Andriessen C, Fealy CE, Veelen A, van Beek SMM, Roumans KHM, Connell NJ, Mevenkamp J, Moonen-Kornips E, Havekes B, Schrauwen-Hinderling VB, Hoeks J, Schrauwen P; Maastricht, Niederlande; Diabetologia 2022; 65: 1710 – 1720.
Fragestellung: Zeitlich begrenztes Essen (Time-Restricted Eating, TRE) könnte die Stoffwechselgesundheit verbessern, indem es die Nahrungsaufnahme auf ein bestimmtes Zeitfenster beschränkt und damit das Fasten über Nacht verlängert. Dieser verlängerte Fastenzustand sollte zu einer verstärkten Übernacht-Entleerung der hepatischen Gykogenspeicher führen und könnte die Insulinsensitivität verbessern, da die Nährstoffspeicher wieder aufgefüllt werden müssen. Frühere Studien zeigten unter kontrollierten Bedingungen günstige metabolische Effekte von 6 – 8-stündigen TRE-Regimen bei gesunden, übergewichtigen Erwachsenen. Jedoch bleiben die Effekte von TRE auf die Glukosehomöostase bei Personen mit Typ-2-Diabetes unklar. In dieser Studie wurden die Effekte einer TRE auf hepatische Glykogenspiegel und Insulinsensitivitat bei Personen mit Typ-2-Diabetes eingehend untersucht.
Methodik: Vierzehn Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes (BMI 30,5 ± 4,2 kg/m2, HbA1c 46,1 ± 7,2 mmol/mol [6,4 ± 0,7 %]) nahmen im Rahmen einer randomisierten Crossover Studie an einer 3-wöchigen TRE (tägliche Nahrungsaufnahme innerhalb von 10 Stunden) vs. Kontrolle (Verteilung der Nahrungsaufnahme über ≥ 14 Stunden) teil. Die Studie wurde in der Universität Maastricht in den Niederlanden durchgeführt. Zu den Einschlusskriterien gehörten die Diagnose eines Typ-2-Diabetes, ein intermediärer Chronotyp und das Fehlen von Erkrankungen, welche die Durchführung und/oder die Endpunke der Studie beeinträchtigen könnten. Die Randomisierung wurde durch einen studienunabhängigen Untersucher durchgeführt, unter Sicherstellung dass eine gleiche Anzahl von Teilnehmern mit TRE und CON begann. Aufgrund der Natur der Studie waren weder Teilnehmer noch Untersucher zu den Studieninterventionen verblindet. Die Qualität der Daten wurde ohne Einsicht über die Zuordnung zur Intervention geprüft. Der hepatische Glykogenspiegel wurde mittels 13C-MRS und die Insulinsensitivität wurde mittels eines hyperinsulinämischen-euglykämischen zweistufigen Clamps erfasst. Die Glukosehomöostase wurde zusätzlich mittels 24 h kontinuierlichen Glukosemonitoring-Geräten abgeschätzt. Die sekundären Endpunkte beinhalteten den 24 h-Energieverbrauch und Substratoxidation, den Leberfettgehalt sowie die mitochondriale Kapazität der Skelettmuskulatur.
Ergebnisse: Die Ergebnisse werden als Mittelwert ± SEM dargestellt. Der hepatische Glykogengehalt zwischen TRE und Kontroll-Bedingungen war vergleichbar (0,15 ± 0,01 vs. 0,15 ± 0,01 AU, p = 0,88). Der M-Wert war nicht signifikant beeinflusst durch TRE (19,6 ± 1,8 vs. 17,7 ± 1,8 μmol kg−1 min−1 in TRE vs. Kontrolle, p=0.10). Hepatische und periphere Insulinsensitivitat blieben ebenfalls unbeeinflusst durch TRE (p = 0,67 bzw. p = 0,25). Jedoch erhöhte sich die insulin-induzierte Glukosedisposition mit TRE (nicht-oxidative Glukosedisposition 4,3±1,1 vs 1,5±1,7 μmol kg−1 min−1, p = 0,04). TRE erhöhte die Zeitspanne innerhalb des normoglykämischen Bereichs (15,1 ± 0,8 vs. 12,2 ± 1,1 h pro Tag, p = 0,01); und reduzierte die Nüchternglukose (7,6 ± 0,4 vs. 8,6 ± 0,4 mmol/l, p = 0,03) und 24 h-Glukosekonzentrationen (6,8 ± 0,2 vs. 7,6 ± 0,3 mmol/l, p < 0,01. Der Energieverbrauch über 24 h war unbeeinflusst. Nichtsdestoweniger verringerte TRE die 24 h Glukoseoxidation (260,2 ± 7,6 vs 277,8 ± 10,7 g/Tag, p = 0,04). Es wurden keine auf die Intervention bezogenen unerwünschten Ereignisse berichtet.
Schlussfolgerung: Die Studie zeigt dass ein 10-h-TRE-Regime eine praktikable, sichere und effektive Massnahme zur Verbesserung der 24-h-Glukosehomöostase darstellt, in freilebenden Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes. Diese Veränderungen sind jedoch nicht begleitet von Veränderungen der Insulinsensitivität oder des hepatischen Glykogens. Studienregistrierung: ClinicalTrials.gov NCT03992248
Kommentar: Diese Studie zeigt dass Nahrungsaufnahme innerhalb eines limitierten Zeitfensters eine mögliche zusätzliche Strategie zur Optimierung der Glukosekontrolle bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes darstellen könnte.
Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (5) Seite 44-45