GRADE Study Research Group, Nathan DM, Lachin JM, Bebu I, Burch HB, Buse JB, Cherrington AL, Fortmann SP, Green JB, Kahn SE, Kirkman MS, Krause-Steinrauf H, Larkin ME, Phillips LS, Pop-Busui R, Steffes M, ­Tiktin M, Tripputi M, Wexler DJ, Younes N; Rockville, MD, USA ; N Engl J Med 2022; 387: 1075 – 1088.

Hintergrund: In Bezug auf mikrovaskuläre und kardiovaskuläre Erkrankungen bei Personen mit Typ-2-Diabetes fehlen Daten zur vergleichenden Wirksamkeit häufig verwendeter glukosesenkender Medikamente, wenn sie zusätzlich zu Metformin eingesetzt werden.

Methodik: Die Autoren bewerteten die vergleichende Wirksamkeit von vier häufig verwendeten glukosesenkenden Medikamenten, die zusätzlich zu Metformin eingesetzt wurden und das Ziel hatten, ein HbA1c von weniger als 7,0 % bei Teilnehmern mit Typ-2-Diabetes zu erreichen. Die zufällig zugewiesenen Therapien waren Insulin glargin U 100 (im Folgenden Glargin), Glimepirid, Liraglutid und Sitagliptin. Zu den vorgegebenen sekundären Endpunkten in Bezug auf mikrovaskuläre und kardiovaskuläre Erkrankungen gehörten Bluthochdruck und Dyslipid­ämie, bestätigte mäßig oder stark erhöhte Albuminurie oder eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate von weniger als 60 ml pro Minute pro 1,73 m2 Körperoberfläche, diabetische periphere Neuropathie, beurteilt mit dem Michigan Neuropathy Screening Instru­ment, kardiovaskuläre Ereignisse (Major adverse cardiovascular events [MACE], Krankenhausaufenthalt wegen Herzinsuffizienz oder eines aggregierten Ergebnisses eines kardiovaskulären Ereignisses) und Tod. Hazard Ratios werden mit 95-%-Konfidenzgrenzen dargestellt, die nicht für mehrere Vergleiche bereinigt sind.

Ergebnisse: Während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 5,0 Jahren bei 5 047 Teilnehmern gab es keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Interventionen in Bezug auf die Entwicklung von Bluthochdruck oder Dyslipidämie oder in Bezug auf mikrovaskuläre Ergebnisse. Die mittlere Gesamtrate (d. h. Ereignisse pro 100 Teilnehmerjahre) von mäßig erhöhten Albuminuriespiegeln betrug 2,6, von stark erhöhten Albuminuriespiegeln 1,1, der Nierenfunktionsstörung 2,9 und der diabetischen peripheren Neuropathie 16,7. Die Behandlungsgruppen unterschieden sich nicht in Bezug auf MACE (Gesamtrate 1,0), Krankenhausaufenthalt wegen Herzinsuffizienz (0,4), Tod durch kardiovaskuläre Ursachen (0,3) oder alle Todesfälle (0,6). Es gab kleine Unterschiede in Bezug auf die Raten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mit 1,9, 1,9, 1,4 und 2,0 in den Gruppen Glargin, Glimepirid, Liraglutid und Sitagliptin. Wenn eine Behandlung mit den kombinierten Ergebnissen der anderen drei Behandlungen verglichen wurde, betrugen die Hazard Ratios für jede kardiovaskuläre Erkrankung 1,1 (95-%-Konfidenzintervall [KI] 0,9 bis 1,3) in der Glargin-Gruppe, 1,1 (95 % KI 0,9 bis 1,4) in der Glimepirid-Gruppe, 0,7 (95 % KI 0,6 bis 0,9) in der Liraglutid-Gruppe und 1,2 (95 % KI 1,0 bis 1,5) in der Sitagliptin-Gruppe.

Schlussfolgerungen: Bei Teilnehmern mit Typ-2-Diabetes unterschieden sich die Inzidenzen von mikrovaskulären Komplikationen und Tod zwischen den vier Behandlungsgruppen nicht wesentlich. Die Ergebnisse weisen auf mögliche Unterschiede zwischen den Gruppen bei der Inzidenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin. (Finanziert vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases und anderen; GRADE ClinicalTrials.gov Nummer, NCT01794143)

Kommentar: Diese Ergebnisse der vom NIDDK finanzierten Studie zeigen, dass für mikrovaskuäre Ereignisse, Bluthochdruck und Dyslipidämie die Ergebnisse für Glargin, Liraglutid, Glimepirid und Sitagliptin gleichauf sind. Makrovaskuläre Ereignisse waren am niedrigsten mit Liraglutid, was den Ergebnissen der kardiovaskulären Outcome-Studie mit Liraglutid entspricht. Die Therapie mit SLGT-2-Hemmern wurde nicht hinzugezogen, da sie bei der initialen Planung der Studie noch nicht so etabliert waren.



Autorin:
Prof. Dr. med. Nanette Schloot

Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (6) Seite 46