Kwan AYM, Gerstein HG, Basile J et al, Eli Lilly Company, Indianapolis, IN, USA; Diabetes Care 2022; 45: 547 – 554.

Fragestellung: Die Patientencharakteristika und Langzeitveränderungen der HbA1c-Konzentration bei Patienten, die mit 1,5 mg Dulaglutid behandelt wurden, wurden in einer Posthoc-Analyse der Researching cardiovascular Events with a Weekly INcretin in Diabetes (REWIND)-Studie untersucht.

Studiendesign und Methoden: Die Veränderung des HbA1c vom Ausgangswert wurde während und bis zu 72 Monaten Therapie vor und nach Anpassung für die Diabetesdauer, bestehende mikrovaskuläre Komplikationen (Nephropathie, Retinopathie) und des BMI erfasst. Steigungsanalysen wurden eingesetzt, um die Änderung des HbA1c während 0 – 12 Monate und 12 – 72 Monate Therapie zu untersuchen.

Ergebnis: HbA1c wurde signifikant reduziert bei mit Dulaglutid behandelten Patienten im Vergleich zu Plazebo während 72 Monate Therapiedauer (kleinste mittlere Differenz 2 = –0,61 %, p < 0,001), ungeachtet der Diabetesdauer, bestehender mikrovaskulärer Komplikationen und des BMI (alle Interaktionen p > 0,07). Signifikante Reduktionen waren sichtbar zu allen Zeitpunkten und waren unabhängig von den basalen Charakteristika. Die Steigungsanalysen erbrachten, dass die Dulaglutid-Gruppe eine höhere Rate von HbA1c-Reduktionen erfuhr, verglichen mit der Plazebo-Gruppe von 0 – 12 Monate vor und nach Anpassung. Die Dulaglutid-Gruppe erfuhr auch eine höhere Rate an HbA1c-Zunahme von Monat 12 – 72 verglichen mit der Plazebo-Gruppe, es wurde nichtsignifikant nach kombinierter Anpassung für die Diabetesdauer, bestehende mikrovaskuläre Komplikationen und BMI. Trotz der höheren Rate von HbA1c-Zunahme in der Dulaglutid-Gruppe während dieser Periode verblieben die mittleren HbA1c-Werte unterhalb des Ausgangswertes in der Dulaglutid-Gruppe und unterhalb der mittleren HbA1c-Werte in der Plazebo-Gruppe.

Schlussfolgerung: Die Therapie mit 1,5 mg Dulaglutid war mit einer signifikanten langanhaltenden HbA1c-Abnahme über 72 Monate assoziiert, unabhängig von der basalen Diabetesdauer, den mikrovaskulären Komplikationen und dem BMI.

Kommentar: Neben dem belegten Benefit für makrovaskuläre und renale Komplikationen bei Typ-2-Diabetes tritt der Stoffwechseleffekt des GLP-1-Rezeptoragonisten Dulaglutid beinahe in den Hintergrund, obwohl eine anhaltende Verbesserung der Stoffwechseleinstellung nachgewiesenermaßen Einfluss auf makrovaskuläre und renale Endpunkte nimmt. GLP-1-Rezeptoragonisten werden vorzugsweise bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und erhöhtem BMI empfohlen. Diese nachträgliche Analyse der REWIND-Studie zeigt einen positiven Langzeiteffekt von Dulaglutid auf den Kohlenhydratstoffwechsel, gemessen am HbA1c, unabhängig von Ausgangscharakteristika der Studienteilnehmer wie Diabetesdauer, mikrovaskuläre Komplikationen und BMI. GLP-1-Rezeptoragonisten sind also nicht nur eine Therapieoption bevorzugt für übergewichtige Menschen mit Typ-2-Diabetes.



Autorin:
Priv.-Doz. Dr. med. Kornelia Konz

Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (3) Seite 45-46