche Barrieren für eine CSII gesehen. Zudem bestehen Bedenken, cloudbasierte Software von Herstellern nutzen zu müssen.

Mit oder ohne Schlauch?

Während Eltern und Menschen mit Typ-1-Diabetes sich gleichermaßen vorstellen können, eine Insulinpumpe mit oder ohne einen Schlauch (Patchpumpe) zu wählen, präferieren Menschen mit Typ-2-Diabetes eindeutig schlauchlose Pumpen (siehe Abbildung 3).

© dt-Report 2024 | Abbildung 3: Präferenz für Insulinpumpen mit und ohne Schlauch.

Smart-Pens – sinnvoll, aber noch nicht alltagstauglich
Eigentlich sind Smart-Pens für ein digitales Ökosystem wunderbar geeignet. Allerdings liefern sie aktuell für Menschen mit Diabetes und Diabetesteams noch keinen überzeugenden Mehrwert So richtig überzeugt sind Eltern (aktuelle Bedeutsamkeit: 23%) und Menschen mit Typ-1-Diabetes (30%) von den aktuellen smarten Insulinpens nicht. Hingegen sind Personen mit Typ-2-Diabetes, die auch am meisten von Smart-Pens profitieren würden, deutlich aufgeschlossener (51%). Noch vernichtender fällt das Urteil der Diabetologen:innen aus, von den aktuell nur 6% Insulinpens eine besondere Bedeutung zu schreiben, in fünf Jahren allerdings schon 24%. Anscheinend erfüllen die aktuellen Smart-Pens nicht die Erwartungen von Ärzten und Betroffenen. Wir wollten es genauer wissen und fragten nach, welche Barrieren für eine Nutzung von Smart-Pens vorhanden sind. Diabetelog:innen sehen vor allem die Präferenz für Fertigpens, aber auch die mangelnde Kompatibilität mit Glukosesoftware oder Apps als entscheidende Punkte, warum Smart-Pens noch keine weite Verbreitung gefunden haben. Zudem gibt es noch zu wenig überzeugende Angebote auf dem Markt. Menschen mit Diabetes sehen dies ähnlich, wobei Personen mit Typ-1-Diabetes vor allem den fehlenden Nutzen betonen, während für Personen mit Typ-2-Diabetes eine mögliche Zuzahlung ein Problem darstellt (Abbildung 4).

© dt-Report 2024 | Abbildung 4: Barrieren für die Nutzung von Smart-Pens aus Sicht von Diabetologen:innen.



Autor:
© Ludwig Niethammer
Prof. Dr. Bernhard Kulzer
Diabetes Zentrum Mergentheim, Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim, diateam


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2024; 36 (7/8) Seite 22-23